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Alle Oberthemen / Psychologie / Entwicklungspsychologie - M5

M5, 03406 Themenliste, Wiki Moral (58 Karten)

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1. Begriffsverständnis: Moral, Ethik
(normative vs. deskriptive Begriffsverwendung)
»Moral« geht aufs lat. »mos« zurück (Sitte, Brauch, Gewohnheit,
Charakter)
(1) System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen u. Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert
(2) (ohne Plural) Stimmung, Kampfgeist (unwichtig f. uns)
(3) philosophische Lehre von der Sittlichkeit
(4) das sittliche Verhalten eines einzelnen od. einer Gruppe

(5) (ohne Plural) lehrreiche Nutzanwendung (unwichtig f. uns)
normativ: vor allem im Alltag, beurteilt wird V durch Vgl. mit Normen => Wertung gut/schlecht -> systematische Erörterung zw. V + Normen/Werten = Frage der »Ethik« - Teilgebiet der Philosophie (der praktischen Philo)
deskriptiv: in Moralpsychologie + empirischen Sozialws, moralischen Urteil hat k. Wertung im normativen Sinne sond. ist beschreibend
- Nützlichkeitserwägungen = utilitaristische/ teleologische Gründe in Verantwortungsethik, die Gesamtheit der voraussichtl. Folgen einer Handlung muss berücksichtigt werden
- Orientierung an Normen = deontische/deontologische Gründe in Gesinnungsethik, Handlung kann moralisch schlecht sein, selbst wenn ihre Folgen positiv erscheinen mögen
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2. Drei moralpsychologische Perspektiven: (1) kognitiv, (2) situativ, (3) emotional
(1) Wie beeinflusst das Denken unsere Moral? (Schweizer Piaget, Amerikaner Kohlberg, Selman, Gilligan)
(2) Wie beeinflussen die Umstände unsere Moral? (Tomasello)
(3) Wie beeinflussen die Gefühle unsere Moral? (Haidt)
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3. Begriffsverständnis: Assimilation, Akkommodation, Aquilibration
Kognitive Perspektive
Assimilation = Integration neuer Infos in bereits vorhandene Strukturen, also einen quantitativen Zuwachs an Infos, keine qualitative, strukturelle Änderung, Anpassung: U an Organismus,
Akkommodation = eine Veränderung der kognitiven Struktur durch neue Infos, Anpassung: Organismus an U, = Veränderung einer Assimilationsstruktur
- beide Prozesse sind gegenseitig voneinander abhängig, sollten gleichgewichtig vorkommen, stellen Teilkomponenten der Anpassung (Adaptation) des Individuums an die Umwelt dar, die in allem aktiv geschieht, nicht nur passiv passiert
- das Ziel = Äquilibration: die Herstellung immer adäquaterer Gleichgewichtszustände zw. Individuum + Umwelt
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4. Piagets Stadien der kognitiven Entwicklung
Kognitive Perspektive
sensumotorisches Stadium (Verschmelzen v. Subj.+ Objekt in jeder Handlung):
Denken mittels Bewegungen + Empfindungen; Trennung v. Subj., Obj.+ Handlung ist noch unentwirrbar; E =  ständige Neubestimmung der Grenze zw. Individuum + U, zw. innen und außen.
Stadium des präoperationalen Denkens (Ich bin der Mittelpunkt der Welt): 2 - 7 J
durch Gebrauch der Sprache lernt Kind zw. Zeichen + Bezeichnetem zu unterscheiden; Beginn der Kontrolle eigenes V, Logik ist noch irreversibel z.B. Umschüttexperiment, Denken ist zentriert auf einen Aspekt der Sit; k. Perspektivübernahme; Sicht der Welt ist egozentrisch
Stadium der konkreten Operationen (erst Handeln, dann Denken): ab 6 J
kann jetzt nach logischen Prinzipien exp., Denken wird reversibel, wendet Logik auf konkrete Dinge an, nicht mit abstrakten Begriffen, Fähigkeit zur Dezentrierung (nicht nur auf hervorstechendes Merkmal konzentrieren, sond. durch andere ergänzen o kompensieren), Fähigkeit zur Perspektivübernahme
Stadium der formalen Operationen (abstraktes Denken): ab Pubertät, manchmal nur sporadisch eingesetzt o sogar nie erreicht
Denken auf formallogischen Strukturen, kann von konkreten Dingen (o Personen) abstrahieren

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5. Methodisches Vorgehen von Piaget: Beispiele
Kognitive Perspektive
Umschüttexperiment: Reversibilität des Denkens? = direkte Umkehrbarkeit eines Vorgangs (wie beim Zurückschütten) + Formen indirekter Kompensation, z.B. Überlegung: das zweite Glas höher + schmaler, Breite kompensiert Höhe
„Hans und Heinz Geschichte“: Sind beide gleich Schuld, ist einer schuldiger? Welcher von beiden ist schlimmer und warum?
Hans, der zum Essen gerufen wird, macht unwillentlich 15 Tassen kaputt, die für ihn nicht einsehbar hinter einer Tür stehen
Heinz: will Marmelade aus dem Schrank holen als seine Mutter nicht da ist, steigt auf einen Stuhl + macht dabei 1 Tasse kaputt
Beobachtungen beim Murmel-Spiel: Analyse eines von den Kindern selbst erstellten Regelsystems (geringer Einfluss der Erwachsenen); Interviews + Verhaltensbeobachtungen von ca. 100 Schweizer Kindern (im Vor+ Grundschulalter), Fragen z.B. zu ihrem Verständnis der Regeln des Murmelspiels + nach ihrer Meinung zu Geschichten, mit für sie alltäglichen Problemen
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5. Methodisches Vorgehen von Piaget: Ergebnisse zu Beobachtungen beim Murmel-Spiel: Praxis der Regel
Kognitive Perspektive
- vier Stadien der Anwendung der Regeln:
(1) Rein motorisches und individuelles Stadium (0–3 Jahre): spielen nach eigenen Wünschen + motorischen Gewohnheiten => mehr oder weniger ritualisierte Schemata
(2) Egozentrisches Stadium (2–6 Jahre): ahmt Spielregeln
nach, spielt auch wenn es mit anderen spielt noch allein (jeder kann Gewinner sein, jeder spielt mit seiner »Interpretation« der Regeln)
(3) Beginnende Zusammenarbeit (7–10 Jahre): Jeder Spieler versucht nun, seine Mitspieler zu besiegen => Notwendigkeit
zur gegenseitigen Kontrolle + Vereinheitlichung der Spielregeln. Praktisch: Kinder können sich meist über die Regeln einigen, aber beim Nachfragen: überraschend widersprüchliche Regelkenntnisse + -interpretationen.
(4) Kodifizierung der Regeln (ab 11 Jahre): Regeln sind in ihrer Gesamtheit + Detailliertheit bekannt, kaum noch widersprüchliche Auskünfte = »Interesse für die Regel als solche«
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5. Methodisches Vorgehen von Piaget: Ergebnisse zu Beobachtungen beim Murmel-Spiel: Regelbewusstsein
Kognitive Perspektive
drei Stadien, die in gewisser zeitlicher Verzögerung zu den Stadien der Spielpraxis stehen
1. Individuelle Riten (motorische Schemata) -> motorische bzw. individuelle Spielpraxis; schwierig zu unterscheiden, inwieweit es sich um selbst erfundene Rituale handelt oder um bewusste Übernahme von außen beeinflusster Handlungen
2. Heteronomie: mystischen Achtung + praktischen Ignoranz der Regeln; R = heilig, waren schon immer da, gegeben von erwachsener Autorität (Vater, Stadtrat, Gott), beeinflussen wenig das V; Zwang der Älteren + Fehlen gleichberechtigter Zusammenarbeit => »ungenaues Gefühl kollektiver Teilhabe«
3. Autonomes Regelverständnis: Regel = Ergebnis eines auf gegenseitiger Absprache beruhenden freien Entschlusses.
- drei Symptome: (1) Auf Gerontokratie + Theokratie folgt Demokratie: Regeln können gemeinsam verändert werden. => (2) Regeln = nicht mehr heilig, ewig gültig o unveränderbar + (3) Der Ursprung von Spiel + Regeln wird realistisch gesehen. Nicht Gott hats erfunden, sondern entwickelt durch Generationen von Kindern
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7. Piaget: Heteronome und autonome Moral
Kognitive Perspektive
heteronome: beruht auf moralischen Zwang der Erwachsenen => moralischen Realismus = Neigung, die Pflichten + die sich auf sie beziehenden Werte als etwas Äußerliches, objektiv Gegebenes anzusehen => Handlung, die im Einklang mit den Regeln steht = gut / Handlung, die die Regeln verletzt = schlecht, Interpretationsspielraum sehr eng; Regel wird wörtlich genommen, nicht ihrem Sinn nach verstanden; objektive Auffassung von Verantwortung –> nicht die Absicht zählt, sondern die tatsächliche Konsequenz des Handelns.
autonome: beruht auf Zusammenarbeit und Kooperation, elterlicher Autorität wird abgelöst durch die gegenseitige Achtung der Kinder -> wird stark => Bedürfnis, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt sein möchte,
Zwischenstadium: nicht mehr ausschließlich an der erwachsenen Autorität orientiert, sondern an der verallgemeinerten Regel. Autonomie wird immer noch als etwas von außen Aufgezwungenes gesehen
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7. Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffes in 3 großen Perioden:
1. bis 7/8 Jahre: geprägt durch Autorität der Erwachsenen; gerecht ist, was die Erwachsenen erwarten

