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All main topics / Bildungswissenschaften / Modul 1D

Modul 1D (70 Cards)

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Beschreibe die Grundbegriffe der Methodik der Psychologie als einer empirischen Wissenschaft
# Psychologie wird mehrheitlich als empirische Wissenschaft (Erfahrungswissenschaft) verstanden: Aus Theorien abgeleitete Hypothesen werden mithilfe verschiedener Methoden anhand von Daten getestet. ≠ armchair psychology/ normative Wissenschaft:
# Hauptziel der Psychologie scheint Erklärung psychischer Funktionen zu sein (Ziel sind gesicherte Aussagen über das menschliche Erleben; Verhalten), dabei steht an erster Stelle die Beschreibung (Phänomene müssen bekannt sein); z.B. Objektpermanenz, Volumenkonstanz
# Daten und Zahlen sind Konstrukte: Bsp. Ratingskalen könnten auch Durchschnitt angeben; man weiß nicht, was die untersuchte Person denkt. Alternative: SELE-Instrument (Satz vervollständigen lassen)
# Stichprobe: nur dann gegeben, wenn repräsentativ für Grundgesamtheit → in der Realität schwer zu erreichen. (z.B. auch häufige Verwendung von Psychologie-StudentInnen in Untersuchungen). Über Generalisierung kann man per Induktionsschluss von einer Teilmenge auf die Grundgesamtheit schließen.
# Untersuchungssituation: muss möglichst ökologisch valide sein → Die Untersuchungssituation wird durch die Versuchsperson so wahrgenommen, wie vom Forscher intendiert
# Beispiel für methodische Unterstützung: Mimikkodiersystem FACS; Ziel ist eine möglichst hohe Inter-Rater-Übereinstimmung (=Unterschiedliche Auswerter kommen mit der gleichen Methode zum gleichen Schluss)
# Varianzanalyse mit unabhängiger und abhängiger Variable als inferenzstatistisches Verfahren (=von der Stichprobe wird auf die Grundgesamtheit geschlossen; schließende Statistik) ≠ beschreibende Statistik
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Was versteht man unter einem theoretischen/ psychologischen Konstrukt?
Theorien enthalten Aussagen über psychologische Konstrukte → gedankliche Hilfskonstruktion für die Beschreibung von Phänomenen, die der direkten Beobachtung nicht zugänglich sind, sondern nur aus anderen beobachtbaren Daten erschlossen werden können (häufig gleich benannt wie Alltagsbegriffe, aber davon verschieden). Notwendig hierzu: Operationalisierung (Verfahrensanweisung, wie das Konstrukt verstanden werden soll. Inklusive: Erhebungsmethode, Erhebungsinstrument etc. Gesamter Bedutungsraum wird nur bei operationaler Definition erfasst) (Problem: standardisierte Messverfahren – etwa der Fremde-Situation-Test in der Bindungstheorie - werden nicht hinterfragt). Psychologische Konstrukte erhalten ihre Bedeutung aus den jeweiligen Theorien. Es gibt somit z.B. unterschiedliche Identitätsbegriffe in unterschiedlichen Identitätstheorien. 

Kurzfassung: Psychologisches Konstrukt ...
# Ist nicht direkt erfassbar
# Gibt es nur innerhalb von Theorien
# Bezieht seine Bedeutung aus der Theorie
# Man kann nie sagen „Identität ist …." sondern nur „Für Erikson ist Identität …"
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Diskutiere die "Identität" der Psychologie, d.h. ihre Verortung in den Wissenschaften
# Grundfrage Psychologie nomothetisch (Gesetzes-, Naturwissenschaften) oder idiographisch (Geistes-, Kulturwissenschaft)?
→ alter Grundsatzstreit (siehe z.B. Windelband → Gegenstand ist idiographisch; Methodik ist nomothetisch; Metzger → Zuordnung zu den Geisteswissenschaften). Heute: Überwiegend Einordnung bei nomothetisch. Allerdings zusätzlich Fokus auf Einzelfallanalysen z.B. in der Persönlichkeitspsychologie.

# Biologisch-experimentelle Wissenschaft. Kern der naturwissenschaftlichen Seite der Psychologie?
Biopsychologie erlebt verstärkt Aufschwung, bleibt aber umstritten. „Leib-Seele-Problem“.
Form des Experiments (Kontrollgruppenexperimente mit inferenzstatistischer Nullhypothesenprüfung) muss hinterfragt werden. Hauptsächlich entstanden wegen besserer Vermarktbarkeit.

# Sozial- und kulturwissenschaftlich orientierte Wissenschaft:
Es gibt keine „nackte“ Psyche. Soziales, Gesellschaftliches, Kulturelles ist Bestandteil; allerdings ist Mensch auch nicht Abbild (=Behaviorismus) → Einflüsse werden konstruktiv internalisiert. Welt hat nicht einfluss auf die Funktionen der Psyche, sondern wird im Lauf der Entwicklung zu ihrem Bestandteil. → Soziogenetische Ansätze!
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Nenne und beschreibe drei Beispiele für soziogenetische Ansätze in der Psychologie
(1) George Herbert Mead und die Soziogenese des Selbst: Unterscheidung zwischen ME (für uns zugänglicher Bereich; strukturelle, konventionelle und über die Zeit stabile Komponente des Selbsts, internalisierte Haltungen von anderen, entsteht durch Rollenübernahe im Spiel, in Kommunikation bzw. anderen symbolischen Prozessen; repräsentiert die Vergangenheit; symbolische Struktur die I ermöglicht) und I (nicht direkt zugänglich; reflexiv; dynamisch, wir reagieren immer wieder auf die von uns eingenommenen Rollen → verändert das ME, d.h. Prozess der Strukturen durchbricht und verändert) → Nähe zur Bindungstheorie (Urvertrauen durch gute Fürsorge = „ich bin ein wertgeschätzte Wesen“ → ME-Konzeption)

(2) Georg Simmel und das Kultivationsprinzip:
Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Kultur → objektive Kultur ist für Menschen nur förderlich, wenn er sie in subjektive Kultur umändern, sich aneignen kann (Kultivation). Nicht jede Form objektiver Kultur trägt zur Kultivation bei; z.B. Segelmast aus Apfelbaumholz. Hilfreich in heutiger Forschung bei Frage nach persönlichen Objekten (Bei Verlust hat man Gefühl, Teil von sich selbst verloren zu haben)

(3) Lev Vygotsky: Vom Intermentalen zum Intramentalen (mithilfe kultureller Werkzeuge zwischen Menschen entwickeln Menschen sich selbst; z.B. Sprache ist sozialen Ursprungs) und das Konzept der „Zone der nächsten Entwicklung“ (hier sind rudimentäre Entwicklungspfade angelegt; Realisierung durch individuelle Aktivität oder soziale Leitung)
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Nenne Ausgangspunkt, erste Ansätze sowie Weiterentwicklung der Entwicklungspsychologie
# Ausgangspunkt der Entwicklungspsychologie: Evolutionstheorie und Haeckels „Biogenetisches Grundgesetz“ („Embryonalentwicklung rekapituliert in abgekürzter Form die Stadien der Stammesgeschichte“)
# Forschungsmethodik: Tagebuchaufzeichnungen, z.B. Preyer „Die Seele des Kindes“; nach und nach abgelöst durch psychologische Untersuchungsmethoden (Fragebögen, Tests) (Kritik: hauptsächlich wegen besserer Vermarktbarkeit)
# Schwerpunkt auf Kindheit, da offensichtlichste Entwicklung im Kindesalter; Erwachsenalter nur vereinzelt
Beispiel: Jean Piaget („Nachahmung, Spiel und Trauer“) → Vier Stadien der kognitiven Entwicklung, die sich durch einen Prozess von Assimilation und Akkomodation entwickeln. (Bis 2 Jahre: Sensumotorisch → denken, indem mit Ohren, Augen, Händen aktiv auf Umwelt eingewirkt wird; Bis 7 Jahre: Präoperational → Symbole werden verwendet; Denken enthält noch keine Logik; Bis 11 Jahre: Konkret operational → prälogisches Denken, kann Hierarchien, Ordnungen erstellen und Stoffe in unterschiedlichen Zuständen erkennen; ab 11 Jahre: Formal operational → Fähigkeit zur Abstraktion und formalem Denken)
Beispiel: Entwicklungspsychologie der Lebensspanne bei Charlotte Bühler; lebenslange Selbstgestaltung des Individuums. Lebenslaufbeschreibung auf drei Ebenen: bologisch, biographisch-soziologisch, psychologisch mit biologischer Lebenskurve (Wachstum und Fortpflanzungsfähigkeit des Organismus) + biographisch-soziale Lebenskurve und Lebensbestimmung = fünf Erlebnisphasen. Dominierend aös biologisches Wachstumsmodell.
# Weiterer Aufschwung: Verbesserung psychologischer Untersuchungsmethoden, Etablierung von Forschungseinrichtungen, Gründung von Zeitschriften, erste große Längsschnittstudien in USA, Bedarf an Wissen in klinischer Praxis


