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All main topics / Psycholgie / Sozialpsychologie 03408

6. Verringerung von Vorurteilen und Feindseligkeiten durch Kontakt (24 Cards)

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Forschungsansätze zur Verbesserung von Inter-gruppenbeziehungen haben sich aus zwei unterschiedlichen theoretischen Traditionen heraus entwickelt
Forschungen zu sozialer Kategorisierung und sozialer Identität und der Forschung zur Kontakthypothese
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Verringerung von Vorurteilen durch Veränderungen der sozialen Kategorisierung
Da soziale Kategorisierung eine notwendige Voraussetzung für Stereotypisierungsprozesse und soziale Diskriminierung ist, könnten sich Intergruppenbeziehungen durch gezielte Veränderungen der sozialen Kategorisierung von Personen verbessern lassen.

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Rekatigorisierung - das Common-Ingroup Identy Model
Wechselseitige Differenzierung
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Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Eine zentrale Folge der sozialen Kategorisierung besteht in der De-Individualisierung von Mitgliedern der Fremdgruppe („Die sind alle gleich!“).

Ziel von Dekategorisierungsmaßnahmen ist es daher die Salienz (das Hervorstechen des Merkmals) sozialer Kategorisierung zu reduzieren und Möglichkeiten zu bieten, Fremdgruppenmitglieder als individuelle Per-sonen mit einzigartigen Eigenschaften, Interessen, Präferenzen etc. kennenzulernen.

Förderung der Wahrnehmung von Kreuzkategorisierungen spielt dabei eine wichtige Rolle. Kreuzkategorisierungen sind potentiell orthogonal zu einander stehende soziale Kategorisierungen, durch die Personen sowohl als Mitglieder un-terschiedlicher Gruppen (z.B. als Deutscher oder als Türke) als auch als Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe kategorisiert werden können. (z.B. als Männer im Unterschied zu Frauen).

Personen, deren Selbstbild durch die Zugehörigkeit zu vielen (und potentiell orthogonalen) Kategorien geprägt ist (d.h. Personen mit einer durch chronische Kreuzkategorisierung geprägten komplexen Identität) weniger dazu neigen, Mitglieder anderer Gruppen abzuwerten
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Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identity Model
Vielmehr geht es darum, die Inklusivität der Kategorisierung zu erhöhen, indem der soziale Vergleichsprozess auf eine relativ abstraktere Kategorisierungsebene verlagert wird.

Die ursprünglichen Eigen- und Fremdgruppenmitglieder (Deutsche und Polen) werden dadurch als Teil einer neuen übergeordneten sozialen Kategorie definiert (Europäer), die sich auf der veränderten Vergleichsebene von anderen Fremdgruppen unterscheidet (z.B. Asiaten).

Im Idealfall wird durch den Prozess der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Eigengruppe (common ingroup) die Wertschätzung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder auf das Niveau der Eigengruppe angehoben (d.h., sie werden als Eigengruppenmitglieder wahrgenommen und behandelt).
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Wechselseitige Differenzierung
Hewstone und Brown(1986) argumentieren, dass es für die Generalisierung von positiven Erfahrungen mit Mitgliedern in einer Kontaktsituation auf die gesamte Fremdgruppe notwendig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe tatsächlich auch als solche wahrgenommen werden.

Statt die Salienz von Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen zu verändern (wie im Personalierungs- oder Common-Ingroup Identity Modell vorge-schlagen) müsse daher sichergestellt sein, dass die Kategorisierung im Kontakt aufrechterhalten bleibt.

Die Gruppen sollten daher in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden (z.B. indem sie zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels kooperieren müssen), in der von den Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden.

Kontakt sollte die Respektierung und Wert-schätzung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern, ohne dass dabei die eignen (positiv bewerteten) Gruppenidentitäten aufgege-ben werden müssten.

Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremd-gruppe insgesamt übertragen werden.
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Gordon Allport: Kontakthypothese
„Vorurteile können (wenn sie nicht tief in der Persönlichkeit des Einzelnen verwurzelt sind) durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden. Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch institutionelle Unterstützung sanktioniert wird (z.B. durch Gesetz, Sitten und die örtliche Atmosphäre) und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt.“

Theorie vor dem Hntergrund der Überwindung der Rassentrennung.

Zur Zeit der Entwicklung der Kontakthypothese bot der Forschungsstand ein widersprüchliches Bild. Allports Spezifizierung notwendiger Kontaktbedingungen half, diese Widersprüche aufzulösen.

Umfangreichste theoretische Weiterentwicklung von Pettigrew (1998), einem Schüler Allports:
  • Bestimmung „optimaler“ Kontaktbedingungen
  • psychologischen Prozesse, die den Effekt von Kontakt auf die Einstellung gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe vermitteln.
  • Mechanismen, die zur Generalisierung von Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern auf die Fremd-gruppe insgesamt führen.
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Strukturierter Intergruppenkontakt
Pettigrew (1998)
Kontakt zwischen Gruppen führt unter folgenden Bedingungen zur Reduktion von Vorurteilen:

1. Gemeinsame übergeordnete Ziele
2. Kooperation
3. Gleicher Status
4. Autoritäten, Normen und Gesetze
5. Freundschaftspotential
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Bedingungen, die zu einer Reduktion von Vorurteilen führt
1. Gemeinsame übergeordnete Ziele
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass gemeinsame übergeordnete Ziele in der Kontaktsituation ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen sind.

Übergeordnete Ziele sind solche, die von beiden Gruppen angestrebt und geschätzt werden, aber nicht von einer Gruppe allein, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden können.

Diese Erfahrung macht eine Neuorientierung im Umgang mit Mitgliedern der Fremdgruppe erforderlich und bereitet den Nährboden für Kooperation und Solidarität
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Bedingungen, die zu einer Reduktion von Vorurteilen führt
2. Kooperation
Das Erreichen übergeordneter Ziele sollte an Kooperation zwischen den Gruppen gebunden sein, und den Wettbewerb zwischen den Gruppen ausschließen.

Beispiel: „Sommerlager“ Feldstudien von Sherif und Mitarbeitern (1961)

Beispiel: Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion von interkultureller Spannung im Klassenzimmer mit der „Jigsaw-Methode“
Kernelement dieser Methode ist, dass Schülerinnen und Schüler in ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufga-be eines übergeordneten Projekts bearbeitet. Die Mitglieder einer Kleingruppe erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können.
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Bedingungen, die zu einer Reduktion von Vorurteilen führt
3. Gleicher Status
Eine Reihe von Studien zeigt, dass die von den Gruppenmitgliedern wahrgenommene Statusgleichheit ihrer Gruppe in der Kontaktsituation eine wichtige Rolle für den Erfolg von Kontakt-maßnahmen spielt.
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Bedingungen, die zu einer Reduktion von Vorurteilen führt
4. Autoritäten, Normen und Gesetze
Autoritäten und Institutio-nen können Normen und Regeln etablieren, die einen gleichberechtigten Umgang zwischen Mitgliedern unter-schiedlicher Gruppen fördern, und damit den Abbau von Vorurteilen durch Kontakt forcieren.

Erreichung des Ziels ebenfalls entscheidend vorantreiben:
- Gesetzliche Maßnahmen unterstützen den sozialen und ökonomischen Status von unterprivilegierten Gruppen
- Entwicklung von Verhaltensstandards im alltäglichen Umgang fördern,
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Bedingungen, die zu einer Reduktion von Vorurteilen führt
5. Freundschaftspotential
Freundschaften bestehen üblicherweise über einen längeren Zeitraum und ermöglichen damit die wiederholte Erfahrung positiver Interaktionen mit Fremdgruppenmitgliedern.

Darüber hinaus fördern Freundschaften auch den langfristigen Aufbau affektiver Bindungen.