2. 8 - 11 Jahre: Primat der Gleichheit über die Autorität; "Gleichheitsfanatiker"

3. ab 11/12 Jahre: Relativierung des Gleichheitsgedankens; "Billigkeitsgefühl" = die besondere Lage jedes einzelnen miteinzubeziehen
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8. Kritik an Piaget
Kognitive Perspektive
- es gibt Zweifel an einer qualitativen, in Stadien verlaufenden Entwicklung + teilweise verwirrende Terminologie + Ergebnisse sind Kunstprodukte seiner Befragungsmethoden
- Lickona (1976) bestätigt: moralische Urteil entwickelt sich in Abhängigkeit vom Alter + Erfahrung + der sozialen/kulturellen Umgebung, weniger gut bestätigt, die als affektive Seite bezeichneten Merkmale, seiner Ansicht nach beruht z. B. die Autoritätsgläubigkeit der heteronomen Moral weniger auf einer einseitigen Achtung der Erwachsenen als auf einer realistischen Anerkennung ihrer größeren Macht
- Studie von Epstein (1965) differenziert dass heteronom orientierte Kinder Regeln als heilig und unantastbar ansehen, führt dies auf die Unfähigkeit kleiner Kinder (bis 4 J) zurück, zw. Veränderung + Übertretung einer Regel zu unterscheiden (ab 5 Unterscheidung => Meinung: Spielregeln könnten verändert werden)
- neuere Studien (Analyse von Blickbewegungen): kognitiven Fähigkeiten von Säuglingen + Kleinkindern deutlich unterschätzt, bestimmte Fähigkeiten sind vielleicht angeboren
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9. Was sind die Besonderheiten eines moralischen Dilemmas (im Sinne Kohlbergs)?
Kognitive Perspektive
- Kohlberg interessiert was gerecht oder ungerecht ist + die Begründung
- Heinzdilemma = bekanntestes
= Zwangslage, in der man zwischen zwei negativen Möglichkeiten
entscheiden muss, in Form eines Aversions-Aversions-Konfliktes, Apotheker ↔ Frau, moralisches Urteil ist schwierig
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10. Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils in Ebenen (3) und Stufen (6)
a. Kurzcharakterisierung jeder Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
1. präkonventionelle
Moralische Wertung beruht auf äußeren, quasiphysischen Geschehnissen, schlechten Handlungen oder auf quasi-physischen Bedürfnissen statt auf Personen und Normen.
2. konventionelle,
Moral. Wertg. beruht auf Übernahme guter + richtiger Rollen, Einhaltung konventioneller Ordnung + den Erwartungen anderer.
3. postkonventionelle Ebene
Moral. Wertg beruht auf Werten und Prinzipien, die unabhängig von der Autorität der diese Prinzipien vertretenden Gruppen oder Personen und unabhängig von der eigenen Identifizierung mit diesen Gruppen gültig und anwendbar sind.
Stufe 1: Lohn und Strafe                                   präkonventionelle
Stufe 2: Zweckdenken      
Stufe 3: Übereinstimmung mit anderen                   konventionelle
Stufe 4: Orientierung an der Gesellschaft
Stufe 5: Sozialvertrag und individuelle Rechte           postkonv.
Stufe 6: Ethische Prinzipien                                          Ebene
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 1. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Lohn und Strafe, Orientierung an Bestrafung + Gehorsam
- gut/böse hängt von physischen Konsequenzen ab, nicht von der sozialen Bedeutung/Bewertung, Vermeidung von Strafe + nichthinterfragte Unterordnung unter Macht = Werte an sich,
Moralordnung ist unwichtig
- denkt in gewissem Sinne wie der behavioristische Theoretiker, heteronome Moral, nicht Absicht einer Handlung, sondern Konsequenzen
- Moral ist extrem situationsgebunden
- Bestrafung kann zwar ein gewünschtes moralisches Verhalten auf dieser Stufe erzwingen, sie dürfte aber gleichzeitig eine Überwindung dieser Stufe, also eine Akkommodation in Richtung auf die nächsthöhere Stufe erschweren bzw. behindern.
- man darf nicht stehlen, weil Bestrafung folgt
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 2. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Zweckdenken: Die instrumentell-relativistische Orientierung
- richtig = dass die eigenen Bedürfnisse (bisweilen auch die Bedürfnisse anderer) instrumentell befriedigt werden
- zwischenmenschliche Beziehungen = Markt-Beziehungen
- Grundzüge von Fairness, Gegenseitigkeit, Sinn für gerechte Verteilung sind vorhanden, werden aber physisch o pragmatisch interpretiert, »eine Hand wäscht die andere«, (k. Loyalität oder Gerechtigkeit)
- Perspektivübernahme, aber in einem Konflikt unmgl. gleichzeitig auch die Perspektive eines Dritten einzunehmen
- »Gleichheitsfanatismus«
- Form eines moralischen Zynismus, der zwischenmenschliche Beziehungen auf reine Zweckrelationen reduziert
- ich stehle von euch, weil ich es kann: »Was heißt hier Gerechtigkeit? Gerechtigkeit gibt es nur zwischen annähernd Gleichstarken. Ihr seid schwach, wir sind stark, daraus ergibt sich alles Weitere«; oder kleine Geschwister Hilfe beim anziehen
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 3. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Übereinstimmung mit anderen: Orientierung an personen-gebundener Zustimmung o am guter Junge/nettes Mädchen-Modell
- richtig = was anderen gefällt/hilft + ihre Zustimmung findet
=> hohes Maß an Konformität gegenüber stereotypen Vorstellungen von mehrheitlich für richtig befundenem oder »natürlichem« Verhalten. Häufig wird Verhalten nach der Absicht beurteilt: »Er meint es gut« wird zum ersten Mal wichtig. Man findet Zustimmung, wenn man »nett« ist.
- Freundlichkeit, Höflichkeit, Anständigkeit: Orientierung an den Normen einer (oder mehrerer) für das Individuum wichtigen Bezugsgruppe(n), Bezugsgruppe kann je nach Situation wechseln
- Fähigkeit, die Perspektive eines Dritten einnehmen zu können, die Erwartung einer Gruppe zu abstrahieren
- Gruppendruck
- ich stehle, weil andere das auch machen
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 4. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Orientierung an der Gesellschaft, an Recht und Ordnung
- Autorität, festgelegte Regeln und die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung bilden den Orientierungsrahmen. Richtiges Verhalten heißt, seine Pflicht tun, Autorität respektieren und für die gegebene soziale Ordnung um ihrer selbst willen eintreten.
- wir fühlen uns den Gesetzen und unseren Verpflichtungen unterworfen, wir sind ihnen gewissermaßen ausgeliefert.
- Rechtspositivismus: ordnungsgemäß zustande gekommene Gesetze haben unbedingte Gültigkeit
- ich stehle (parke dort) nicht, weil das Gesetz sagt, dass stehlen (es dort) verboten ist
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 5. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Sozialvertrag + individuelle Rechte: Die legalistische oder Sozialvertrags-Orientierung:
Sie ist im Allgemeinen mit utilitaristischen Zügen verbunden. Die Richtigkeit einer Handlung bemisst sich tendenziell nach allgemeinen individuellen Rechten und Standards, die nach kritischer Prüfung von der Gesamtgesellschaft getragen werden. Man ist sich der Relativität persönlicher Werthaltungen und Meinungen bewusst und legt dementsprechend Wert auf Verfahrensregeln zur Konsensfindung. Abgesehen von konstitutionellen und demokratischen Übereinkünften ist Recht eine Frage persönlicher Wertsetzungen und Meinungen. Außerhalb des gesetzlich festgelegten Bereichs basieren Verpflichtungen auf freier Übereinkunft und Verträgen.
- Wir dienen nicht mehr dem Gesetz, sondern das Gesetz
dient uns
, es soll ein Höchstmaß an Gerechtigkeit ermöglichen
- Leben und Freiheit sind Werte von absolutem Charakter.
- ich darf nicht stehlen, weils Gesetz ist, ich nicht betohlen werden möchte + aus Respekt vor anderen/der Gemeinschaft
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10.3 Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils
a. Kurzcharakterisierung 6. Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien
Das Recht wird definiert durch eine bewusste Entscheidung in Übereinstimmung mit selbst gewählten ethischen Prinzipien unter Berufung auf umfassende logische Extension, Universalität und Konsistenz. Diese Prinzipien sind abstrakt und ethischer Natur (die Goldene Regel, der Kategorische Imperativ), nicht konkrete Moralregeln wie etwa die Zehn Gebote. Im Kern handelt es sich um universelle Prinzipien der Gerechtigkeit, der Gegenseitigkeit und Gleichheit, der Menschenrechte und des Respekts vor der Würde des Menschen als individueller Person.
- »ideale wechselseitige Rollenübernahme«, zur Prüfung der vollständigen Reversibilität einer moralischen Lösung + Prüfung auf »Universalisierbarkeit«
viel Kritik an dieser Stufe
- Scheibenpflug (2007) schlägt vor, es als eine Stufe rationaler Leidenschaft zu verstehen, in der Gerechtigkeit als eine
Kernkomponente des Prinzips Liebe aufgefasst wird.
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11. Empirische Untersuchungen zur Theorie Kohlbergs
a. wichtigste Ergebnisse der Längsschnittstudie
Kognitive Perspektive
- fast 30 Jahre, relativ wenige männl. VPs 10-36 J in best. Abständen (unterschiedliche Kohorten => Anzahl Befragte zu versch. Alterszeitpunkten variiert sehr) mit Kohlbergschen Interviewverfahren: Standard Issue Moral Judgment Test -> Ergebnisse stimmen mit Annahmen überein: Stufen folgen der Reihenfolge, wobei höhere Stufen mit höherem Alter korrespondieren, mit steigendem Lebensalter abnehmende Korrelation zur Stufenhöhe – eine zwangsläufige Folge der moralische Entwicklung, die ihren individuellen »Endpunkt« meist im frühen Erwachsenenalter findet.
-> gilt auch für alternative Verfahren: Moralisches-Urteil-Test (MUT) von Lind (1978, 1985) -> 2 Dilemmageschichten mit 6 Pro-+ 6 Kontra-Argumenten je einer Stufen zugeordnet -> erfasst spontane moralische Bewertung + differenziertes Präferenzurteil der Stufe = dreifaktorielles Experiment (Daten in theoriekonforme, theoriekonträre und ggf. theorieneutrale Antwortmuster)
MUT = engl.: Moral Judgment Test – MJT
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11. Empirische Untersuchungen zur Theorie Kohlbergs
b. empirisch belegte Kernannahmen
Kognitive Perspektive
I. Personen ziehen moralische Argumente höherer Stufen denen niedriger Stufen vor.