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Wie unterscheiden sich enger und weiter Entwicklungsbegriff, was folgt daraus für klassische und moderne Entwicklungstheorien?
Enger und weiter Entwicklungsbegriff

eng: mit Lebensalter korrelierend, geordnet, gerichtet und universell gültig (z.B. Prozess des Laufenlernens)
Klassische Entwicklungstheorie: Entwicklung verläuft natürlich, Kultur irrelevant; es gibt Endzustand, Entwicklungsprozesse sind unumkehrbar; führen zu höherwertigen Zuständen; verlaufen universell; Stufenmodelle, Mensch ist passiv; Fokus auf Kindheit/ Jugend

weit: umweltabhängige und interindividuelle Unterschiede werden berücksichtigt
Moderne Entwicklungstheorie: Anlage und Umwelt; differenzierter; interne und externe Bedingungen werden gesucht; aktional, Mensch kann beeinflussen; kontextuell, Einflüsse durch Gesellschaft/ Umwelt; auf gesamte Lebensspanne bezogen

Weiter Entwicklungsbegriff (pluralistische Entwicklungskonzeption - jede minimale Entwicklung)  wird zum Teil als zu weit angesehen. Alternative ist Alltagsverständnis: (Ulich)
# Dynamik und Zukunftsbezug: Wir können uns nicht nicht verändern.
# Gerichtetheit auf etwas positives
# Ausgangsbedingungen und relativ stabile Folgen (ans Lebensalter geknüpfte normative Erwartung)
# es geht um subjektiv bedeutsame und zentrale Veränderung
# schließt Kontinuität im Wandel ein.

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Welche Grundsätze sind für eine Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nach Baltes von Bedeutung?
+ Lebenslange Entwicklung (Altersstufen bestimmen nicht, was Entwicklung ist; kontinuierliche und diskontinuierliche Entwicklung)
+ Multidirektionalität (verschiedene Entwicklung zu gleicher Zeit und in gleichen bzw. unterschiedlichen Bereichen; sowohl Auf- als auch Abbau)
+ Entwicklung als Gewinn und Verlust (in jedem Alter Wachstum und Abbau; nur Gewichtung verschiebt sich)
+ Plastizität (intraindividuelle Unterschiede durch Lebenserfahrung und - umstände)
+ Geschichtliche Einbettung (Berücksichtigung sozio-kultureller Bedingungen)
+ Kontextualismus (Wechselwirkung aus normativ-altersbezogen; d.h. altersbedingt, normativ-historisch; d.h. geschichtlich bedingt und nicht-normativ)
+ Multidisziplinäre Betrachtung (andere Disziplinen wie Biologie, Soziologie mit berücksichtigen)

Beispiel: Paul Baltes „Erfolgreiches Altern“ (auch im hohen Alter eine möglichst positive Gewinn-Verlust-Bilanz erreichen) durch SOK (Selektion, Optimierung und Kompensation) (Bsp. Konzertpianist)
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Nenne und beschreibe die vorgenommenen Ebenenunterscheidung hinsichtlich der Dimension der Zeit in der Entwicklungspsychologie
(1) Ontogenese: Entwicklungspsychologie untersucht Ontogenese (Individualentwicklung von der Wiege bis zur Bahre) mit dem Ziel der Beschreibung und Erklärung von intraindividuellen Unterschieden im Lebensverlauf und interindividuellen Unterschieden in intraindividueller Veränderung.
Zeit verstanden als Lebensalter
Vorsicht: Alter erklärt nichts! (kein explikatives Konstrukt), nur die mit dem Alter korrelierten Faktoren
→ Alter spielt Rolle der unabhängigen Variable. Bsp. „Drei-Berge-Versuch“, vom Greif- zum Schöpfschema (Piaget)

(2) Aktualgenese: Wie entstehen Gestalten? (Sander). Grundannahmen: (1) Wahrnehmen und Erkennen als blitzartiger Vorgang, dem aber ein allmählich stattfindender Entfaltungsprozess (Aktualgenese) zugrunde liegt. (2) Aktualgenese verläuft in deutlichen Phasen (3) Verlauf geht von „ungegliedertem Etwas“, über „labile Vorgestalt“ bis zur klar gegliederten Endgestalt
Methode (extreme Verkürzung und Erschwerung der Wahrnehmung) ist umstritten, aber Ansatz dennoch von hoher Relevanz

Beziehung zwischen Mikro- und Makroebene (Aktual- und Ontogenese): Wie wirkt sich die Wiederholung ähnlicher Ereignisse auf dem mikrogenetischen Level auf Ontogenese aus? z.B. jede Wiederholung schlägt sich nieder; erstmalige Einführung hat größten Ausschlag; mit jeder Wiederholung immer größerer Ausschlag
→ Komplexität des Modells muss durch Einführung einer Mesoebene erhöht werden. Hier werden Erfahrungen organisiert, gefiltert und kanalisiert. Je nach Erleben wirkt es unterschiedlich; z.B. Trauma-Verlauf (auch genutzt im Rahmen von Initiationsriten)

Hintergrund: Entwicklungsbegriff soll jenseits seines Altersfokus weiterentwickelt werden.
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Welche Rolle spielt der gesellschaftliche Wandel hinsichtlich der Dimension der Zeit in der Entwicklungspsychologie. Nenne zwei Beispiele
Gesellschaftlicher Wandel wird eher von Soziologie untersucht, aber hat Einfluss auf Entwicklungspsychologie. Feststellbar ist, dass Entwicklung in andere noch größere Veränderungswellen eingebunden ist.

Beispiel 1: Geschichte der Kindheit von Philippe Ariès → im Mittelalter waren Kinder „kleine Erwachsene“; heute: andere Rolle

Beispiel 2: Urie Bronfenbrenner: Ökologie der menschlichen Entwicklung
# Reziprozität zwischen Individuum und Umwelt
# Unterscheidung zwischen verschiedenen Ebenen
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Welche beiden Methoden können in der Entwicklungspsychologie grundsätzlich unterschieden werden?
a) Querschnittsmethode:
= Vergleich von Stichproben von Individuen aus unterschiedlichen Altersgruppen.
Vorteile: pragmatisch, einfach und schnell; auch einfachere Gewinnung von Testpersonen
Nachteile insbesonders Konfundierung (Vermischung von Kohorten- mit Alterseffekten) und fehlende Angaben zu individuellen Entwicklungsverläufen durch Erfassung von Durchschnittskurven

b) Längsschnittmethode: (gilt als Königsweg)
= Mehrfache Untersuchung einer altershomogenen Gruppe über die Zeit hinweg
Probleme: Testungseffekte (z.B. Übungseffekte, Sättigungseffekte), Verlust von Testpersonen, Zeitaufwendigkeit, Kohorten- bzw. Generationenspezifität

Versuch der Kombination beider Methoden!
  
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Nenne zwei Beispiele für eine thematische Gliederung der Ontogenese, anstelle einer Gliederung nach Lebensalter
(1) Konzept der Entwicklungsaufgabe (Havighurst)
Durch individuelle Leistungsfähigkeit, soziokulturelle Entwicklungsnorm und individuelle Zielsetzung entstehen in bestimmten Lebensphasen bestimmte Entwicklungsaufgaben, d.h. Entwicklung ist Überwindung von Problemen (aktive Rolle des Individuums; keine universelle Gültigkeit → z.B. was in den 50er Jahren Anfang 20 erledigt sein musste, unterscheidet sich von den heutigen Herausforderungen)
Beispiele: Frühes Erwachsenenalter: Heirat, Geburt von Kindern, Arbeit/ Beruf, Lebensstil finden. Mittleres Erwachsenenalter: Heim/ Haushalt führen, Kinder aufziehen, berufliche Karriere. Spätes Erwachsenenalter (<50): Energien auf neue Rollen, Akzeptieren des eigenen Lebens, Haltung zum Sterben entwickeln.

