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Alle Oberthemen / 3408 / Grundbegriffe der Gruppenpsychologie

1. Grundbegriffe der Gruppenpsychologie (24 Karten)

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Soziale Gruppe
Soziale Gruppe: Eine Menge von Individuen, die sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen und ein gewisses Maß emotionaler Bindung bezüglich dieser gemeinsamen Selbstdefinition teilen. Die Gruppe, zu der ein Individuum sich zugehörig fühlt, wird als Eigengruppe, eine im sozialen Kontext relevante Vergleichsgruppe als Fremdgruppe bezeichnet.

Für das Verständnis von Gruppenprozessen entscheidend ist, inwieweit sich Personen selbst als Gruppe definieren.

Soziale Kategorie und soziale Gruppe werden oft synonym verwendet.
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Entitativität
Entitativität bezieht sich darauf, in wie weit eine Ansammlung von Personen vom sozialen Beobachter als kohärente soziale Einheit wahrgenommen wird (bzw. seinem „prototypischen“ Bild einer Gruppe entspricht).

Vor allem bei Gruppen, bei denen ein hohes Maß an Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern besteht.
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Gruppenkohäsion
Gruppenkohäsion bezieht sich auf den inneren Zusammenhalt einer Gruppe (das „Wir-Gefühl“), der u.a. durch die Intensität und emotionale Qualität der Beziehungen der Gruppenmitglieder zueinander zum Ausdruck kommt.

Sie kann zwischen Gruppen, unterschiedlichen sozialen Kontexten, und über die Zeit hinweg variieren.
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Soziale (oder auch kollektive) Identifikation
Soziale (oder auch kollektive) Identifikation bezieht sich auf die psychologische Beziehung zwischen Selbst und Gruppe. Soziale Identifikation wird als ein Konstrukt aufgefasst, das aus mehreren Komponenten besteht.

  • Auf abstraktem Niveau reflektieren diese Komponenten
  • - welchen Stellenwert die Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition einer Person hat, und- wie viel eine Person emotional in ihre Gruppenmitgliedschaft investiert.
  • Gruppenmitglieder können sich unterschiedlich stark mit ihrer Gruppe identifizieren
  • Einflussfaktor für auf die psychologische Beziehung zwischen Individuum und Gruppe ist, ob
  • - die Gruppenzugehörigkeit selbst gewählt worden ist oder - ob sie durch soziale Strukturen oder die Behandlungen anderer Personen vorgegeben, - ob es sich um eine soziale Minoritätsgruppe oder um eine Majo-ritätsgruppe handelt.


Minoritäts-angehörigen im Vergleich zu Majoritätsangehörigen ihre Gruppenzugehö-rigkeit in sozialen Situationen häufiger präsent ist, wobei sie gleichzeitig in geringerem Maße positive Gefühlszustände aufgrund ihrer Gruppenzuge-hörigkeit erleben

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Welche sozialpsychologischen Prozesse liegen der Gruppenbildung zugrunde?
Evolutionspsychologische Ansätze betonen den adaptiven Wert der Gruppenbildung: Im Zuge der Evolution des Menschen brachte das Zusammenleben in Gruppen Menschen (wie auch anderen Spezies) Überlebensvorteile, was - über das Evolutionsprinzip der natürlichen Se-lektion vermittelt - dazu geführt hat, dass Menschen ein angeborenes Be-dürfnis nach Gruppenzugehörigkeit entwickelt haben

Austausch- oder Interdependenztheorien heben die Instrumentalität der Gruppe für das Individuum hervor (z.B. Thibaut & Kelley, 1959). Menschen sind im Hinblick auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig (interdependent). Mit anderen Worten: Menschen bilden Gruppen, weil sie der individuellen Bedürfnisbefriedigung dienen