II. Moralische Argumente, die das eigene Niveau weit übersteigen, können nicht mehr sicher differenziert werden.

III. Es gibt keine Personen mit idiosynkratischen Urteilspräferenzen. Niemand stellt die Kohlbergsche Stufenfolge »auf den Kopf«, zieht also Argumente niedrigerer Stufen Argumenten höherer Stufen systematisch vor.

IV. Sowohl die moralische Differenzierungsfähigkeit als auch die moralische Urteilspräferenz folgen der von Kohlberg postulierten Stufensequenz.
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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
unterschiedliche Stufen
Kognitive Perspektive
• ontogentische Stufenhierarchie
• analog zu Piaget´s Denkentwicklung
• orientiert an Kohlbergs Untersuchungen zum moralischen Urteil
• Erfassung der Empathie: durch Interviewfragen in Bezug auf angenommene oder wirkliche interpersonale Situationen

Niveau 0: egozentrische o undifferenziert ca. 4–6 Jahre
Vermischung von psychisch/subjektiv + physisch/objektiv
unterschiedliche Interpretationen → werden nicht erkannt
→ Hineindenken in andere ist nicht möglich
Niveau 1: subjektiv o differenziert ca. 6–8 Jahre
Einzigartigkeit des psychischen Erlebens wird erkannt
Niveau 2: selbstreflexiv o reziprok ca. 8–10 Jahre
sich selbst aus der Perpektive eines anderen sehen
Niveau 3: wechselseitig o 3.-Person-Persp. ca. 10–12 Jahre überperspektivisches Vergleichen der eigenen Perspektive mit der eines anderen
Niveau 4: gesellschaftliche Tiefenpersp. 12–15 Jahre + höher
viele Perspektiven → Netzwerk, System, auch „nicht an ein Individuum gebundene“ Perspektiven können eingenommen werden
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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
a. Kurzcharakterisierung Niveau 0
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Egozentrische o undifferenzierte Perspektiven ca. 4–6 J
- kann andere Perspektiven einnehmen, erkennt aber nicht, dass anderer ähnlich wahrgenommenes anders interpretiert, weil es eigene Perspektive nicht deutlich genug von der des anderen unterscheidet. Ebenso vermischt es subjektive/psychologische +
objektive/physikalische Aspekte der sozialen Welt (vermischt Gefühle + beobachtbare Akte o intentionale + nicht-intensionale)

- kl. Kind sieht nur sich und seine Wünsche
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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
a. Kurzcharakterisierung Niveau 1
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Subjektive oder differenzierte Perspektiven ca. 6–8 J
- verstehen: gleich wahrgenommenes kann gleich o verschieden interpretiert werden, gleich wahrgenommene Handlungen = Reflexionen disparater oder verschiedener Einzelgründe oder -motive, befasst sich zum ersten Mal mit der Einzigartigkeit des verdeckten, psychischen Lebens einer jeden Person

- er sieht seine Frau, ihre Wünsche
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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
a. Kurzcharakterisierung Niveau 2
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Selbstreflexive oder reziproke Perspektiven (ca. 8–10 Jahre)
- Fähigkeit: Perspektive der zweiten Person: kann auf seine Gefühle + Gedanken aus der Perspektive einer anderen Person reflektieren, sich selbst an die Stelle eines anderen versetzen + das Selbst dem anderen gegenüber als Subjekt begreifen.
=> eigene Auffassung + Beurteilung der Gedanken + Gefühle der anderen Person
=> Bewusstsein einer neuen Form von Reziprozität der Gedanken + Gefühle (ich weiß, dass er mich mag; er weiß, dass ich ihn mag) und nicht mehr nur von Handlungen (er arbeitet für mich – ich arbeite für ihn).