(2) Themen und Krisen über die Lebensspanne (Erik Erikson)
Erikson orientiert sich als Neoanalytiker an der Entwicklungstheorie von Freud (psychosexuell wird zu psychosozial)
Entwicklungsthemen: Vertrauen versus Misstrauen (1. Lebensjahr), Autonomie versus Scham und Zweifel (2. und 3. Lebensjahr), Initiative versus Schuldgefühl (4. und 5. Lebensjahr), Werksinn versus Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät), Identität versus Identitätsdiffusion (Adoleszenz), Intimität und Solidarität versus Isolierung (Beginn Erwachsenenalter), Generativität versus Stagnation und Selbstasorption (mittleres Erwachsenalter), Integrität versus Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter)
Zentral ist Identitätsausbildung in der Pubertät: Identitätskonstruktion findet in bestimmten Kontexten/ Domänen statt, indem Identitätsentwürfe mehr oder weniger exploriert werden bevor mehr oder weniger eine Festlegung (commitment) stattfindet. Es handelt sich um ein organismisches Modell mit normativem Charakter. Ich-Entwicklung nach epigenetischem Prinzip: vorbestimmte Reihenfolge
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Beschreibe einen Ansatz zur Operationalisierung des Konstrukts der Identität?
# Erarbeitet von James E. Marcia in Anlehnung an Erikson
# Ziel ist Konstruktion einer Methode zur empirischen Erfassung von Identität und Identitätsentwicklung. Da Marcia sich insbesondere für Jugendalter interessierte, liegt Fokus auf letzterem. Methoden sind: Identity Status Approach und Identity Status Interview (ISI):
# Vorgehen: Durch Interviews zur Erfassung von Exploration und Commitment wird ein Identitätsstatus herausgearbeitet (übernommene Identität, erarbeitete Identität, Identitätsdiffusion, Moratorium)
# Probleme: Allgemeiner Identitätsstatus oder Kontextspezifität (wie wichtig ist ein bestimmter Kontext bei Person X für ihre Identität?; Marcia ging ursprünglich von beruflich/ schulisch, politisch, religiös aus; Erweiterungen später z.B. durch Freundschaft, Partnerschaft, Sexualität), Kohärenz als Artefakt (Kohärenzzwang beim Erzählen verhindert Ausdrucksmöglichkeit einer diffusen Identität), Identitätsstatus oder – entwicklung (kulturell-adaptive Diffusion als Zielzustand der Zukunft?; Marcias Forschungen zeigten Zunahme des Status der Identitätsdiffusion)
# Quantitative Ansätze setzen auf Fragebögen anstelle von Interviews; entweder durch direkte Erfassung von Commitment und Exploration oder direkte Erfassung des Identitätsstatus       
# Identität ist ein schillernder Begriff, der je nach Operationalisierung unterschiedliche Aussagekraft hat!
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Gebe eine Übersicht über Erhebungsmethoden zur Erfassung von Identität:
a) Qualitative Methoden: durch ISI und FISI (aus narrativen Daten; d.h. Interviews erzeugen qualitative Daten, diez.B. durch Kategorisierung quantitativ ausgewertet werden)

b) Quantitative Methoden: (durch Fragebogen)
# direkte Erfassung des Identitätsstaus: EOM-EIS-II
# indirekte Erfassung des Identitätsstatus durch Verrechnung der direkt erfassten Dimensionen von Exploration/ Commitment: U-GIDS-II, EIPQ
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Welche beiden Hauptströmungen lassen sich bei der Frage von Kultur und Psychologie unterscheiden?
(1) Kulturvergleichende Psychologie: sucht nach Differenzen/ Gemeinsamkeiten psychischer Funktionen zwischen „Kulturen“
Kulturen werden mit Ländern/ Nationen gleichgesetzt („cross country“ Psychologie).
Problem: Kultur wird in dieser Konzeption als homogene und statische Einheit gesehen
Wie wird Entwicklung gesehen?
Untersuchung einer abhängigen Variablen in unterschiedlichen Ländern und Altersgruppen (Kultur als unabhängige Variable)
→ statischer Entwicklungsbegriff; nicht: kulturell geleitetes Zustandekommen von Veränderung
Beispiel: Triandis → Indivdualismus und Kollektivismus im Vergleich zwischen Kanada und Griechenland
Wie kommt es, dass er selbst individueller wird?
Kulturwechsel, Erfahrung kulturell andersartiger Institutionen, Eigenaktivität des Individuums
(2) Kulturpsychologie: Wie steht eine bestimmte Person (ihre Konstruktion der Lebenswelt, ihre Handlungen, ihr psychisches Funktionieren) mit Kultur in Verbindung? (in den 90er Jahren entstanden)
Fokus: Bedeutungs- und Sinnstrukturen in einem handlungstheoretischen Rahmen
→ Menschen sind nicht neutrale Informationsverarbeiter, sondern vollziehen Akte der Bedeutungs- und Sinnkonstruktion
Kultur wird nicht als externer Faktor im Sinne einer unabhängigen Variable verstanden, sondern als integraler Bestandteil des menschlichen Handelns. Komplexität des Kulturbegriffs wird in der Forschung berücksichtigt.
Bsp. Kulturdefinition von Jürgen Straub: Kultur als fluide, flüchtig, implizit, diskursiv ausgehandelt
(enthalten sind kollektive Ziele, kulturspezifische Handlungsregeln, kulturspezifisches Reservoir an Geschichten) 
Individuum in seiner Subjektivität existiert
→ Mensch ist nicht in Kultur als Spinnennetz verwoben (Geertz), sondern „the spider at work“ (Obeyesekere)
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Wie verläuft der Transformationsprozess zwischen Kultur und Person?
= Grundlage der Kultur-Entwicklungspsychologie
a) kollektive Kultur: befördert und bewacht menschliche Entwicklung (≠ determiniert)
b) persönliche Kultur: Internalisierung (Auseinandersetzung mit Aspekten der kollektiven Kultur; in Akten der Bedeutungskonstruktion konstituiert sich persönliche Kultur) und Externalisierung (Sichtbarwerden der persönlichen Kultur)

Wie funktionieren Prozesse der Bedeutungskonstruktion?
Zwei Modi der Ich-Welt-Beziehung:
a) realitätsangepasst (objektiv, logisch-rational) → Informationsverarbeitung, analytisches Denken, Logik etc.
b) realitätsschaffend (emotional getönt, realitätstranszendierend) → Versinken in Träume, Phantasie, Spiel; Vorstellung, Poesie

Zusammenhang zwischen beiden Modi ist in Forschungsgeschichte unterschiedlich dargestellt:
# Bleuer: beide wirken über das ganze Leben (logisch-rationales Denken versus autistisches Denken)
# Piaget: b) wird von a) im Lebenslauf überwältigt
# Werner: beide sind miteinander verwoben
# Vaihinger: "als ob Denken" schafft neue Realität! (z.B. Dialog mit Toten)
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Was ist charakteristisch für das Feld der sozialen Beziehungen, welche vier Frageebenen unterscheidet Trillmich und wie sieht das Konzept von Neyer/ Lang aus?
# Alle Geistes- und Sozialwissenschaften befassen sich mit sozialen Beziehungen
→ Vielfalt möglicher Sichtweisen (gilt auch für das Alltagsverständnis)
→ Widerspruch zwischen ihnen ist möglich, aber nicht zwingend

# Trillmich: vier Frageebenen der Verhaltensforschung
a) Welche anzestralen (bei den Vorfahren ausgeprägte) Vorstufen eines Verhaltens?
b) Welche ontogenetischen Vorstufen eines Verhaltens?
c) Welche proximaten (unmittelbaren) Ursachen für ein Verhalten?
d) Welche ultimaten (evolutionäre) Erklärungen für ein Verhalten?
→ Proximate Ursachen müssen sich nicht zwangsläufig aus ultimaten ergeben, dürfen aber nicht widersprechen

# Modell von Neyer/ Lang:
Ultimate Mechanismen zur Genweitergabe: Sexuelle Verpaarung, Verwandtenselektion, Kooperation
Soziale Beziehungen: Verwandschaft, Partnerschaft, Freundschaft/ Kooperation
verbunden über
zwei proximate Mechanismen__ (als konzentrische Kreise)
→ Näheregulation (Erleben emotionaler Nähe, Bindung)
→ Reziprozitätsaushandlung (Erleben von Gleichheit, Balance, Fairness)
//Näheregulation -> Verwandtenbeziehung; Reziprozität -> Freundschaft; beide -> Partnerschaft
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Wie definiert Auhagen Freundschaft und wie sieht der Definitionsversuch von Kolip aus? Was sind Schwierigkeiten bei der Definition von Freundschaften?
Definitionsversuch Auhagen: Freundschaft als dyadische, persönliche, informelle Sozialbeziehung. Beteiligte sind FreundIn. Existenz der Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit, hat für jeden einen Wert, dieses kann unterschiedliches Gewicht haben und aus verschiedenen inhaltlichen Elementen zusammen gesetzt sein. Zudem: Freiwilligkeit, zeitliche Ausdehnung, positiver Charakter, keine offene Sexualität.
Kritik von Kolip: Ausschluss formeller Beziehungen. Er definiert als: freiwilliger Zusammenschluss, wechselseitige Intimität, emotionale Verbundenheit. //Problem: Liebesbeziehungen, formelle Beziehungen z.B. zu Chef.