Personen, die Freundschaften zu Mitgliedern anderer kultureller, religiöser oder sozialer Gruppen pflegen, diesen Gruppen gegenüber eine positivere Einstellung aufweisen als andere Personen.

Schon das Wissen darum, dass enge Freunde intergruppale Freundschaften pflegen, kann eine Verbesserung eigener Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe bewirken – sogenannter „erweiterter Kontakteffekt“
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Vermittelnde psychologische Prozesse
Vier Prozesse, die unter "optimalen Bedingungen" zur Veränderung der Einstellung gegenüber Fremdgruppenmitgliedern beitragen:

1. Wissenserwerb:
Über den direkten Kontakt besteht die Möglichkeit, neue und den eigenen Vorurteilen widersprechende Infor-mationen über die Fremdgruppe zu sammeln. Im Idealfall führt dies dazu, dass Menschen ihre Vorurteile revidieren.
2. Verhaltensänderung: Intergruppenkontakt unter den von der Kontakthypothese formulierten Bedingungen erfordert neue und den ursprünglichen Vorurteilen und Vorbehalten widersprechende Verhaltensweisen, was kognitive Dissonanz erzeugt. Eine Möglichkeit, die Dissonanz zwischen den im Zuge der Kontaktsituation gezeigten neuen Verhaltensweisen und den ursprünglichen Vorurteilen aufzulösen, besteht darin, die eigenen Vorurteile und negativen Einstellungen zu revidieren
3. Aufbau affektiver Bindungen: Wiederholter Kontakt zwischen Gruppen unter förderlichen Kontaktbedingungen führt typischerweise dazu, die Auftretenswahrscheinlichkeit solcher, auch als „Intergruppenangst“ bezeichneter emotionaler Reaktionen, wie Unsicherheit, Angst oder Nervosität, zu reduzieren. Der Entwicklung positiver emotionaler Bindungen bzw. Freundschaften, die wiederholte intensive Kontakte zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen fördern, spielt daher eine wichtige Rolle.
4. Neubewertung der Eigengruppe: Der Kontakt mit Mitgliedern anderer Gruppen ermöglicht es Menschen, ihren Horizont zu erweitern, und die in ihrer Gruppe vorherrschenden Werte, Normen und Sitten nicht länger als die einzig mögliche, sondern eine mögliche Art zu betrachten, das Leben zu gestalten. Diese neue Perspektive kann der unkritischen Bevorzugung der Eigengruppe entgegenwirken und zu einer offeneren, respektvolleren Haltung gegenüber Fremdgruppen im Allgemeinen führen – „Deprovinzialisierung“

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Problem der Generalisierung
Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesamt bzw. andere Situationen ist notwendig