- er sieht sich selbst mit Augen seiner Frau, abwechselnd Bez. von ihm zu ihr + Bez. von ihr zu ihm

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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
a. Kurzcharakterisierung Niveau 3
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Wechselseitige Perspektiven o Perspektiven der dritten Person ca. 10–12 J
- Fähigkeit der Perspektive dritte Person: Fähigkeit in Gedanken aus einer interpersonalen Interaktion herauszutreten + die Perspektiven beider Parteien simultan zu koordinieren => Bewusstsein von Wechselseitigkeit menschl. Perspektiven + Bewusstsein: Bez. zw. Selbst + anderen (Beziehung selbst wird bewusst)

- er sieht nicht nur abwechselnd sich oder Frau, sondern beide gleichzeitig

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12. Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman)
a. Kurzcharakterisierung Niveau 4
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Kognitive Perspektive
Gesellschaftliche oder Tiefenperspektiven 12–15 Jahre + höher
- Erkenntnis: subjektiven Perspektiven (Wechselseitigkeit) haben nicht nur die Ebene der Erwartungen + Selbstverständnisse sondern sind multidimensional oder tieferreichend (oberflächlich vs. tiefe + n. verbalisierte Gefühle)
- zwischenmenschlichen Perspektiven = Netzwerk/System
- Perspektiven werden generalisiert, z. B. zum Konzept der gesellschaftlichen, rechtlichen oder moralischen Perspektive.

- er erkennt ein Teil ihrer Bez/Konflikte ist nicht nur individueller o privater Natur, sond. Ausdruck best. gesellschaftl. Bedingungen


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13. Zusammenhang zwischen „logischem Denken“, „sozialer Perspektive“ und „moralischem Urteil“
(„asymmetrische Voraussetzungsrelation“)
Kognitive Perspektive
Die E. des log. Denkens im Sinne Piagets ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die E. der soz. Persp. (Selman), die ihrerseits wiederum eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung des moral. Urteils/moral. E.stufe (Kohlberg) ist = „asymmetrische Voraussetzungsrelation“
- Kohlberg: soz. Persp. = strukturelles Definitionsmerkmal
der moralischen Stufe => soz. Persp. als struckturelles  o objektives Merkmal (Urteils-/ Problemperspektive) interpretierbar -> best. Probleme passen bes. gut zu best. Niveaus der soz. Persp.: priv. Konflikt 2 P = 2. Niveau, 3 P = 3., andere gar nicht => Weite + Tiefe der soz. Persp.: gesellschaftl. Problem aus egozentr. Sicht (eng)/ egozentr. Problem aus gesellschaftl. Sicht = „moralische Vogelperspektive“ → Herzog 1991 (weit)/ „Jellyby -Trugschluss“ = eigenes Umfeld vernachlässigen, um die Welt zu retten → Hoff Sommers 1991 (k. Tiefe)
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14. Kompetenz und Performanz in Bezug auf das moralische Urteilen
Kognitive Perspektive
- Unterscheidung von Kompetenz (Treppenbauer, Können) + Performanz (Treppennutzer, Anwenden) = asymmetr. Vorraussetzungsrelation: Das Kompetenzniveau ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Vorr. für ein entsprechend hohes Performanzniveau
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15. Was ist eine „invariante Entwicklungssequenz“? Kann man in der moralischen Urteilsentwicklung eine Stufe überspringen? Kann man auf frühere Stufen zurückfallen?
Kognitive Perspektive
Alle Stufen eines Entwicklungsprozesses werden in bestimmter Weise durchlaufen. Dies geschieht sequentiell bis zum individuellen Endpunkt. Keine Stufe wird dabei übersprungen oder ausgelassen. Man kann auch nicht auf frühere Stufen zurückfallen, wohl aber kann man die Sichtweise von bereits durchlaufenen Stufen reaktivieren und auf ihnen argumentieren (vorhandene Stufen können beliebig genutzt werden)
invariat = unveränderlich
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16. Zusammenhänge zwischen moralischem Urteil und moralischem Handeln
Kognitive Perspektive
- einzelnen moralischen Stufen stellen gewissermaßen Filter dar,
die jeweils unterschiedliche Merkmale einer moralischen Situation als handlungsrelevant erscheinen lassen.
- Kohlberg: Situationsgebundenheit des moralischen Denkens
nimmt von Stufe zu Stufe ab (Zu diesen Schluss kommt man
nur aus der Perspektive der höchsten Moralstufe)
- Kohlberg und Candee: Urteil wird in die Tat umgesetzt, wenn
man sich in Sit. verantwortlich fühlt + best. »nichtmoralische« Fähigkeiten der »Ich-Kontrolle« die Ausführung der Handlung unterstützen
(kogn. Fähigkeiten wie Intelligenz -> Entwicklung eines Handlungsplanes, Aufmerksamkeit + Fähigkeit zum Belohnungsaufschub in Anlehnung an: Vier-Komponenten-Modell von Rest)
empirisch: Uneinheitliche Ergebnisse -> zur Prüfung Zshg. Urteil + Handeln sind nur asymmetrische Problemsituationen (Argumente von zwei untersch. Stufen!) geeignet, aber Symmetrie + Asymmetrie = Frage der subj. Sit.interpretation
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17. Vier-Komponenten-Modell der Entstehung moralischen Verhaltens (Rest, 1986)
Kognitive Perspektive
Komponente 1: Interpretation der Situation in Hinsicht darauf, wie die eigenen Handlungen das Wohlergehen anderer beeinflussen.

Komponente 2: Formulieren, was eine moralische Handlungsweise sein würde; das moralische Ideal in einer spezifischen Situation identifizieren.

Komponente 3: Unter den konkurrierenden Idealen – die in verschiedene Werte resultieren – dasjenige auswählen, nach dem man sich richtet; entscheiden, ob man versuchen soll, sein moralisches Ideal zu erfüllen oder nicht.