Definition schwierig, wegen...
# Bedeutungsunschärfe in der Alltagssprache
# Bezeichnung sowohl für Art als auch für Qualität der Beziehung.
# Unterscheidung zwischen Liebes- und Freundschaftsbeziehung scheint Befragten klar, kann aber nicht sprachlich erklärt werden.
# Kulturelle Unterschiede; angloamerikanische Untersuchungen sind nicht eins zu eins übertragbar (sprachliche und kulturelle Unterschiede konfundiert)

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Wie verlaufen Freundschaften, was ist wichtig für Freundschaften und woran zerbrechen Freundschaften?
Entstehung von Freundschaft
(1) Entstehung: Eindrücke von anderen bei zufälligen Begegnungen
(2) Erste Treffen durch Verabredung/ Einladung (Aussprechen mit Risiko verbunden)
(3) Regelmäßige Treffen und wechselseitige Bindung
Prädikatoren für Freundschaft (Marbach)
Positiv war: gleichaltrig, gleiches Geschlecht, Freizeit- und Gesprächspartner. Negativ war: Addresat enger Gefühle, hat Kinder, PartnerIn, finanzieller Unterstützer, über 40
Stimmungsverläufe in Freundschaften
# Untersuchung über standardisiertes Doppeltagebuch von Heibrinck: erfasst wurde täglich Selbst- und Fremdbild: Selbsteinschätzung in Problem- und Streitsituationen, Einschätzung der Freundin, Aussagen über das (Nicht)Vorhandensein von Konflikten.
# Untersuchung Lambertz (Auswertung durch Zeitreihenanalyse - ARIMA): gemeinsame Aktivitäten = gemeinsamen Gesprächen (face to face). Erwartungen: Anteilnahme und emotionale Unterstützung, zentrale Inhalte der Freundschaft: Vertrauen und die Möglichkeit sich aussprechen zu können, selten Kritik an der Freundin und seltene Benennung von Konflikten; eine Freundin kann sich in die Stimmungen der anderen deutlich besser einfinden, deutlichere Wahrnehmung von Missempfindungen und Ärger als positive Stimmungen, meistens war eine Freundin wesentlich Einfluss nehmender als die andere, Keine Übereinstimmung der tatsächlichen Einflussnahme mit den Angaben zur Dominanz, Die Einschätzung der Dominanz scheint einen von Zuwendung, Missempfindung und Bewertung eher unabhängigen Aspekt einer Beziehung zu erfassen, große Neigung zum Rückschluss von den eigenen Empfindungen auf die der Freundin,  In normalen Freundschaften im Alltag Auftreten eines falschen Konsensuseffekt ohne dass die damit einhergehende mangelnde Kenntnis der tatsächlichen Stimmungen der Freundin der Beziehung schadet; Wahrgenommene Ähnlichkeit ist für eine positive Beziehung wichtiger als die tatsächliche Ähnlichkeit


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Wie verändern sich Freundschaften mit dem Alter?
# 5 Stufen der Entwicklung des Freundschaftskonzeptes (Selman)
0. Freundschaft als momentane physische Interaktion
1. Freundschaft als einseitige Hilfestellung
2. Freundschaft als Schönwetter-Kooperation
3. Freundschaft als intimer gegenseitiger Austausch (erst ab Jugendalter)
4. Freundschaft als Autonomie und Interdependenz (erst im Erwachsenenalter erreicht)
# Krappmann: besondere Qualität von Kinderfreundschaften → Potential zur Weiterentwicklung
# Jugendalter: Freunde als Entwicklungshelfer (Entdeckung des eigenen Selbsts, Grundlage für spätere intime Beziehungen, Umgang mit den Schwierigkeiten der Adoleszenz, kann positiv für Schule sein). Aber auch: self-handicapping (tiefe Emotionalität, die in Depression mündet); Veränderung der Selbstenthüllung (self-disclosure): immer weniger Eltern; immer mehr Freunde und Partner
# Weitere Befunde: Cliquen: zusätzlich zu Einzel-Freundschaften, Anzahl von Freunden nimmt häufig mit Lebensalter ab, Im hohen Alter enger Zusammenhang zwischen Freunden und psychischer Gesundheit
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Was sind nach Argyle und Henderson die wichtigsten Gründe für das Zerbrechen von Freundschaften?
Argyle, Henderson (1990): Befragung 150 Personen nach Begründung für Zerbrechen
Vorgeben eine Reihe von Freundschaftregeln
Angabe, in welchem Ausmaß die Nichtbeachtung zum Scheitern führte
Es waren vor allem Beziehungen zu Dritten, die zum Abbruch der Freundschaft führten
Frauen gaben häufiger fehlende positive Wertschätzung und mangelnde emotionale Unterstützung an
Ergebnis:
Eifersucht / Kritik an Beziehungen zu Dritten
Vertrauliches weiter erzählen
Keine freiwillige Hilfe
Kein Vertrauen in den Freund zeigen
Öffentlich Kritik üben
Keine positive Wertschätzung zeigen
Sich in Abwesenheit des Freundes nicht für ihn einsetzen
Keine Toleranz für andere Freunde
Keine emotionale Unterstützung geben
Herumnörgeln

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Gibt es bei Freundschaften geschlechtsspezifische Unterschiede?
Frauenfreundschaften → face to face
Männerfreundschaften → side bei side
Frauenfreundschaften sind: intensiver und zufriedenstellender, bieten mehr praktischen + emotionalen Beistand, haben differenziertere Freundschaftskonzepte, sind für sie wichtiger und haben mehr. Singlefrauen haben differenziertere Freundschaftskonzepte als Frauen mit Partner. Zudem: Enge Freundin entspricht eher Idealvorstellungen als enger Freund bei Männern.

(Offene Frage: tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede oder Milieu-Unterschiede?)
Qualitativ-psychoanalytisch: Vorauswahl von Personen, die zu bestimmten Milieus (Unterhaltungsmilieu/ Selbstverwirklichungsmilieu) gehören und Gruppendiskussion (≠ quantitativ)
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Wie entwickeln sich Scheidungen/ Eheschließungen seit 1950
Scheidungen
# In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg lag die Scheidungsquote zunächst höher als vor dem Krieg
# Zwischen 1956 und 1962 sank die Scheidungsquote auf 11%
# Seit 1960 hat sich die Scheidungsquote bis heute von ca. 10% auf über 50% erhöht; unterbrochen durch die Reform des Scheidungsrechte (Schuldprinzip) und kurze Zeit nach der Wiedervereinigung
# 2003: am höchsten mit 56 %
# seit 2004: geringer Rückgang der Scheidungszahlen

Eheschließungen
# Die Zahl der Eheschließungen lag im Jahr 1950 bei 750.000.
# Danach folgte ein stetiger Rückgang bis 2006 auf unter 400.000 bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl unverheiratet zusammenlebender Paare.


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Beschreibe die Definitionsversuche von Sternberg und Lee, die mehr sind als "Liebe = Freundschaft + Sexualität", sondern Liebe als multidimensionales Konstrukt betrachten
# Sternberg: Dreiecks-Theorie der Liebe
→ unterschiedliche Gewichtung der Komponenten Leidenschaft (romantische Beziehung, sexuelle Befriedigung), Intimität (Gefühle der Nähe, der Vertrautheit) und Bindung/ Entscheidung (Entscheidung für den Partner; Sicherung der Beziehung)
→ Kombinationsmöglichkeiten zur Beschreibung unterschiedlicher Arten von Liebe
Vollständige Liebe = alle drei Komponenten (bei kleinen Schenkeln: ausgewogen, aber wenig Liebe); Intimität + Leidenschaft - Bindung = romantische Liebe; Intimität + Bindung - Leidenschaft = kameradschaftliche Liebe;  → Darstellbar jeweils in Form eines Dreiecks
Unterschieden werden muss: reale/ideale; eigene/ andere; selbst/ fremd wahrgenomme Vorstellung
Bei Übereinstimmung der Partner (Voraussetzung: Empathie) → größte Zufriedenheit