Prozessen, die der Generalisierung verhindern:
Wegerklären: Wenn Menschen feststellen, dass die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines Fremdgruppenmitglieds nicht ihren Stereotypen entsprechen, tendieren sie häufig dazu, diese Diskrepanz durch spezielle Umstände wegzuerklären.
Experiments von Arie Nadler und Ido Liviatan (2006): Entschuldigun-gen von politischen Führern der Gegenseite auf die Versöhnungsbereitschaft im Kontext des Konflikts zwischen Israelis und Palästi-nensern untersuchte.  Ein positives und den Stereotypen widersprechendes Verhalten wurde „wegerklärt“ oder „uminterpretiert“ und führte daher nicht zu einer Veränderung der Stereotype gegenüber der Gesamtgruppe, sondern sogar zu ihrer Bestätigung.
 Substereotypisierung: Selbst wenn eine Person mit zahlreichen Angehörigen einer Fremdgruppe konfrontiert ist, die ihren Stereotypen nicht entsprechen, kann sie ihre Stereotype aufrechterhalten, indem sie die stereotyp-inkonsistenten Personen einem bestimmten Subtyp zugeordnet werden. Subtypisierung bezeichnet den Prozess, durch den Gruppenmitglieder, deren Eigenschaften und Verhaltensweisen dem Stereotyp nicht entsprechen, mental in einer Unterkategorie der sozialen Kategorie zusammengefasst werden (Maurer et al., 1995).
So können Männer, die mit erfolgreichen und kompetenten Frauen zusammenarbeiten, ihr Stereotyp, Frauen seien im Allgemeinen für Führungspositionen ungeeignet, beispielsweise dadurch aufrecht erhalten, dass sie er-folgreiche Frauen in die Subkategorie „Karrierefrauen“ einordnen
 Kontrastierung: Ein weiterer Prozess, der der Aufrechterhaltung von Stereotypen dient, besteht in der übermäßigen Akzentuierung der Unterschiede zwischen den Personen, die nicht den Stereotypen entsprechen, und den restlichen Mitgliedern der Fremdgruppe. Die vom Stereotyp abweichende Person wird infolge dieses Prozesses als die „berühmte Ausnahme“ von der Regel und als ein ganz und gar untypischer Einzelfall wahrgenommen.
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Schritte zur Generalisierung
Positive Effekte des Kontakts mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe sollen in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesamt (und andere Situationen) übertragen werden.
Aufbauend auf Annahmen des sozialen Identitätsansatzes (Tajfel & Turner, 1986; Turner et al., 1987) wurden verschiedene Modelle entwickelt, die sich dieser Thematik widmen:
  • Das Modell der Dekategorisierung,
  • das Modell der wechselseitigen Differenzierung  und
  • das Modell der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Gruppenidentität .


Modelle zielen darauf ab, die kognitive Repräsentation von Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern zu verändern, werden von jedem dieser Modelle unterschiedliche Prozesse hervorgehoben.

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Reformulierung der Kontakthypothese durch Pettigrew (1998)
Reformulierung der Kontakthypothese durch Pettigrew (1998):

Jeder, der von diesen Modellen postulierten Prozesse
hat für den Erfolg von Kontakt (bzw. die Generalisierung von Kontakteffekten) eine wichtige Rolle, in unterschiedlichen zeitlichen Phasen des Kontakts.
  • Initialisierung -  Modell der Dekategorisierung,
  • Etablierter Kontakt - Modell der wechselseitigen Differenzierung  und
  • Gemeinsame Gruppe -  Modell der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Gruppenidentität .



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Kontakthypothese nach Pettigrew
1. Initialer Kontakt
In einer ersten Phase, und zur Förderung der Be-reitschaft, überhaupt miteinander in Kontakt zu treten, sollten – wie von Marilyn Brewer und Norman Miller (1984) vorgeschlagen – Prozesse der Dekategorisierung bzw. Personalisierung unterstützt werden.

Ziel der Dekategorisierung ist es, dass sich die Beteiligten nicht länger als Repräsentanten spezifischer Gruppen, sondern als einzigartige Individuen wahrnehmen.

Um dies zu erreichen, können beispielsweise in einem ersten Schritt zur Erreichung des übergeordneten Ziels gruppenübergreifende Projektteams gebildet werden, die jeweils bestimmte Teilaufgaben erfüllen (ein Recherche-team, ein Kreativteam etc.), wobei die Zuordnung der Teilnehmer zu den unterschiedlichen Teams auf der Grundlage individueller Interessen, Fähigkeiten oder Neigungen erfolgt.

Im optimalen Fall sollte dies dazu führen, dass sich innerhalb der Teams auf der Grundlage ähnlicher individueller Interessen freundschaftliche Beziehungen zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen entwickeln, was wiederum zu einer Reduktion negativer Emotionen (Unsicherheiten, Berührungsängste, Antipathien) und stereotypischer Wahrnehmungen beiträgt, die den Kontakt hemmen.
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Kontakthypothese nach Pettigrew
2. Etablierter Kontakt
Damit Personen positive Kontakterfahrungen mit einzelnen Fremdgruppenmitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen, muss sichergestellt sein, dass sie diese als typische Vertreter der Fremdgruppe wahrnehmen und nicht als atypische Ausnahmen oder als Mitglieder einer bestimmten Subkategorie.