Komponente 4: Durchführen und Vollenden dessen, was man zu tun beabsichtigt
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18. Selbstaufmerksamkeit und moralisches Verhalten
Kognitive Perspektive
»Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit« (Duval & Wicklund, 1972): im Zustand »Selbstaufmerksamkeit« = größere Übereinstimmung zw. Selbstdarstellung + tatsächlichem Verhalten als im Zustand »Selbstunaufmerksamkeit
- Selbstaufmerksamkeit = Aufmerksamkeit wenig auf externe Ereignisse, sondern auf eigenes Selbst => Diskrepanzen zw.  tatsächlichen Verhalten + Intentionen, Aspirationen bzw. internen Verhaltensstandards stärker bewusst + unangenehm
Exp. Duval und Wicklund (1972, 1973): weibl VPs; 5 km/h schneller als erlaubt, Kind + Ball, Kind angefahren, Spiegel für Selbstaufmerksamkeit; mit Spiegel 60 %, ohne Spiegel« 51%  Selbstverantwortung -> mit Spiegel Selbsttäuschung wird erschwert, Halloween-Kinder + Bonbons + Spiegel ähnl. Ergebnisse
- höchste moralische Stufe braucht ideale Aufmerksamkeit
- Vermutung, dass wir eine gewisse Tendenz zum vorzeitigen Abbruch der Situationsanalyse haben
- Vermeidung der Selbstaufmerksamkeit => stuck stage
- Handeln unterhalb des Kompetenzniveaus, wenn Problem sehr gut zu Niveau passt
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19. Gibt es eine weibliche Moral? (Stufenfolge von Gilligan) / Fürsorge- vs. Gerechtigkeitsmoral
Kognitive Perspektive
männliche Moral -> Gerechtigkeit, weibliche Moral -> Fürsorge
→ Nebeneinander der Kohlbergstufen 3 + 4 (statt Übereinander)
Präkonventionelles Stadium: Überleben
• egozentrische Persp.: Selbst = einzige Objekt der Fürsorge
1. Übergangsphase: Vom Egoismus zur Verantwortlichkeit
• Konflikt zw. Egoismus und Verantwortlichkeit
• Zugehörigkeit und Verbindung zu anderen wichtig, -> soziale Akzeptanz, "das Richtige tun"
Konventionelles Stadium: Gutsein als Verzicht
• altruistischer Standpunkt, Verantwortung für andere, mütterliche Moral, Fürsorge für Schwächere
• Selbstbehauptung = unmoralisch, eigene Bedürfnisse unwichtig
2. Übergangsphase: Vom Gutsein zur Wahrheit
• Erkennen der Fremdbestimmtheit der konventionellen Sichtweise, die eigenen Grenzen erkennen
• moralische Bewertung einer Handlung nach real. Abwägungen
Postkonventionelles Stadium: Moral der Gewaltlosigkeit
• Synthese von Egoismus und Altruismus, Anteilnahme
• Fürsorge für andere UND für die eigene Person
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20. Unterschiede zwischen moralischen Problemen und sozialen Konventionen
Kognitive Perspektive
soz. K. = Regelmäßigkeiten im Verhalten, die die Interaktionen von Individuen in soz. Systemen koordinieren (Kleidungs-+ Anredeformen), Verletzungen implizit o explizit festgelegter Regeln werden sanktioniert, gelten nur relativ in Bezug auf jeweiligen gesellsch. Kontext
- Probleme = moralisch o durch soz. K. bestimmt => Turiel & Smetana (1986) 3 Modi von Bereichsverbindungen/konflikten:
(1) überwiegende Betonung des einen Bereichs + Unterordnung des anderen
(2) Konflikt zw. beiden verbunden mit inneren Widersprüchen + Ausbleiben einer Lösung o Versöhnung der beiden
(3) Koordination beider Komponenten (beide in Problemlösg. berücksichtigt) 


→ Bsp. Studie Abtreibung: moralisches Problem = Tötung von Leben → ungewollte Schwangerschaft fortgesetzt o Frage persönl. Wahlmöglichkeiten → Schwangerschaftsabbruch, bei Konflikt der Bereiche, setzt über die Hälfte die Schwangerschaft fort
- nicht nur die Struktur des Problems kann asymmetrisch sein, sondern auch Inhalt, Pro+ Kontra-Argumente rekonstruieren dann jeweils unterschiedliche Problemkontexte


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21. Kritik am Modell von Gilligan
Kognitive Perspektive
- Begriff Fürsorge nicht definiert
- Geschlechtsdifferenzen empirisch nur schlecht nachweisbar
- Der Übergang ins 3. Stadium (postkonventionell): Die soz. Konv. werden moralisiert (nicht wie bei Kohlberg, wo das moralische Denken "postkonventionell" wird) und so zum Gegenstand von Gerechtigkeitsüberlegungen. Dies setzt nicht notwendigerweise postkonventionelles Denken voraus, sondern (nur) eine Weiterentwicklung der sozialen Hypothese
- Ansatz von Gilligan nur wenig begründet bzw. bestätigt
- Fürsorgemoral z.T. auch bei Männern nachweisbar, Kohlberg bestreitet geschlechtsspez. Unterschiede (Gerechtigkeits- und Fürsorgemoral ergänzen sich)
- wenn Frauen bestimmte Probleme rollen-o sozialisationsgemäß anders rekonstruieren als Männer, spricht dies noch nicht für Gilligans These der zwei Moralen
- ABER: Gilligans These = nützliche Grundlage spez. emp. Fragestellungen
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22. Take-the-Best-Heuristik
Situative Perspektive
- bei vielen Kriterien -> in eine lineare Reihenfolge + beim ersten Kriterium, das eine Entscheidung ermöglicht, brechen wir die Analyse ab und verhalten uns genau diesem Kriterium entsprechend
Bsp: lesen in Zeitung: Mutter hat ihr neugeborenes Kind erstickt:
(1) Prüfe, ob es sich um eine Standardsituation handelt, für die es klare und kaum umstrittene gesellschaftliche Regeln gibt. 
(2) Entscheide gefühlsmäßig, wenn Kosten und Risiken von Fehlentscheidungen gering sind oder keine Zeit zum Überlegen bleibt. 
(3) Wäge die Interessen aller Beteiligten gegeneinander ab und vergiss deine eigenen Interessen nicht.
-> »Standardsituation«, die gesetzlich klar geregelt ist => unser Urteil bereits beim ersten Schritt gefällt
-> Information über besondere Umstände => neues Urteil

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23. Milgram-Experiment
Situative Perspektive
Ergebnisse: Im ersten Experiment folgten 65 % der zum Lehrer bestimmten VPs den Anordnungen des VL bis zur »lebensgefährlichen« 450-Volt-Grenze, nur 35 % brachen vorher ab, weitere Varianten des Exp.: Gehorsam nimmt mit zunehmender räumlicher Nähe zw. Lehrer + Schüler ab
- aktuellen Replikation Burger 2009 Ergebnisse: zw. 63 + 70 % gehorsam -> Stromschläge bis zu 150 Volt (im vergleichbaren Experiment 5 von Milgram 82,5 %)
- Milgram: in best. Sit. geraten wir in einen besonderen Zustand = Agens-Zustand= ein Anderer handelt gewissermaßen durch uns hindurch
einflussreiche Bedingungen:
- räumliche Nähe zwischen Lehrer und Schüler
- Konsequenz, mit der der VL seine Aufforderungen vertritt
- weiteren Personen, die ungehorsam sind o Autorität des Versuchsleiters "beschädigen"


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24. Austauschtheorien (Grundannahmen)
Situative Perspektive
- geht auf den amerik. Soziologen George Caspar Homans zurück -> Werthypothese: Ausführungslikelihood einer Aktivität hängt vom »Wert« der Belohnung ab (vorher berechnet)
-> Gouldner (1960) es geht auch um Ausgleich: Reziprozitätsnorm (Hilfe + Gegenhilfe)
-> Homans (1972): Entbehrungs-Sättigungs-Hypothese: Je öfter Person best. Belohnung hatte, desto weniger wertvoll wird sie => geringerer Nutzen (= Grenznutzen) der Belohnung,
Frustrations-Aggressions-Hypothese: Person nicht wie erwartet belohnt o unerwartet bestraft => Ärger, reagiert aggressiv => empfindet Aggro belohnend