Der soziale Identitätsansatz betont demgegenüber die kognitiven Grundlagen der Gruppenbildung (z.B. Turner et al., 1987). Diesem Ansatz zufolge ist Interdependenz zwar eine hinreichende, nicht aber eine notwendige Bedingung dafür, dass Menschen Gruppen bilden. Notwendig ist vielmehr, dass Personen sich selbst und andere Personen als gleiche (identische, austauschbare) Elemente einer sozialen Kategorie wahrnehmen. Diese Selbstkategorie liefert dann die Grundlage für die Definition einer sozialen Identität, die die Gruppenbildung und das Gruppenverhalten reguliert
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Selbstkategorisierung
Selbstkategorisierung: Der Prozess der kognitiven Gruppierung des Selbst und anderer Personen als gleiche (identische, austauschbare) Mit-glieder einer sozialen Kategorie in Abgrenzung zu Mitgliedern anderer so-zialer Kategorien.

Diese Selbstkategorie liefert dann die Grundlage für die Definition einer sozialen Identität, die die Gruppenbildung und das Gruppenverhalten reguliert.

Experimente von Tajfel und Kollegen (z.B. Tajfel et al., 1971) die zeigten, dass die bloße Kategorisierung von Menschen auf der Grundlage eines trivialen Merkmals bereits hinreichend sein kann, um bestimmte Formen des Gruppenverhaltens zu erzeugen.
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Einflussreiche theoretische Perspektiven der sozialpsychologischen Gruppenforschung
Persönlichkeit und individuelle Differenzen
Austausch und Interdependanz
Soziale Kategorisierung und soziale Identiät
Soziale Kognition
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Persönlichkeit und individuelle Differenzen
Forschungsarbeiten der experimentellen Psychologie, die sich auf die Erforschung individueller Phänomene beschränkte. Ansatz geht davon aus, dass sich das Verhalten von Menschen in Gruppen (wie das Verhalten von Menschen allgemein) unmittelbar aus ihren individuel-len Eigenschaften, Präferenzen und Interessen ableiten lässt.

Floyd Allport: „There is no psychology of groups which is not essentially and entirely a psychology of individuals“

Vielzahl von Persönlichkeitseigenschaften und individuellen Differenzen identifiziert, die einen Beitrag zur Erklärung von Gruppenverhalten leisten

Persönlichkeits- oder eigenschaftsbasierte Ansätze erklären allerdings nur unzureichend, warum sich Menschen als Mitglieder von Gruppen häufig anders verhalten, als es ihre persönlichen Eigenschaften erwarten lassen

Forschung legt Diskontinuität zwischen individuellem und Gruppenverhalten nahe, so dass man nicht einfach von den Eigenschaften von Individuen auf ihre Verhalten in Gruppensituationen extrapolieren kann.
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Austausch- und Interdependanz
Austausch- oder Interdependenztheorien sehen in der wechselseitigen Abhängigkeit von Menschen in sozialen Interaktionen und Beziehungen den Schlüssel zum Verständnis von Interaktionen in Gruppen

Menschen sind im Hinblick auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig (interdependent). Die Bildung von relativ zeitstabilen Gruppen ermöglicht einen sicheren und vorhersehbaren wechselseitigen Austausch von materiellen und immateriellen Ressourcen. Durch Kooperationen mit anderen Gruppenmitgliedern können zudem Ziele erreicht werden, die individuell nicht erreicht werden könnten.

Beziehungen, Regeln und Ziele müssen Mitglieder einer Gruppe aufeinander abstimmen und gemeinsam definieren. Folge: Gruppe selbst verhält sich dementsprechend typischerweise auch anders als die Summe ihrer Mitglieder.

Im Einklang mit Theorien der rationalen Entscheidung (Rational-Choice Theories) gehen Vertreter/innen von Austausch- oder Interdependenzansätzen zudem davon aus, dass Menschen Interaktionen, die instrumentell für die individuelle Zielerreichung sind als positiv empfinden und sie dementsprechend wiederholen.

Die Annahme der wechselseitigen Abhängigkeit als einer zentralen psychologischer Grundlage für Gruppenprozesse findet sich in zahlreichen Ansätzen der Forschung zu zwischenmenschlichen Interaktionen innerhalb von Gruppen
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Soziale Kategorisierung und soziale Identität
Der soziale Identitätsansatz, der die Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1986) und ihre Weiterentwicklung in Form der Selbstkategorisie-rungstheorie (Turner et al., 1987) umfasst, betont die kognitiven Grundla-gen der Gruppenbildung.