# Liebesstile nach J.A. Lee: Primäre Liebesstile: Eros (Romantische Liebe) → unmittelbare Anziehung durch die geliebte Person; Liebe auf den ersten Blick. Ludus (Spielerische Liebe) → Verführung, sexuelle Freiheit, Abenteuer. Storge (Freundschaftliche Liebe) → gemeinsame Aktivitäten
Sekundärtypen (abgeleitet aus den primären):
Mania (Besitzergreifend) → Variante von romantischer Liebe. Pragma (Pragmatisch) → Beziehung soll Herstellung wünschenswerter Lebensbedingungen dienen. Agape (Altruistisch) → Opferbereitschaft für den Partner
# Weiterführung (u.a. durch Bierhoff/Rohmann): Ist Liebe durch Gegenseitigkeit geprägt? (Tendenz zur Gegenseitigkeit mit Ausnahme von Mania). Zuordnung: Leidenschaft → Eros; Intimität → Storge; Bindung → Agape (bei Fehlen von Ludus)
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Wie steht die Bindungstheorie mit Liebe in Verbindung?
# Hazan/Shaver: Bindungstheorie Bowlby → ähnliche Häufigkeitsverteilung der Bindungstypen wie bei Kindern
# Bartholomew: Art der Bindung ist sowohl von Selbstbild als auch vom Bild des Partners abhängig
Selbst- und Partnerbild positiv: sicher
Selbst- und Partnerbild negativ/ positiv: Ängstlich-ambivalent, besitzergreifend
Selbst- und Partnerbild positiv/ negativ: Gleichgültig-vermeidend; abweisend
Selbst- und Partnerbild negativ: ängstlich-vermeidend

# Konsensmodell in der heutigen Forschung: Zwei Dimensionen: Vermeidung und Angst.
Vermeidung niedrig/ Angst niedrig: sicher.
Vermeidung niedrig/ Angst hoch: verstrickt
Vermeidung hoch/ Angst niedrig: abweisend
Vermeidung hoch/ Angst hoch: unsicher
Angst resultiert aus einem negativem Selbstbild (Angst vor Verlust des Partners; nicht vor der Bindung)

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Wie entwickelt sich romantische Liebe?
# Brown: vier Phasen der Entwicklung romantischer Liebe
a) Initiations-Phase (11-13 Jahre): Begegnungen zwischen Mädchen und Jungen in großen Gruppen
b) Status-Phase (14-16 Jahre): Status des romantischen Partners spielt Hauptrolle
c) Affection-Phase (17-20 Jahre): Beziehung wird exklusiver. Oft ambivalent und auch idealistisch
d) Bonding-Phase (ab 21 Jahre): mehr und mehr pragmatische Sicht
# Seiffge-Krenke: „Aufstieg“ des romanischen Partners → erst ab ca. 17 Jahre wichtiger; Mit zunehmendem Alter in der Adoleszenz steigt Dauer der Beziehung sowie ihre Qualität; Phase a)-c) für positive Phase d) von Bedeutung

Historisch
Ansprüche an Partner steigen (erst nur materiell, dann nur postmateriell, jetzt beides)
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Nenne wesentliche Aspekte bei einer evolutionspsychologischen Betrachtung von Liebe
# Liebe = „Evolvierter Psychologischer Mechanismus“ (EPM), der erfolgreiche Partnerwahl und gemeinsame Aufzucht von Kindern sicherstellt.
# Geschlechtsspezifische Unterschiede in Partnerwahlstrategien, da Kosten ungleich verteilt sind.
→ Männer haben mehr Interesse an unverbindlichen, sexuellen Kontakten; große Zahl von Geschlechtspartnerinnen; sind weniger wählerisch; Zeichen von Jugend/ Fruchtbarkeit bei Frauen werden hoch bewertet (≠ Ressourcen); reagieren eifersüchtig auf sexuelle Seitensprünge der Frauen (≠ emotionale Bindungen)
# Empirische Belege:
Buss: Frauen suchen ältere Partner, legen Wert auf Ressourcen; Männer suchen jünger Partnerinnen, legen Wert auf Aussehen, Jungfräulichkeit
Östrogene sorgen für weibliches Aussehen → Interesse von Männern an weiblichen Frauen; Testosteron sorgt für männliches Aussehen → Interesse von Frauen nur rund um den Eisprung erhöht (Sexualpartner≠ Gatte)
Solche Untersuchungen müssen mit Vorsicht betrachtet werden; siehe auch: Berechnung von Fingerlängen-Quotient (typisch männlich; typisch weiblich)
Hasenkamp/ Kümmerling/ Hassebrauck: Untersuchung zwischen Erwartungen an Partner zwischen geburtsblinden/ sehenden Personen → Equitytheorie: Niedrigere Ansprüche durch selbst wahrgenommenen „reduzierten Marktwert“ der Blinden (pragmatische Perspektive); eher bei den Männern; Evolutionstheorie; an Idealen orientiert; eher bei Frauen). Beide Theorien greifen nur zum Teil: Kultur überlagert Evolution!
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Welchen Aufschluss geben Hormonuntersuchungen mit Präriewühlmäusen?
Natur: Männchen gibt Lockstoffe ab. Dies führt zu Paarung und lebenslanger Bindung.
Eingriffe
# Hormonausschüttung wird unterbunden = keine Bindung, nur Paarung
# künstliche Hormonzuführung = Bindung, ohne Paarung

Bei Menschen führt die Hormonzugabe in Risikospielen zu deutlich höher riskanten Einsätzen, da auf Kooperationsbereitschaft der Mitspieler vertraut wird.
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Nenne wesentliche Aspekte bei einer neurowissenschaftlichen Betrachtung von Liebe
= Auswirkungen von Liebe und Verliebtsein im Gehirn
# Jankowiak/ Fischer: romantische Liebe als universelles Phänomen (neben Sexualität und Bindungsverhalten)
→ durch neuronale und hormonale Systeme gekennzeichnet
# Romantische Liebe (Balzverhalten bei Tieren) → entwickelt Belohnungssystem im Gehirn und Ausschüttung von Dopamin und Adrenalin (Norepinephrin) bei gleichzeitiger Unterdrückung von Serotonim
# Insel: Verliebtsein als süchtig-machend Störung (da gleiche Wirkungen wie Drogen)?
→ Eher nein: Drogen versuchten nachträglich diesen Zustand nachzuahmen!
(Problem: Wirkung von Antidepressiva auf Partnerschaftsverhalten ist kaum untersucht.)
# Funktionelle Magnetresonanztomographie → Untersuchungsmöglichkeit im Gehirn
(BOLD-Effekt: unterschiedliche Magnetwirkung von oxygeniertem und desoxygeniertem Blut)
→ je länger Liebe geht, desto weniger Verliebtsein
→ "Liebe macht blind“: Romantische Liebe und Mutterliebe mit großer Ähnlichkeit; zudem werden "negative Eigenschaften Gehirnareale" unterdrückt
→ Liebe und Zorn liegen nah beieinander; soll helfen, sich aus unglücklicher Beziehung zu lösen.
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Beschreibe Untersuchungsergebnisse und Modelle zum Erfolg/ Misserfolg in Partnerschaften
# Schmid-Kloss: Gründe für gelingendes Zusammenleben → auch negative Eigenschaften werden wohlwollend beschrieben
# Zühlke-Kluthke: Gründe für Trennung → Kommunikationsprobleme aus Sicht der Frauen sowie Wechsel-Attribution (zuerst positiv gesehene Eigenschaften werden negativ) = „fatal attraction“ (Felmlee)
# Geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer suchen mehr nach Romantik/ Frauen sind pragmatischer; Männer sind emotional abhängiger / Frauen haben großes Netzwerk neben Beziehung; Frauen machen sich mehr Gedanken über die Beziehung → von Frauen erhobene Indikatoren eignen sich besser zur Voraussage
# Spanier/ Lewis: Zweidimensionales austauschtheoretisches Modell → Vier Partnerschaftskonstellationen:
zufrieden-stabil, zufrieden-instabil, unzufrieden-stabil, unzufrieden-instabil (Zufriedenheit variiert mit Nutzen-Kosten Abwägung, ist intradyadische Dimension; Stabilität variiert mit bestehenden Barrieren und Alternativen; extradyadische Faktoren). Kann erklären, warum unzufriedene Paare zusammenbleiben und vice versa
# Karney/Bradbury: Vulnerabilitäts-Stress-Bewältigungsmodell → Wechselwirkungen zwischen drei Prädikatoren (Vulnerabilität, Stress, Adaption), die in Wechselbeziehung zur Paarzufriedenheit stehen.
# Stressbewältigung in Partnerschaften setzt „dyadisches Coping“ voraus → besondere Belastungen werden erkannt; Unterstützung wird gegeben); wichtigster Prädikator für einen günstigen Partnerschaftsverlauf bezüglich der Stressbewältigung.
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Beschreibe aktuelle Tendenzen bei Partnerschaften und nenne Empfehlungen für gelingende Partnerschaften
# Sinkende Eheschließungen / steigende Scheidungsraten → Prognosen für die Zukunft dennoch schwierig
# Sicherste und frühste Eheschließungen in Dörfern ≠ Unbegrenzter Partnermarkt im globalen Dorf
# Nachdem postmaterialistische Werte (z.B. Selbstverwirklichung) wichtiger wurden als materialistische, wird nun beides gesucht.
# Fisher: die meisten Trennungen im 4. Jahr = Zeit zur Aufzucht eines Kleinkindes (Urahnen: Suche nach neuem Partner für möglichst großer genetischer Vielfalt bei den Nachkommen)