- Grundgedanke: Verhalten = auf lohnende Interaktionen ausgerichtet -> Kosten-Nutzen-Rechnung
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25. Public-Goods-Spiele
Situative Perspektive
in exp. Wirtschaftsforschung um Problematik öffentlicher Güter zu erforschen: Bedingungen, unter denen sich Personen kooperativ/ eigennützig verhalten
Klassiker: 4 Mitspieler je 20 Euro -> gleichzeitig entscheiden, wieviel Geld behalten o ins Gemeinschaftsprojekt, für jeden Euro im Gemeinschaftsprojekt erhält jeder 40 Cent
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25. Public-Goods-Spiele
a. Verlauf der Kooperationsbereitschaft
b. Einfluss von Gruppenzugehörigkeit, sozialer Kontrolle und Bestrafung
c. Altruistische und antisoziale Bestrafung
Situative Perspektive
- typischen Spielverlauf: Im ersten Durchgang verhalten sich die Spieler im Durchschnitt einigermaßen kooperativ, in der Partner-Variante noch kooperativer als in der Stranger-Variante. In beiden Varianten nimmt die Kooperation bis zum letzten Spiel aber dramatisch ab.
Fehr und Schmidt (1999) Übersicht: Ergebnisse von 12 Studien: USA, Holland, Schweiz + Deutschland (insg.1042 Teilnehmern): beim jeweils letzten Durchgang -> »Free Rider« (0 Geldeinheiten für Gemeinschaft) über alle Untersuchungen hinweg bei 73 %
Fehr und Gächter (1999) Gruppenzugehörigkeit + soziale Kontrolle stärken gemeinsam die Kooperationsbereitschaft, aber nicht dauerhaft
Bestrafung: effektiv zur dauerhaften Erhöhung der Kooperationsbereitschaft im Spiel: Bestrafung von Trittbrettfahrern ab 2. Durchgang. Jeder darf z. B. durch Abgabe von einer Geldeinheit einen Mitspieler bestrafen, der dann 10 % seines Gewinns abgeben muss. (max. Strafe nicht mehr als 100% des Gewinns), Strafende durch Strafe keinen direkten Gewinn, sond. muss dafür zahlen = altruistische Bestrafung -> in der Partner- als auch in der Stranger-Bedingung (auch bei perfect stranger) stieg die Kooperationsbereitschaft an + blieb bis zum zehnten Durchgang stabil, insg. war Kooperationsbereitschaft in der Partnerbedingung deutlich höher (Trittbrettfahrer auch dann bestraft, wenn Strafenden Kosten entstehen und er weiß, dass allenfalls andere von der Bestrafung profitieren -> Frustrations-Aggressions-Hypothesen als Erklärung)

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25. Public-Goods-Spiele
c. Altruistische und antisoziale Bestrafung
Situative Perspektive
Altruistische Bestrafung = evolutionärer Mechanismus zur Sicherung koop. Verhaltens (Fehr und Gächter)
antisoziale Bestrafung = Rachebestrafung, Bestrafung von kooperativen Mitgliedern: Gewinn für den Strafenden; wenn der Bestrafende weniger für die Gemeinschaft gespendet hat als der Bestrafte (Altruistische + antisoziale Bestrafung unterscheiden sich durch die positive oder negative Differenz zw. Bestrafer + Bestraftem) vor allem in autokratischen Gesellschaften, in denen das Vertrauen der Bevölkerung in die staatliche Ordnung gering und man im alltäglichen Umgang gegenüber Fremden eher misstrauisch ist (Oman, Griechenland, Saudi-Arabien, Weissrussland, Türkei, Südkorea, Russland, Ukraine)
typische Kollabieren der Zusammenarbeit in der Nichtbestrafungsbedingung in den Orten, in denen die Bestrafung die Kooperation stabilisiert
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26. Tit-for-Tat-Regel
Situative Perspektive
(Wie du mir, so ich dir) Gigerenzer (2007): Sei zuerst kooperativ, beschränke dein Gedächtnis auf die Größe eins (alles vorher ist vergeben) und ahme das zuletzt gezeigte Verhalten des am wenigsten kooperativen Partners nach.
- Spielbedingung ohne Bestrafung führt Tit-for-Tat zum Erlöschen der Kooperation, in Bestrafungsbedingung zu vermehrter Kooperation, wenn der Geizigste immer wieder bestraft wird u er Einsicht zeigt
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27. Kulturabhängigkeit kooperativen Verhaltens
Situative Perspektive
- koop. V. kann in Gesellschaften mit geringem Vertrauen in staatliche Ordnung + Uneigennützigkeit zw. Fremden weniger durch altruistisches Bestrafen hervorgerufen werden (eigennütziges Verhalten stärker verteidigt) => Gefahr von Rachebestrafungen
- Akzeptanz altruist. Bestrafungen in Kulturen unterschiedlich geregelt, genauen Unterschiede zw. Kulturen/Subgruppen weitgehend unbekannt

- Herrmann et al. (insg. 1120 Studierenden) weltweit in 16 Städten in 15 Ländern: 8 Orte mit niedriger antisoz. Bestrafungsrate = Städte aus westl. Demokratien (mit einer Ausnahme, der chines. Stadt Chengdu). 8 Orte mit hohen antisozialen Bestrafungsrate = autokratische Gesellschaften
- schweiz.-russ. Ländervergleich: Anteil an »conditional cooperators« (denjenigen, die dann kooperierten, wenn auch die Mitspieler dies taten) ca. gleich hoch: 54 % Schweiz +  57 %  Russland, Anteil »Free Rider« = 24 % in Schweiz, 7 % in Russland (Fischbacher et al., 2001; Fischbacher & Gächter, 2006).
- Henrich et al. (2001): Ultimatum-Spiel (2 Spieler, einer erhält hat Geld mit der Auflage, dem anderen einen beliebigen Anteil abzugeben, wenn der andere akzeptiert, können beide ihr Geld behalten) mit 15 indigenen Völkern aus Asien, Afrika, Südamerika  -> Angebote schwankten sehr viel stärker, je nach Kultur (z.B. Schenken nach best. Regeln -> macht abhängig)

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28. Konzept der gemeinsamen Absicht (auch Unterschiede Mensch – Menschenaffe)
Situative Perspektive
- Primaten = im Verständnis der physikal. Welt Kleinkindern ebenbürtig, »Aber in sozial-kog. Fähigkeiten übertreffen zweijährige Kinder Schimpansen bei weitem« Tomasello, 2008
-> Mensch hat Fähigkeit, die Aufmerksamkeit mit Mitmenschen zu teilen + ist sich dessen bewusst = einzigartig + der zentrale Unterschied zw. Menschen + Primaten
- Reziprokes Wissen, um Betrachtung + sich des Betrachtens gegenseitig bewusst zu sein
- Deklaratives Zeigen nur beim Menschen o bei Schimpansen, die von Menschen großgezogen wurden (sie zeigen auf unerreichbares Futter, verstehen aber nicht Fingerzeig Korb)
- Schimpansen haben in Wettbewerbssituationen höhere kogn. Leistungen als in kooperativen (Menschen = kooperativer), Jagen alle das gleiche Ziel, aber kein gemeinsames Ziel
- Fairness ist typisch für Menschen, Menschenaffen verhalten sich rational entsprechend den Annahmen der klassischen Ökonomie
- Menschen besitzen die bio. angeb. Fähigkeit, um sich mit Artgenossen zu identifizieren
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29. Evolutionäre Vorteile kooperativen Verhaltens
Situative Perspektive
- kooperativen Verhaltens = Selektionsvorteil