Nachdem in der ersten Kontaktphase der Boden für einen freundschaftlichen und kooperativen Umgang bereitet worden ist, sollte daher in der zweiten Phase des Kontakts die Gruppenzu-gehörigkeit wieder in den Fokus rücken. Im Einklang mit Miles Hewstones und Rupert Browns (1986) Modell der wechselseitigen Differenzierung sollten die Gruppen in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden (Stichwort: Kooperation), in der distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden.

Ziel:
Erwerb von Wissen über Unterschiede in Gebräuchen, Sitten und Verhaltensweisen der beiden Gruppen ermöglichen und die Respektierung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern un d im Rahmen der Kooperation gezielt angewendet werden
-> Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden.
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Kontakthypothese nach Pettigrew
2. Gemeinsame Gruppe
Die veränderte positive Beziehung zur relevanten Fremdgruppe kann auf lange Sicht auch dazu führen, dass zunehmend Gemeinsamkeiten zwischen der Eigen- und der Fremdgruppe wahrgenommen werden, was letztlich im Sinne von Samuel Gaertners und John Dovidios „Common-Ingroup Identity Model“ (2000) zur Rekategorisierung als gemeinsame Gruppe führen kann.

Vielmehr geht es darum, die wahrgenommene Inklusivität der entsprechenden Kategorien so zu verändern, dass die vorherige Eigengruppe als Teil einer neuen, sozial inklusiveren gemeinsamen Eigengruppe aufgefasst wird, die sowohl die ursprüngliche Eigengruppe, als auch die ursprüngliche Fremdgruppe umfasst.

Durch die Selbstdefinition auf einer höheren Ebene sozialer Inklusivität werden Mitglieder, die ursprünglich einer Fremdgruppe angehörten („Die Polen!“), dann kognitiver Bestandteil der Selbstdefinition („Wir Europäer!“). Idealerweise führt dies zu einer maxi-malen Reduktion von Vorurteilen und Feindseligkeiten
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Empirische Befundlage
Frage, ob die von Gordon Allport formulierten Bedingungen der Kontakthypothese, die zur Reduktion von Vorurteilen führen, notwendig sind, oder, ob sie die Reduktion von Vorurteilen lediglich erleichtern



Der mittlere negativer Effekt von Kontakt auf Vorurteile, wie von der Kontakthypothese postuliert unter "optimalen" Kontaktbedingungen signifikant stärker, als in der Stichprobe, in denen diese Bedingungen nicht gezielt realisiert wurden. Allerdings sind die von Allport skezierten Bedingungen auch nicht unbedingt notwendig, dass Kontakt eine Veränderung bewirkt. Selbst bei unstrukturierten Kontaktsituationen war ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen Kontakt und Vorurteilen zu beobachten

-> spezifizierte Kontaktbedingungen sollten eher als förderliche, denn als notwendige Bedingungen betrachtet werden.

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Politische Implikationen
Kritik an Kontakthypothese ist der Ansatz, dass der Schlüssel für harmonische Intergruppenbeziehungen in der Reduktion individueller Vorurteile liegt. Andere Theorien zeigen nämlich, dass Vorurteile häufig eher eine Konsequenz, denn die Primärursache von Konflikten zwischen Gruppen sind. (z.B. Theorie der sozialen Identität)

Interventionsmaßnahmen, die die kollektiven oder strukturellen Ursachen von Intergruppenkonflikten vernachlässigen (z.B. Ressourcen- oder Statu-sungleichheiten), führen dieser Kritik zufolge daher bestenfalls zu eingeschränkten sozialen Veränderungen.

Schlimmstenfalls tragen sie sogar zur Aufrechterhaltung bestehender struktureller Diskriminierung bei, indem sie bestehende Ungleichheiten durch ein Klima der Scheintoleranz ver-schleiern. Letzteres wiederum untergräbt die Chancen benachteiligter Gruppen, strukturelle Diskriminierung durch kollektive Strategien – wie z.B. die Formierung oder Unterstützung einer sozialen Bewegung.