Diesem Ansatz zufolge ist Interdependenz zwar eine hinreichende, nicht aber eine notwendige Bedingung dafür, dass Menschen Gruppen bilden und sich entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit verhalten.

Notwendig ist vielmehr, dass Personen sich selbst und andere Personen als gleiche (austauschbare) Elemente einer sozialen Kategorie wahrnehmen.

Ausgangspunkt der Entwicklung des sozialen Identitätsansatzes waren Ergebnisse der Experimente mit minimalen Gruppen von Tajfel und MitarbeiternGruppenstiftend war allein die Kategorisie-rungsinformation. Überraschenderweise war schon unter diesen minima-len Bedingungen und in Abwesenheit von Interdependez eine systemati-sche Tendenz zur Bevorzugung der Mitglieder der Eigengruppe gegenüber Mitgliedern der Fremdgruppe zu beobachten. Erklärung für die in den Mimalgruppenexperimenten beobachteten Effekte aus der Perspektive des sozialen Identitätsansatzes ist das Konzept der sozialen Identität.
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Theorie der sozialen Identität
Der Theorie der sozialen Identität zufolge stellt die Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppen die psycho-logische Basis dafür dar, dass sich Personen nicht länger im Sinne ihrer individuellen Identität, sondern auf der Basis ihrer Gruppenzugehörigkeit im Sinne ihrer sozialen Identität definieren.

Die Selbstkategorisierungstheorie hat die Bedeutung des Konzepts der sozialen Identität zur Erklärung von Verhalten innerhalb und zwischen Gruppen weiter ausgearbeitet.

Der Begriff personale Identität bezieht sich in diesem Forschungszusammenhang auf eine Definition einer Person als einzigartiges und unverwechselbares Individuum, die auf einer interperso-nalen Differenzierung auf der Basis individueller Merkmale beruht („ich“ vs. „du“ oder „ihr“).

Der Begriff der sozialen Identität bezieht sich demgegen-über auf eine Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied, die aus einer intergruppalen Differenzierung zwischen Eigen- und Fremd-gruppe auf der Basis gruppentypischer Merkmale resultiert („wir“ vs. „die“).

In dem Maße, in dem sich Menschen im Sinne ihrer sozialen Identität definieren, das Erleben und Verhalten dieser Person durch die in der entsprechenden Gruppe vorherrschenden Werte, Normen, Einstellungen etc. beeinflusst wird.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass personale und soziale Identi-tät nicht als statische Konzepte zu verstehen sind, sondern als dynamisch und kontextabhängig.

Eine Person kann sich also je nach Kontextbedin-gungen in einer Interaktionssituation in erster Linie als Mann (im Unter-schied zu den anwesenden Frauen), in der nächsten als Psychologe (im Unterschied zu den anwesenden Biologen) und in der darauffolgenden als einzigartiges Individuum sehen, wobei jeweils die entsprechenden identi-tätsspezifischen Werte, Normen und Einstellungen das Erleben und Ver-halten bestimmen.
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Soziale Kognition
Generalthema der sozialen Kognitionsforschung ist die Frage, wie Menschen Informationen über andere Menschen und Gruppen verarbeiten, wie diese Informationen mental organisiert, gespei-chert und abgerufen werden und wie sich diese Verarbeitungsprozesse auf die subjektive Wahrnehmung und Interpretation der sozialen Realität auswirken.

Die unter dieser Forschungsperspektive entwickelten Erklärungsansätze und Modelle auf einer Reihe von gemeinsamen Prämissen.