Empfehlungen für gelingende Partnerschaften:
# Gottmann: negative Kommunikationsformen die zum Scheitern der Beziehung führen können → 5 apokalyptische Reiter
Kritik, Rechtfertigung, Verachtung, Rückzug, Machtdemonstration (Ausweg durch: Rettungsversuch)
# Kast: fünf Liebesformeln → Zuwendung, Wir-Gefühl, Akzeptanz, positive Illusionen, Aufregung im Alltag
# Fisher: verlorene Liebe muss wie eine Sucht bekämpft werden

Bodemann: Coping-Strategien sind ausschlaggebend für gelingende Paarbeziehungen
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Beschreibe Aspekte zur Definition und Unterscheidung des Begriffs "Moral"
# Wortherkunft: mos (lat. Sitte, Brauch Gewohnheit, Charakter) → Sittlichkeit (16.Jht.); Sittenlehre (17. Jht.)
# Definition laut Duden: System von Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischen menschliche Verhalten reguliert; philosophische Lehre von der Sittlichkeit; das sittliche Verhalten eines einzelnen oder einer Gruppe (außerdem: Motivation; lehrreiche Nutzanwendung)
# Unterscheidungen:
* Normativer Moralbegriff: Zusammenhang zwischen konkreten Verhaltensweisen und unterschiedlichen Werten und Normen (Ethik; praktische Philosophie).
Deskriptiver Moralbegriff: Verwendet in der Moralpsychologie; ohne Wertung, d.h. ein moralisches Urteil kann auch unmoralisch sein. (Luhmann: etwas hat moralische Qualität, wenn darin menschliche Achtung/ Missachtung zum Ausdruck kommt)
* Utilitaristische; teleologische Gründe: beruhend auf Nützlichkeitserwägungen (Weber: Verantwortungsethik)
Deontologische Gründe: Orientierung an Normen und Grundsätzen (Weber: Gesinnungsethik)
* Moralische Verantwortung für das Handeln (Kant) setzt freien Willen voraus. Gegenposition u.a. Neurowissenschaften (u.a. Libet-Experimente) → Nicht das Ich, sondern das Gehirn hat entschieden! (Taschenspieler-Trick; das Gehirn gehört auch zu mir!)
# 3 moralpsychologische Perspektiven: kognitiv (= Erkenntnis, d.h. Einfluss des Denkens), situativ (Umstände), emotional (Gefühle)
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Beschreibe die wesentlichen Grundzüge von Piagets Entwicklungspsychologie
Kognitive Strukturen (Schemata) steuern unsere Informationsaufnahe und -verarbeitung
a) Assmilation (Anpassung der Umwelt an den Organismus) → Integration neuer Informationen in vorhandenen Strukturen
b) Akkomodation (Anpassung des Organismus an die Umwelt) → Qualitativ strukturelle Änderung
→ Teilkomponenten der Anpassung des Individuums an die Umwelt, die nicht zu trennen sind.
Erforderlich ist Gleichgewicht:
* Zuviel an Assimilation: Hilflosigkeit gegenüber Umweltveränderungen
* Zuviel an Akkomodation: Verlust der eigenen Kontinuität und damit der Individualität

Regeln der Logik: (Ausgangspunkt: andere Sichtweise zwischen Kindern und Erwachsenen, aber auch Ähnlichkeit)
vier Hauptstadien der kognitiven Entwicklung
a) sensumotorisch → Verschmelzung von Subjekt und Objekt; Säugling denkt mittels Bewegungen und Empfindungen
b) präoperationales Denken → zentriert (nur ein Aspekt; keine anderen Perspektiven; egozentrisch) und nicht reversibel (keine Umkehrbarkeit; keine Berücksichtigung von Formen indirekter Kompensation) („Ich bin der Mittelpunkt der Welt“)
c) konkrete Operationen → Experimente ja; aber keine abstrakten Überlegungen („Erst Handeln, dann Denken“)
d) formale Operationen → Denken folgt formallogischen Strukturen
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Was umfassen Piagets Untersuchungen zum „moralischen Urteil beim Kinde“?
Ausgangspunkt: Murmelspiel → hier handelt es sich um Regeln „an sich“; nicht um Regeln einer elterlichen Autorität; zudem kann sowohl Regelbewusstsein als auch Spielpraxis (Denken und Handeln) analysiert werden.

A. Anwendung der Regeln:
(1) Rein motorisches und individuelles Stadium: Kind spielt allein nach eigenen Wünschen und Gewohnheiten
(2) Egozentrisches Stadium: Nachahmung und individuelle Interpretation der Regeln
(3) Beginnende Zusammenarbeit: Praktisch gutes Funktionieren, jedoch nach wie vor unterschiedliche Regelinterpretation
(4) Kodifizierung der Regeln: Detailierte Regelungen und genaue Kenntnis bei allen darüber
B. Regelbewusstsein (in zeitlicher Reihung an A.)
(1) Individuelle Riten: ob eigene oder von außen übernommen ist unklar
(2) Heteronomie: Mystische Achtung und praktische Intoleranz der Regeln
(3) Autonomes Regelverständnis: Regeln als ein Ergebnis eines auf gegenseitigen Absprachen beruhenden Prozesses
- Regeln können gemeinsam verändert werden
- Regeln werden nicht mehr als „heilig“ angesehen
- Realistische Einschätzung vom Ursprung von Regeln und Spiel
* Warum fehlt es (≠ Demokratie beim Murmelspiel) so vielen Erwachsenen an Demokratieeinsicht?
→ Unterschiedliche Themen sind unterschiedlich wichtig. (Aber: Perspektive der Kinder: Murmeln sind wichtig!)
→ Autonomie entwickelt sich unter Gleichberechtigten (Autoritäten sind hemmend)
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Erläutere Piagets Unterscheidung zwischen autonomer und heteronomer Moral
Heteronom: Moral beruht auf moralischem Zwang des Erwachsenen und bewirkt moralischen Realismus (Pflichten; Werte sind etwas Äußerliches, objektiv gegeben) → Wer sich nach den Anweisungen der Erwachsenen verhält, handelt gut. Entscheidend ist nicht die Absicht, sondern die Konsequenzen („objektive Verantwortlichkeit“)
Autonom: Gegenseitige Achtung der Kinder; anstelle einseitiger Achtung der elterlichen Autorität
Übergang in einem Zwischenstandium: keine volle Orientierung mehr an Eltern, sondern an verallgemeinerter Regel
Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs: (1) durch Autorität der Erwachsenen geprägt (2) Primat der Gleichheit über die Autorität (3) Billigkeitsgefühl; Lage der einzelnen wird mit einbezogen.