Übergang vom Wettbewerb zur Koop./Geist der geteilten Absicht:
1) Schimpansen arbeiten bei bestimmten Aufgaben umso besser zusammen, je mehr sie sich mögen
2) In menschlicher Gemeinschaft lerne sie, mit dem Finger auf für sie nicht erreichbares Futter zu zeigen
3) Junge Schimpansen können Menschen helfen, damit die Menschen an für sie unerreichbare Objekte herankommen
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30. Gefangenendilemma – Simulationsstudien (Axelrod)
Situative Perspektive
2 Männer + 1 Bankraub + Richter: gesteht/frei + andere nicht/10 J o beide gestehen/beide 5 J o keiner gesteht/beide 1J (keine Mglk. sich abzustimmen)
Axelrod (1984): Computerturnier -> Programme mit möglichst optimalen Strategien, jedes Programm kämpft gegen jedes andere 200 Runden => faire Programme besser als unkooperative, am besten: Programm von Anatol Rapoport (Mathematiker + Psychologe, 1911–2007) auch das kürzeste mit Tit-for-Tat-Strategie (erster Zug kooperativ + imitierte in allen folgenden Zügen das Verhalten des Partnerprogramms)
- evolutionsstabile Strategie, in einer Population, in der alle Tit-for-Tat spielen, kann ein einzelner unkooperativer auf die Dauer nicht gewinnen, gilt umgekehrt auch für unkooperative Population -> unkooperatives Verhalten muss imitiert werden
- Tit-for-Tat-Spieler in Clustern => können unkoop. Population erfolgreich infiltrieren, wenn sie mit höherer Wahrscheinlichkeit innerhalb ihres Clusters interagieren als mit den unkooperativen »Einheimischen«
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31. Der Fall Phineas Gage
Emotionale Perspektive
- 1848 25-jährige Eisenbahnarbeiter Sprengarbeiten auf Baustelle im US-Bundesstaat Vermont -> abgelenkt => Sprengladung unkontrolliert => Eisenstange von unten nach oben quer durch Kopf + Stirnhirn schwer verletzt => kurz benommen, verließ die Unfallstelle zu Fuß + nach wenigen Monaten wieder arbeitsfähig (sprachlichen + motorischen Fähigkeiten kaum gelitten) -> aber vor Unfall verantwortungsvoll + sozial integriert, nach dem Unfall unstet + disziplinlos. Sein Arzt John Harlow: er ist »impulsiv, ordinär, triebhaft + launisch« + vermutete: Eisenstange hat »moralisches Zentrum« aus seinem Kopf geschossen
- 150 J später untersuchten die Neurologen Damasio (1994) den Schädel + Computersimulation des damaligen Unfalls: vordere zentrale Teil des Stirnhirns verletzt (seitlich liegenden Teile, die an abstrakten Denkvorgängen wie Sprechen + Rechnen beteiligt sind, blieben vermutlich intakt) -> »moralisches Zentrum«
- heute belegen zahlreiche Studien, die Bedeutung des Stirnhirns für soz./antisoz. V -> »Los Angeles Violence Study«: bei antisoz. P im mittleren Bereich des Stirnhirns geringere graue Masse im Vgl. zu sozial unauffälligen P
Greene et al. (2001) im fMRT Trolley-Dilemmas -> Probleme wie Gage als Rechenaufgabe lösen
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32. Der Fall „Elliot“: Auswirkungen von „Gefühllosigkeit“
Emotionale Perspektive
- Elliot, Mitte 50, lebt von staatlicher Beihilfe, er riecht, ist verwahrlost, aber einsam + traurig fühlt er sich trotzdem nicht, vor 20 J zerstörte ein Tumor so groß wie ne Kinderfaust Nervengewebe im rechten + linken Stirnlappen -> Op => Intelligenz + Gedächtnis erhalten, aber er fühlt nichts mehr
- Leistungs- und Persönlichkeitstests normal, Aufgaben mit sozialen Konventionen + moralische Probleme normal, Standard Issue Moral Judgment Test => Stufe 4/5
- Konsequenzen seines Handelns (Verlust des Arbeitsplatzes, Scheidung, kein Kontakt mehr mit eigenen Kindern), berühren ihn nicht wirklich.
- Damasio (1997) bezeichnet die emo. Bewertung von Handlungen als »somatische Marker« im Frontalhirn, sie bestimmen welche Alternativen bei einer Entscheidungsfindung zur Vorlage kommen, welche unterdrückt werden. Durch somat. Marker werden unsere Erinnerungen an bestimmte Ereignisse mit emo. + physiolog. Reakt. verbunden, bei Phineas Gage + Elliot funktionieren diese somatischen Marker nicht mehr.
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33. IGT (Iowa Gambling Test)
Emotionale Perspektive
- Testverfahren von Bechara et al. (2005) mit dem sich risikobehaftetes Verhalten von Personen mit Läsionen im präfrontalen Kortex feststellen lassen soll.
- Probanden haben 4 Kartenstapel vor sich + sollen soviel Geld wie mgl. gewinnen. Wenn sie eine Karte von Stapel A o B ziehen, erhalten sie einen hohen Gewinn, bei Stapel C + D einen niedrigen. Einige Karten sind allerdings Verlustkarten, die in Stapel A + B zu hohen, in Stapel C + D zu niedrigen Verlusten führen. Auf die Dauer führen nur die »guten« Stapel C + D zu Gewinnen, die beiden anderen »schlechten« Stapel zu Verlusten.  Die meisten Spieler erkennen erst nach ca. 40 bis 50 Durchgängen, dass die Stapel mit den hohen Gewinnen die schlechten sind. Gesunde Spieler fangen aber weitaus früher an, diese Stapel zu meiden und bevorzugt von den beiden anderen zu ziehen. Patienten mit Läsionen im orbitofrontalen Cortex ziehen selbst dann weiter von den schlechten Stapeln, wenn sie das Risiko erkennen. Bei gesunden Spielern nach ca.10 Versuchen ein antizipativer Anstieg der Hautleitfähigkeit beim Ziehen vom schlechten Stapel (bei Läsionspatienten nicht). Inwieweit Erhöhung des Hautwiderstandes als physiologisches Anzeichen für die Bildung eines somat. Markers gelten kann, ist umstritten. Tomb et al. (2002) wiesen mit Variante des IGT nach, dass die Erhöhung der Hautleitfähigkeit – unabhängig von den langfristigen neg. o pos. Konsequenzen – wegen der höheren Erregung vor Entscheidungen, bei denen viel auf dem Spiel steht.
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34. Sozial-intutives Modell nach Haidt (im Vergleich zum rationalistischen Modell)
Emotionale Perspektive
Rationalistisches Modell: moralische Situation wird analysiert -> aus dem Ergebnis wird ein Urteil gebildet, Gefühle beeinflussen das Urteil nicht direkt, sondern nur indirekt über zwischengeschaltete Denkprozesse
Sozial-intuitives Modell:
- es wird sich nach Intuitionen/Gefühlen gerichtet
- in engem Zusammenhang zu moralischen Gefühlen steht Ekel bzw. Reinheit/Sauberkeit (Studie: induzierte Ekelgefühle => deutlich rigidere moralische Urteile, weniger harte Urteile, wenn vor Urteilsfindung Reinheit assoziiert wird, o nach Eckel Hände gewaschen werden)
- wir handeln automatisch ohne Nachzudenken -> erst beim Nachfragen suchen wir nach Rechtfertigungen
- Modell ist als Interaktion von zwei Personen gespiegelt als sozialer Prozess
- Urteile innerhalb unserer Gruppe (Familie, Betrieb, Freunde) unhinterfragt akzeptiert, beim Nachfragen viell. Beeinflussung der Intuition des anderen
- Einfluss des moralischen Denkens läuft hauptsächlich
über andere
, nicht übers Nachdenken -> rational. Modell gestrichelt in den Pfaden 5 und 6, nur seltene Pfade (wenn man beim Nachdenken log. Fehler findet wie Philosophen)
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35. Entwicklung moralischer Intuitionen
Emotionale Perspektive
- lässt sich nach Haidt (2001; 2007) auf 5 unterschiedl. Gefühle zurückführen: 1. Schaden, 2. Reziprozität, 3. Hierarchie, 4. Bezugsgruppe, 5. Reinheit
- Haidt orientiert sich dabei an Shweder et al. (1997):
1. Schaden + Reziprozität = Ethik der Autonomie
2. Hierarchie + Bezugsgruppe = Ethik der Gemeinschaft
3. Reinheit = Ethik des Göttlichen
-> Gigerenzer (2007): 1. Ethik des Individuums, 2. Ethik der Familie, 3. Ethik der Gemeinschaft (Bezeichnungen intuitiver verständlicher)
- entwickeln sich vor allem im Jugendalter: Orientierung an Gruppe der Gleichaltrigen, der Peers + entwickeln ihre Verhaltensweisen + Einstellungen in Gruppe, durch Gruppe
-> Studie Minoura (1992): Auswirkungen eines mehrjährigen Aufenthaltes japan. Kinder in USA: Kinder zw. 9 + 15 J alt passten sich Normen + Einstellungen ihrer amerikan. Freunde an, weder bei jüngeren, noch älteren gleicher Effekt
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35. Entwicklung moralischer Intuitionen: neuere Studien
Emotionale Perspektive
- sensiblen Phase für die Übernahme sozialer + moralischer Normen während der Pubertät: Beginn der Pubertät = eine nach dem Kleinkindalter zweite Phase einer beschleunigten Entwicklung des Gehirns -> Giedd 2004: vor allem die Gehirnrinde in den Jahren vor der Pubertät erhält Wachstumsschub => Vermehrung neuronaler Verschaltungen, während Pubertät: neuronaler Darwinismus = welche dieser Verbindungen ausgebaut o ungenutzt wieder abgebaut werden = neuronaler Selbstorganisations-mechanismus
- neuronalen Darwinismus auch beim Frontallappen (zentral für moralische Entscheidungen) 
- auch mit der Pubertät das Gehirnwachstum noch nicht abgeschlossen. Vor allem die Entwicklung des Frontallappens scheint noch bis um das 25. Lebensjahr anzudauern.
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35. Entwicklung moralischer Intuitionen: Ethik des Individuums, der Familie, der Gemeinschaft 
Emotionale Perspektive
- in Gesellschaften sind alle drei Ethiken (Individuum, Familie +  Gemeinschaft) in unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden.
- in westl. Industrieländern ist individualistische Ethik vorherrschend, bei moral. Fragen orientieren wir uns an den Rechten des Einzelnen, die durch Reziprozität + Fairness geschützt werden sollen.