Informationsverarbeitungsprozesse lassen sich dahingehend unterscheiden, inwieweit sie automatisch oder kontrolliert verlaufen. Automatische Prozesse sind u.a. dadurch gekennzeichnet, dass sie wenig kognitive Ressourcen verbrauchen, nicht kontrolliert werden müssen (oder kontrolliert werden können) und unterhalb der Bewusstseinsschwelle ablaufen (z.B. Bargh, 1999). Kontrollierte Prozesse benötigen demgegenüber erhebliche kognitive Ressourcen, sie erfordern aktive Regulation, die von einer Person (zumindest teilweise) bewusst gesteuert werden kann.

Beispiel: Kontinuum-Modell von Susan Fiske und Steven Neuberg
Eindrucksbildung stets mit einer automatischen Kate-gorisierung der fremden Person beginnt, die auf der Grundlage leicht be-obachtbarer Merkmale erfolgt. Nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der Informationsverarbeitung vorhanden ist, wird die kategorien- o-der stereotypenbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer eigen-schaftsbasierten Informationsverarbeitung aufgegeben.
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Normen und Rollen
Das individuelle Verhalten der Gruppenmitglieder wird durch soziale Normen koordiniert. Soziale Normen lassen sich anhand der folgenden 4 Aspekte charakterisieren:
1. Soziale Normen sind von den Gruppenmitgliedern konsensual geteilte Erwartungen;
2. sie beziehen sich darauf, wie man sich als Gruppenmitglied in bestimmten sozialen Situationen verhalten sollte (und wie nicht), bzw. welche Einstellungen, Meinungen und Gefühle sozial (un-) angemessen sind;
3. das Befolgen dieser Erwartungen wird in vorhersehbarer Weise positiv, die Abweichung negativ sozial sanktioniert;
4. Normen sind sozial (gesellschaftlich oder kulturell) bedingt und variieren daher zwischen Gruppen (Gesellschaften oder Kulturen)
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Soziale Normen dienen u.a. den folgenden Funktionen
Gruppenlokomotion. Normen gewährleisten die Übereinstimmung der Gruppenmitglieder im Hinblick auf die Gruppenziele und die Zielerreichung,
Aufrechterhaltung der Gruppe. Normen führen zu einer Stabilisierung von Verhaltenserwartungen – eine wichtige Voraussetzung für befriedigende Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern,
Interpretation der sozialen Wirklichkeit. Normen kreieren und erhalten einen gemeinschaftlich geteilten Bezugs- und Interpretati-onsrahmen für die Bewertung von Ereignissen und Verhaltenswei-sen,
Definition der Beziehungen zur sozialen Umwelt. Normen dienen der Gruppe dazu, sich von anderen Gruppen abzugrenzen oder zu unterscheiden. Sie definieren die „Identität“ der Gruppe.
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Zwei Typen von Normen
injunktive Norm bezieht sich auf die Wahrnehmung, welches Verhalten von anderen gebilligt wird und welches nicht („Man soll seinen Abfall nicht einfach herumliegen lassen.“)

Normen dieses Typs motivieren Verhalten durch die Antizipation von Belohnungen (oder Bestrafungen) für normatives (oder nicht-normatives) Verhalten.

Deskriptive Norm bezieht sich auf die Wahrnehmung der Gruppenmitglieder, wie sich die meisten für gewöhnlich in einer Situation Verhalten („Im Kino lassen die meisten ihren Abfall liegen.“).

Normen dieses Typs motivieren Verhalten dadurch, dass sie darüber informieren, was offenbar angemessen oder sinnvoll ist („Wenn alle es tun, wird es seine Richtigkeit haben.“).


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Expermiemtn zu injunktiven und deskriptiven Normen
Reno, Cialdini und Kallgren (1993) haben die Effektivität injunktiver und deskriptiver Normen in einer Serie von drei Feldexperimenten untersucht.

Es wurde dabei auf soziale Normen gegen Umweltverschmutzung durch das Wegwerfen von Abfall auf öffentlichen Plät-zen Bezug genommen.