Zentrale Kritikpunkte an Piaget:
# grundlegende Zweifel an Entwicklung in Stadien
# verwirrende Terminologie
# Kunstprodukte seiner Befragungsmethode (klinische Interviews anstelle standardisierter Tests; Versuch durch Fragen die Versuchsperson zur Offenlegung ihrer Gedanken zu bringen)
# Variierende Altersangaben
# Unterschätzung früher kognitiver Leistungen (Piaget: kognitive Fähigkeiten entwickeln sich aus den motorischen; aber: Anwendung von Faustregeln, ohne genaue Kenntnis; z.B. Ball fangen ohne Wurfbahn berechnen zu können)
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Nenne und beschreibe die sechs Stufen von Kohlbergs Stufenschema der Moralentwicklung
Stufe 1: Lohn und Strafe → Man will Strafe vermeiden und fügt sich der überlegenen Macht von Autoritäten (Ähnlichkeit mit dem behavioristischen Konditionierungsmodell und der objektiven Verantwortlichkeit der heteronomen Moral Piagets (entscheidend sind Konsequenzen). Moral ist extrem situationsgebunden. Bestrafung führt evtl. zu erwünschtem Verhalten; behindert aber Akkomodation hin zur nächsthöheren Stufe.)
Stufe 2: Zweckdenken → Man möchte die eigenen Interessen und Bedürfnisse befriedigen und lebt dabei in einer Welt, in der man auch die Interessen anderer berücksichtigen muss.
Bei Kindern häufig Gleichheitsfanatismus; bei Erwachsenen: moralischer Zynismus (Beziehungen werden auf Zweckrelationen reduziert)
Stufe 3: Übereinstimmung mit anderen → Man möchte erfüllen, was nahestehende Menschen von einem erwarten. Es ist wichtig 'gute' Absichten zu haben und anderen zu helfen.
Ideale Moral einer heilen Welt (ohne antagonistische Gruppenkonflikte). Perspektive eines Dritten kann eingenommen; von Gruppengrundsätzen kann jedoch noch nicht abstrahiert werden.
Stufe 4: Orientierung an der Gesellschaft → Es ist richtig, die Gesellschaft, Gruppen, Institutionen zu stützen. Man muss seine Pflicht erfüllen und die Gesetze befolgen.
Situationsgebundenheit nimmt bis hierher ab. Stufe entspricht dem juristischen Rechtspositivismus.
Stufe 5: Sozialvertrag und individuelle Rechte → Gesetze sind zum Wohle aller da, und um die Rechte aller Menschen zu schützen. Es soll der größtmögliche Nutzen für die größtmögliche Zahl von Menschen erreicht werden. Leben und Freiheit sind Werte von absolutem Charakter. (Man ist in der Lage eine dem Recht übergeordnete Perspektive einzunehmen: Wann führt Recht zu Unrecht?)
Stufe 6: Ethische Prinzipien → Als vernünftiger Mensch glaubt man an die Gültigkeit allgemeiner moralischer Prinzipien und fühlt sich ihnen persönlich verpflichtet.  
„Überindividualität“ als das Charakteristische dieser Stufe. Fähigkeit zu „idealer wechselseitiger Rollenübernahme“; Reversibilität
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Nenne drei Aspekte zur Stufentheorie von Lawrence Kohlberg
# Ausgangspunkt: Heinz-Dilemma (Medikament stehlen oder Frau sterben lassen?; Situation mit zwei negativen Möglichkeiten. Aversion-Aversion-Konflikt) → Heiligt der Zweck die Mittel?
# Sechs moralische Stufen auf drei Ebenen
(1) präkonventionell, d.h. äußere Geschehnisse, Bedürfnisse, Handlungen statt auf Personen und Normen
(2) konventionell, d.h. Übernahme guter und richtiger Rollen, Einhaltung konventioneller Ordnbung, Erwartung anderer
(3) postkonventionell, d.h. Werte und Prinzipen unabhängig von Autorität und unabhängig von eigener Identifizierung
# Merkmale der Stufenfolge: nicht Zunahme von moralischem Wissen sondern andere Denkweise; jede Stufe baut auf der vorherigen auf; Überspringen oder Rückkehr nicht möglich; Argumente der nächsthöheren Stufe haben für den einzelnen jeweils hohe Plausibilität
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Welche Ergebnisse brachten empirische Untersuchungen zur Stufentheorie von Kohlberg und welche seiner Kernanahmen können demnach als belegt angesehen werden?
# Stufen korrelieren mit Alter; wobei die Abstände zwischen den Stufen mit zunehmendem Alter geringer werden.
# Übereinstimmung auch mit MUT (Moralisches Urteil Test) möglich. MUT lässt zudem Rückschlüsse über die Gültigkeit der Theorie zu. (Hält man das vorgeschlagene Verfahren für sinnvoll? Wie steht man zu möglichen Antworten? → bei politischen Fragen ging es deutlich häufiger um Folgen, als bei moralischen Fragen.) 

Belegte Kernannahmen der Theorie Kohlbergs:
(1) Personen ziehen moralische Argumente höherer Stufen, denen niedrigerer Stufen vor
(2) Moralische Argumente, die das eigene Niveau weit übersteigen, können nicht mehr sicher differenziert werden.
(3) Es gibt keine Personen mit idiosynkratischen Urteilspräferenzen. Niemand stellt Kohlbergsche Stufenfolge auf den Kopf.
(4) Sowohl die moralische Differenzierungsfähigkeit als auch die moralische Urteilspräferenz folgen der von Kohlberg postulierten Stufensequenz.
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Nenne und beschreibe die fünf Stufen zur sozialen Perspektivenübernahme nach Selman und ihre Verbindung zu den Stufen von Piaget und Kohlberg
(Analog zu Piagets Stufenfolge logischen Denkens; methodisch orientiert an Kohlberg)

Niveau 0: egozentrisch; undifferenziert → Unkenntnis, dass Gegenüber Situationen anders interpretiert; eigene Gefühle hat.
Niveau 1: subjektiv; differenziert → Erkenntnis, dass Gegenüber eine andere Person mit eigenen Gefühlen ist.
Niveau 2: selbstreflexiv; reziprok → Fähigkeit, sich selbst mit den Augen des Gegenübers zu betrachten.
Niveau 3: wechselseitig; Perspektive der 3. Person → Fähigkeit, die Wechselseitigkeit der Beziehung wahrzunehmen. Beziehung wird bewusst.
Niveau 4: gesellschaftliche-; Tiefenperspektive → Erkenntnis der prägenden gesellschaftlichen Bedingungen für die Beziehung.

Verbindung zu moralischen Stufen:
Zusammenhang: Logisches Denken (Piaget) → Soziale Perspektive (Selman) → Moralisches Urteil (Kohlberg)
→ jeweils notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung, d.h. asymmetrische Voraussetzungsrelation)
Selman: notwendige Voraussetzung einer entsprechenden moralischen Entwicklungsstufe
Kohlberg: strukturelles Definitionsmerkmal der moralischen Stufe
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Beschreibe was jeweils gemeint ist mit:
# Urteils- versus Problemperspektive
# Kompetenz versus Performanz
# Auflösungsgrad der Betrachtung
# Urteilsperspektive und Problemperspektive: Führen bestimmte Probleme automatisch zu bestimmten Urteilen?
Nein: Entwicklung erfolgt nicht nur in die Weite, sondern auch in die Tiefe (≠ Jellyby-Trugschluss). Stufen sind „hierarchisch integriert“. (Auch mit einem schnellen Auto kann man langsam fahren). Deutlich wird hier Problematik einer inhaltlichen Beschreibung der Stufen.
# Bereits durchlaufene Stufen können wieder reaktiviert werden.
→ Bildhaft vergleichbar mit Treppenbauer (Kompetenz) und Treppenbenutzer (Performanz), wobei Kompetenz notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für Performanz ist → asymmetrische Voraussetzungsrelation (wird häufig verwendet!). Es handelt sich um eine invariante Entwicklungssequenz, d.h. keine Stufe kann übersprungen; keine kann wieder abgerissen werden.
# Kohlberg vernachlässigt in seiner Theorie die Performanz
→ keine Unterscheidung zwischen altersangemessen/ altersunangemessen, doch wer jahrelang nur assimiliert und wo keine Akkomodation stattfindet, funktioniert anders, als jemand der schneller akkomodiert, auch wenn beide auf der gleichen Stufe stehen. (z.B. offener gegenüber dissonanten Informationen)
# Anzahl der Stufen (als qualitativ unterscheidbare Meilensteine) hängt vom Auflösungsgrad der Betrachtung ab. 
→ wenn mehr Stufen angenommen werden ist das keine Falsifizierung der Theorie!
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Nenne sechs Aspekte zum Zusammenhang von moralischem Denken und Handeln
# Darley/ Latané: Reale Hilfeleistungen hängen von Vorbedingungen ab
→ Vorfall bemerken, als Notfall erkennen, persönliche Verantwortung übernehmen. (Je mehr Menschen um einen, desto unwahrscheinlicher kommt es zur Hilfeleistung = Abschieben der Verantwortung)
# Kohlberg: Abnahme der Situationsgebundenheit mit höheren Stufen.
# Nicht nur Urteilsniveau bestimmt Handlung; siehe: Vier-Komponenten-Modell (Rest): Interpretation der Situation in Hinblick auf Einfluss der eigenen Handlung; Identifizierung des moralischen Ideals einer Situation; Auswahl unter konkurrierenden Idealen und Entscheidung über Ausführung; Durchführung und Vollendung
# Bei Untersuchungen kam es zu uneinheitlichen Ergebnissen bezüglich Urteil/ Verhalten. Hintergrund ist Symmetrie/ Asymmetrie von Situationen.
# Moralische Argumentationen können manipuliert werden. Kann man sich aber auch selbst täuschen?
→ Kaum möglich in nicht-kognitiver Moralpsychologie
→ In kognitiver Moralpsychologie (Rest) ist Handeln durchaus eine Frage der kognitiven Anstrengung (Wenn ich mir den Einfluss den mein Handeln auf eine Situation hat, nicht bewusst mache; erscheint sie mir auch nicht moralisch relevant)
# Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit (= Aufmerksamkeit weniger auf externe Ereignisse, sondern auf eigens Selbst gerichtet) (Duval/ Wicklund): Wer selbstaufmerksam ist, weist höhere Übereinstimmung zwischen Selbstdarstellung und Verhalten auf. Diskrepanzen zwischen Selbstdarstellung und Verhalten werden stärker bewusst.
Empirische Überprüfung mit Spiegelversuchen (z.B. Verantwortung beim Autofahren; Klauen an Halloween)
→ bei Handeln unterhalb Kompetenzniveau: Vermeidung der Selbstaufmerksamkeit! (z.B. durch Nicht denken, sondern handeln; oder Nicht denken, sondern reden)
Folge ist kurzfristige Rettung aus unangenehmen Situationen, aber langfristig droht dauerhafte Selbstunaufmerksamkeit, die Weiterentwicklung verhindert.  
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Welche These vertritt Gilligan bezüglich der Geschlechtsspezifität der Moral?
# These: Männnliche und weibliche Moral sind unterschiedlich. Weibliche Fürsorgemoral (situationssensitiv, flexibel, Selbst mit anderen verbunden, orientiert am konkreten Interaktionsgefüge) und männliche Gerechtigkeitsmoral (situationsunabhängig, rigide, autonomes und unabhängiges Selbst, orientiert an abstrakten Rechten und Pflichten)