Potential strukturierten Intergruppenkontakts: Führen positive Kontakterfahrungen nämlich da-zu, dass sich Mitglieder statushoher Gruppen mit der statusniedrigen Gruppe solidarisieren und gemeinsam mit dieser aktiv für den Abbau sozi-aler und institutioneller Diskriminierung eintreten, dann haben Kontakt-maßnahmen durchaus das Potential, weitreichende und nachhaltige politi-sche Veränderungen zu bewirken.
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Intergruppale Versöhnung
Aufgrund langjähriger negativer Interaktionserfahrungen ist das Vertrauen in die Versöhnungsbereitschaft der gegnerischen Partei
oft derart gering, dass selbst positiv gemeinte Angebote oder Gesten missinterpretiert werden.
In einer experimentellen Studie zu Determinanten von Versöhnungspro-zessen im Kontext des Palästinakonflikts untersuchten Nadler und Liviatan (2006) die Auswirkungen von Entschuldigungen von politischen Führern der Gegenseite auf die Versöhnungsbereitschaft.[...] Bei denjenigen, die Palästinensern generell wenig oder gar nicht vertrauten, wirkte sich der Ausdruck von Mitgefühl durch den politischen Führer hingegen sogar negativ auf ihre Versöhnungsbereitschaft aus (wahrscheinlich, weil sie hinter dem Verhalten ein politisches Täuschungsmanöver vermuteten).

Versöhnung zwischen Gruppen

„Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beendigung des Intergruppenkonflikts blockieren.“
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Bedürfnisbasierten Modell der Versöhnung - Nadler
Zwei Kategorien emotionaler Barrieren:
Misstrauen zwischen den Konfliktparteien
Instrumentelle Versöhnung:  Neues Vertrauen zwischen vormals gegnerischen Gruppen resultiert häufig aus kooperativen Anstrengungen zur Erreichung eines gemeinsamen und übergeordneten Ziels.

Wahrgenommenen Bedrohung der eigenen Identität
Sozioemotionale Versöhnung: Die distinkten emotionalen Bedürfnisse von Tätern und Opfern müssen wechselseitig akzeptiert und befriedigt werden. Sowohl Täter als auch Opfer erleben durch den Konflikt eine Bedrohung ihrer Identität, so dass eine wechselseitige Bedürfnisbefriedigung notwendig ist.
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Bedürfnisbasierten Modell der Versöhnung - Nadler
Prozess der sozioemotionalen Versöhnung
Für die Opfergruppe steht die Verletzung des Bedürfnisses nach Kontrolle über die eigenen Lebensumstände aufgrund der Übergriffe durch die Tätergruppe im Vordergrund.
Erwartung: Eingeständnis der Schuld und eine Versicherung, dass sich diese Übergriffe nicht wiederholen.
Notwendig: Vergebung durch die Opfergruppe

Die Tätergruppe sieht aufgrund ihrer Taten hingegen ihr moralischen Ansehen bedroht und fürrchten den Ausschluss aus der moralischen Wertegemeinschaft. Sie hat ein erhöhtes Bedürfnis nach moralischer Rehabilitation.
Erwartung: Vergebung
Notwendig: Eingeständnis vergangenen Fehlverhaltens

Apology-forgiveness cycle
Erkennt die Tätergruppe die eigene Verantwortung für die historischen Vergehen an und bittet die Opfergruppe um Verzeihung, so ermächtigt sie dadurch die Opfergruppe, Vergebung zu gewähren oder zu verweigern. Auf diese Weise wird das Bedürfnis der Opfergruppe nach (Wieder-)Erlangung der Kontrolle erfüllt. Durch die Vergebung wiederum wird das Bedürfnis der Täter-gruppe nach moralischer Rehabilitation befriedigt.
Flashcard set info:
Author: Lise Langstrumpf
Main topic: Psycholgie
Topic: Sozialpsychologie 03408
School / Univ.: FU Hagen
Published: 13.12.2014
 
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