Abbildung 1.1 zeigt den Anteil der Untersuchungspersonen, die das Flugblatt auf den Boden warfen. Wie zu sehen ist, hatten injunktive Nor-men einen starken Effekt auf das Verhalten der Untersuchungspersonen, der sich unabhängig davon auswirkte, ob der Parkplatz insgesamt sauber war oder nicht. Der Effekt deskriptiver Normen, war vergleichsweise schwächer. Tatsächlich war dieser nur dann zu beobachten, wenn sowohl durch das Verhalten der Konföderierten als auch durch den vorherrschen-den Zustand des Parkplatzes signalisiert wurde, dass es in diesem Kon-text üblich ist, seinen Müll einfach wegzuwerfen.
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Soziale Rollen
Soziale Rollen: Innerhalb einer Gruppe geteilte Erwartungen, die definieren, wie sich Personen, die bestimmte Positionen innerhalb der Gruppe einnehmen, verhalten sollen.

Formelle Rollen beruhen auf geplanten und expliziten Rollenbeschreibungen, informelle Rollen hingegen ergeben sich ungeplant aus relativ stabilen Mustern sozialer Interaktionen aus im-pliziten Erwartungen.

Ebenso wie Gruppennormen erleichtern soziale Rollen das koordinierte Handeln innerhalb von Gruppen, da sie Handlungsroutinen und Skripte für soziale Interaktionen bereitstellen und soziale Interaktionen durch Standardisierung vorhersehbar machen.
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Konflikte durch Soziale Rollen
Eine erste Konfliktquelle resultiert aus der Rollenzuweisung (z.B. dann, wenn die zugewiesene Rolle nicht mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt, Moreland & Levine, 1982).

Eine zweite Konfliktquelle besteht in unklaren oder mehrdeutigen Definition der Rolle, die übertragen wird (Rollenambiguität).

Die Person kann sich auch durch die Rolle überfordert fühlen (Rollenstress).

Schließlich kann die Übernahme einer Rolle auch zum Erleben von Inkonsistenzen und Widersprüchen führen, die aus einer Unvereinbarkeit der übernommenen Rolle mit anderen Rollen resultieren (Rollenkonflikte)

Forschungsarbeiten zu Kooperationen in Arbeitsgruppen zeigen, dass Rollenkonflikte eine Quelle von Produktivitätsverlusten darstellen (Jackson & Schuler, 1985). Allerdings bergen Rollenkonflikte auch das Potential sozialer Innovation (z.B. in dem die Konflikte durch die Entwicklung neuer Rollen überwunden werden).
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Richard Moreland und John Levine (1982)
Gruppensozialisationsprozess
Beziehung zwischen Individuum und Gruppe über die Zeit hinweg systematisch verändert, und dass sowohl Individuum als auch Gruppen als Agenten zu dieser Veränderung beitragen.

Das Modell ist für die Analyse von Prozessen innerhalb von Gruppen kon-zipiert worden, die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, deren Mitglieder wechselseitig voneinander abhängig sind, und die direkt miteinander interagieren. Beispiele für solche Gruppen wären Arbeits- oder Projektgruppen innerhalb von Organisationen oder Sportmannschaften

Fünf Phasen der Gruppenmitgliedschaft unterschieden:
1. Erkundung,
2. Sozialisation,
3. Aufrechterhaltung,
4. Resozialisierung und
5. Erinnerung.


Übertritt von einer Phase in die nächste durch einen Rollenübergang gekennzeichnet. Durch den Eintritt in die Gruppe wird aus einem potentiel-len künftigen Mitglied (Erkundung) ein neues Mitglied (Sozialisation), durch die wechselseitige Akzeptanz wird aus dem neuen Mitglied ein Vollmitglied, durch Divergenzen wird aus dem Vollmitglied ein randständi-ges Mitglied und durch den Austritt aus einem randständigen Mitglied ein ehemaliges Mitglied
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1. Erkundung
1. Erkundung: In dieser Phase suchen sich Gruppen Individuen, die einen Beitrag zur Erreichung der Gruppenziele leisten können. Individuen (als potentielle zukünftige Gruppenmitglieder) suchen wie-derum nach Gruppen, die ihre Bedürfnisse befriedigen können.

Legen sich beide Parteien darauf fest, eine Beziehung einzugehen, kommt es zum Eintritt in eine Gruppe (der Initiation).