- Ethik der Familie: indiv. Rechte + Ansprüche treten gegenüber Wohlergehen + Ehre der Familie zurück,
- Ethik der Gemeinschaft: geht über Einzelnen + Familie hinaus. Haidt bezeichnet's auch als Ethik der Göttlichkeit, weil's in traditionellen Gesellschaften ne starke Orientierung an religiösen Ge+Verboten gibt, die typischerweise über Regeln der »Reinheit« (in Form ritueller Waschungen) sozialisiert werden.
Von der gefühlsmäßigen Bedeutung von Regeln einer fremden Gemeinschaft sind wir ausgeschlossen. Wir können versuchen, uns in sie hineinzudenken, aber wir haben sie nicht.
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36. Haben wir einen angeborenen „Moralsinn“?
Emotionale Perspektive
- haben wir im strengen Sinn nicht, man muss ihn erlernen, durch: bewusstes Durchdenken, inzidentelles, beiläufiges oder gar »unbewusstes« Lernen, durch Konditionierung, Nachahmung
bzw. Lernen am Modell
- wir sind für kooperatives, soziales und moralisches Verhalten ausgestattet
- wichtige Voraussetzungen für die Initiierung gemeinsamen
Handelns sind uns vermutlich angeboren
: Fähigkeit, lebendige Wesen von materiellen Objekten zu unterscheiden, dem Blickwinkel anderer Personen zu folgen, Erwartungen über deren Verhalten zu entwickeln, mit anderen eine gemeinsame Absicht zu entwickeln und mit ihnen zu kooperieren.
- es gibt eine angeborene Präferenz für gemeinschaftliches und kooperatives Verhalten
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37. Untersuchung von Prehn et al (2008): wichtigste Ergebnisse
Emotionale Perspektive
- zum 1. Mal interindiv. Unterschiede in der moral. Urteilskompetenz in fMRT-Studie. Zur Bestimmung der moral. Urteilskompetenz: Moralisches-Urteil-Test (MUT/MJT von Lind) + zusätzlich eine Skala zur Erfassung der soz. Erwünschtheit (SDS 17, Stöber)
- 23 weiblichen Vp im Schnitt 25 Jahre alt -> Sätze mit Verstoß gegen soziale Norm oder gegen grammatische Regel vs. normale Sätze, bei Regelverletzung Knopfdruck (nur lesen in Kontrollbedingung)

- bei Normverletzungen (nicht Grammatikaufgaben) zeigt sich stärkere Aktivierung im linken ventromedialen präfrontalen Cortex (VMPFC), im linken orbitofrontalen Cortex (OFC), in den Spitzen der Temporallappen + im linken posterior superior temporalen Sulcus (PSTS), keine Aktivierungen in Bereichen, die auf emotionale Betroffenheit ansprechen (z.B. posterior cingulate Cortex und Amygdala) es ging nicht um Leben + Tod
- im C-Score des MJT gemessene moral. Urteilskompetenz + der rechte dorsolaterale präfrontale Cortex (DLPFC) sind neg. korreliert -> Interpretation: Vp mit geringerer moral. Urteilskompetenz brauchen mehr Energie beim Erkennen soz. Normverletzungen
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38. Kann man moralisches Urteilen und moralischen Handeln lehren?
Moralische Interventionen
Eine behavioristische Moralerziehung hat nicht den moralischen Menschen zum Ziel, sondern allenfalls Menschen, die sich moralisch verhalten -> moralisches Verhalten ist lehrbar (zumindest im Sinne von »konditionierbar«), aber es ist nicht bewiesen, dass dies auch für die Entwicklung des moralischen Urteils im Sinne Kohlbergs gilt (konditioniertes Verhalten ist eher sozial bestimmt)
- Methode zur Stimulierung der moralischen Urteilsentwicklung besteht in der +1-Konvention: man konfrontiert Schüler mit konträren moralischen Argumenten, die eine Stufe über ihrer eigenen liegen = gute Vorraussetzung für Initiierung eines entwicklungsfördernden Konflikts
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39. Was ist der sog. „Blatt-Effekt“?
Moralische Interventionen
M. Blatt, ein Doktorand von Kohlberg
- über einen Zeitraum von 18 Wochen (eine Unterrichtsstunde pro Woche) durchgeführte gelenkte Gruppendiskussionen mit +1-Konvention erbrachten einen signifikanten Anstieg der moralischen Urteilsfähigkeit bei den beteiligten Jugendlichen = Blatt-Effekt
- in vielen Folgestudien wiederholt
Kritik:
- Berkowitz (1981; 1986) bezweifelt nicht nur die Wirksamkeit, sondern vor allem die konkrete Realisierbarkeit von +1-Argumentationen durch Lehrer und Erzieher
- in stufenheterogenen Diskussionsgruppen sind die »Stufenmischungen« moralisch stimulierend
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40. Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Moralische Interventionen
Im Sinne Kohlbergs sind höhere Urteilsstufen tatsächlich besser als niedrigere, was aber nicht heißt , das auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, besser sind. Der »Wert« eines Menschen im absoluten Sinne ist einfach sein Wert als Mensch, völlig unabhängig von dem, was er ist, denkt und tut. Wenn wir dies respektieren, dürfen wir auch sagen, dass es »gut« ist, eine höhere Stufe der Moral anzustreben.
Kartensatzinfo:
Autor: lene.b
Oberthema: Psychologie
Thema: Entwicklungspsychologie - M5
Schule / Uni: Fernuni
Ort: Hagen
Veröffentlicht: 08.09.2015
Tags: M5, 03406, 3406, Entwicklungspsychologie, Moral, Themenliste, Wiki
 
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