Die Initiation markiert das Ende der Erkundungsphase und den Übergang zur Sozia-lisationsphase.
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2. Sozialisation
2. Sozialisation: Gruppe und Individuum versuchen einander in wechselseitigen sozialen Einflussprozessen so zu verändern, dass ihre Beziehung für beide Seiten gewinnbringend ist. Die Einfluss-prozesse der Gruppe zielen darauf ab, den Beitrag des Individuums zum Erreichen der Gruppenziele zu fördern.

Den neuen Gruppenmitgliedern werden die Gruppennormen und -regeln vermittelt und sie werden dazu angehalten, diese zu befolgen; zudem lernen sie ihre Position und ihre Rolle in der Gruppe kennen (Assimilationsprozess).

Der Einfluss des Individuums ist hingegen darauf gerichtet, die Gruppe so zu verändern, dass sie seine Bedürfnisse optimal befriedigt. Neue Mitglieder können beispielsweise versuchen, bestehende Normen und Regeln gemäß ihren persönlichen Zielen zu verändern (Akkommodationsprozess).

Wenn beide Parteien (Grup-pe und Individuum) sich infolge der Sozialisationserfahrungen wei-terhin auf die Beziehung festlegen, kommt es zur wechselseitigen Akzeptanz und das Individuum wird ein Vollmitglied der Gruppe.
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3. Aufrechterhaltung
3. Aufrechterhaltung: Nach der Akzeptanz beginnt die Phase der Aufrechterhaltung der Gruppenzugehörigkeit.

Gruppe und Individuum verhandeln über Veränderung der Position des Individuums innerhalb der Gruppe oder der Übernahme neuer Rollen (z.B. Führungsrollen), die sowohl dem Erreichen der Gruppenziele als auch der individuellen Bedürfnisbefriedigung dient.

Dem Modell zufolge ist die gruppale bzw. individuelle Festlegung (bzw. das Commitment) umso höher, je erfolgreicher und gewinnbringender dieser Aushandlungsprozess ist.
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4. Resozialisierung
4. Resozialisierung: Wenn ein Mitglied es nicht schafft, die Erwartungen der Gruppe zu erfüllen, kann die Festlegung der Gruppe auf das Mitglied nachlassen. Umgekehrt kann das Interesse eines Mitglieds an der Gruppe nachlassen, weil es mit seiner Rolle innerhalb der Gruppe unzufrieden ist, oder weil es andere Gruppen gibt, die ihm im Hinblick auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse gewinnbringender erscheinen.

Beide Prozesse (nachlassende Festlegung der Gruppe; nachlassende Festlegung des individuellen Mitglieds) können dazu führen, dass das Gruppenmitglied seine Rolle innerhalb der Gruppe verliert und von einem Vollmitglied zu einem randständigen Mitglied wird
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Wenn Randständigkeit innerhalb der Gruppe als Abweichung von zentralen Gruppennormen oder Werten interpretiert wird, können Abweichler erheblichem Druck ausgesetzt sein, der entweder darauf abzielt, sich wieder der Gruppe anzupassen (Resozialisierung) oder aber die Gruppe zu verlassen. Wenn die Zugehörigkeit zur Gruppe einen hohen Stellenwert für das Individuum hat, kann die Angst davor, ausgeschlossen zu werden, dazu führen, dass es sich den Normen anpasst, auch wenn es diese eigentlich nicht akzeptiert. Andernfalls kommt es infolge der nachlassenden Festlegung zum Austritt aus der Gruppe.
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5. Erinnerung
5. Erinnerung: Nach dem Austritt aus der Gruppe bewerten das Ex-mitglied und die Gruppe rückblickend ihre Beziehung. Beide halten in gewissem Rahmen an der Beziehung fest, falls sie die Bezie-hung als positiv und gewinnbringend beurteilen.
Kartensatzinfo:
Autor: Lise Langstrumpf
Oberthema: 3408
Thema: Grundbegriffe der Gruppenpsychologie
Schule / Uni: FU Hagen
Veröffentlicht: 13.12.2014
 
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