# Drei Ebenen weiblicher Fürsorgemoral:
(1) Orientierung auf das individuelle Überleben
1. Übergangsphase: Vom Egoismus zur Verantwortlichkeit
(2) Gutsein als Verzicht
2. Übergangsphase: Vom Hutsein zur Wahrheit
(3) Moral der Gewaltlosigkeit

# Weiterentwicklung: Auch Männer können über Fürsorgemoral verfügen, aber Tendenz als „weibliche“ Moral.
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Nenne wesentliche Kritikpunkte an Gilligans These
# Kohlberg: keine geschlechtsspezifischen Unterschiede; beide Moralen ergänzen sich wechselseitig
# Empirische Studien: Geschlechtsspezifität schwer nachweisbar (evtl. Folge von Konfundierung von Urteils- und Problemperspektive)
# Nails Vorwurf: methodisch problematische Vorgehensweise (literarisch statt wissenschaftlich)
# Döbert / Nunner-Winkler: Untersuchung zu Schwangerschaftsabbruch und Wehrpflicht → entscheidend ist nicht Geschlecht, sondern Wechselwirkung zwischen moralischer Kompetenz und situativer Betroffenheit.
# Unklarheit des Fürsorgebegriffs.
# Turiel: Unterscheidung zwischen moralischen und auf soziale Konventionen bezogene Urteile. Soziale Konventionen gelten nur relativ in Bezug auf gesellschaftlichen Kontext. Auch institutionelle Organisationsformen kann in den Bereich sozialer Konventionen fallen (z.B. Unterordnung im Orchester)
# Bereichskonflikte (Unklar, wohin etwas eingeordnet werden soll. Je nach Einordnung → unterschiedliche Entscheidung; z.B. Schwangerschaftskonflikt: Frage der persönlichen Wahlfreiheit oder Frage Leben/ Tod):
(1) ein Bereich dominiert über einen anderen (2) Konflikt zwischen beiden ohne Aussöhnung (3) Koordination der beiden
→ Nicht nur Struktur, sondern auch Inhalt eines moralischen Problems kann asymmetrisch sein
Gilligans Stufen können somit gelesen werden als Auseinandersetzung mit weiblicher Rolle in Gesellschaft (Übernahme der sozialen Konventionen; Moralisierung der sozialen Konventionen) → Weiterentwicklung der sozialen Perspektive.
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Wie wirken die Umstände auf eine Handlung? Beschreibe als Beispiele das Milgram-Experiment und die Überlegungen von Homan
#Ausgangspunkt: Situationsanalyse → Rechtfertigen die situativen Umstände eine gewisse Handlung?
Frage wird kognitiv sparsam beantwortet; mit „Take-the-Best Heuristik“. Lineare Reihenfolge aller möglichen Kriterien zur Entscheidungsfindung; bei erstem Kriterium das Entscheidung ermöglicht erfolgt Abbruch:
(1) Standardsituation (klare, unstrittige gesellschaftliche Regeln) → Standardurteil
(2) Keine Zeit zum Überlegen oder geringes Risiko → gefühlsmäßig
(3) Alle Interessen abwägen (inklusive der eigenen)
# Milgram: Nicht das Wesen des Menschen bestimmt seine Handlung, sondern die Situation → Große Gehorsamsbereitschaft wird nicht erklärt, sondern mit „Agens-Zustand“ beschrieben.
# Wie wirkt eine Situation auf uns? Dekodierung von Handlungsaufforderungen: Aufgestellt wird Kosten-Nutzen-Kalkulation (Kohlberg: Jede Stufe bestimmt, was als positive und was als negative Konsequenz berücksichtigt werden darf)
Austauschtheorie (Homans): menschliches Verhalten ist auf Interaktionen ausgerichtet und der einzelne ist insbesondere an lohnenden Interaktionen interessiert.
Werthypothese: Ausführungswahrscheinlichkeit hängt vom Wert der Belohnung ab, der im Vorfeld berechnet wird.
(Ergänzung Gouldner: Anstelle von Belohnung auch Austausch → Reziprozitätsnorm)
Entbehrungs-Sättigungs-Hypothese: Zunehmende Belohnung, geringerer zusätzlicher Nutzen (Grenznutzen)
Frustrations-Aggressions-Hypothese: Bei unerwarteter Bestrafung / fehlender Belohnung → Aggressivität, die als Belohnung empfunden wird. (Was passiert bei Übervorteilung?)
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Beschreibe Versuchsaufbau und Ergebnisse bei Spielen um öffentliche Güter
# Versuchsaufbau: Vier Spieler mit je 20 Euro. Für jeden gespendeten Euro fürs Gemeinschaftsprojekt erhält jeder Spieler 40Cent, d.h. für Gesamtheit ist es am besten, wenn alle geben. Einzelner hat großen Anreiz nichts zu geben.
# Ergebnis: Geringe Kooperationsbereitschaft (Viele „Free Rider“); Erhöhung der Kooperationsbereitschaft durch sowohl Gruppenzugehörigkeit, als auch soziale Kontrolle, nicht dauerhaft.
Spiel mit Bestrafungsoption, für die man zahlen muss:
+ „altruistische Bestrafung“ → Bestrafung des Trittbrettfahrers
+ „antisoziale Bestrafung“ → Bestrafung des Guten
→ Kooperationsbereitschaft nahm zu. Antisoziale Bestrafung vor allem bei Vertrauensmangel (Länder ohne Rechtssystem)
# Vorgehen: Tit-for-Tat-Regel → Kooperativ einsteigen und sich danach am in der letzten Runde wenigsten kooperativen Partner orientieren. (Ohne Bestrafung → Erlöschen der Kooperation / Mit Bestrafung → mehr Kooperation)
# Kulturelle Unterschiede:
+ Sozialisation regelt Akzeptanz altruistischer Bestrafungen
+ Sozialisation regelt kooperativen oder nicht kooperativen Einstieg
+ Weitere Untersuchungsmöglichkeit: Ultimatum Spiel
(Wieviel Geld gibst du von 30 Euro Deinem Gegenüber ab, der annehmen/ ablehnen kann?)
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Lässt sich bei Menschen eine Tendenz zu unkooperativem Verhalten nachweisen und wie lässt sich dieser Befund evolutionspsychologisch erklären?
# Nein: Kooperatives Verhalten zahlt sich sowohl für Gruppe als auch für einzelnen aus, wenn egoistische Minderheit durch bestimmte Maßnahmen vom egoistischen Verhalten abgebracht wird
≠ wettbewerbsorientiertes Handeln der klassischen Ökonomie
≠ Egoismus als genetische Prädisposition in der Evolution

→ Wie lässt sich dies aus der Evolution erklären?
# Untersuchung mit Menschen und Affen: Affen zeigen kaum Kooperationsbereitschaft. Ihnen fehlt das Konzept der gemeinsamen Absicht („Wir beide wissen, dass wir beide die Blume ansehen“). Deklaratives Zeigen wird nur bei Menschen-Lehrern und nur eingeschränkt erlernt.
Tomasello: Entwicklung kooperativen Verhaltens stellte für Menschen Selektionsvorteil dar.
→ Wie siegte kooperatives gegen unkooperatives Verhalten
Untersucht mit: Gefangen-Dilemma! (Wenn beide leugnen, müssen beide nur ein Jahr einsitzen; wenn einer gesteht, der andere aber nicht, kommt der erste frei, der zweite kriegt 10 Jahre; wenn beide gestehen kriegen beide 5 Jahre)
Am erfolgreichsten war „Tit-for-Tat-Regel“
→ evolutionsstabile Strategie (bietet konkurrierenden Strategien kaum Angriffsflächen)
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Was zeigen die Fälle Phineas Gage und "Elliot"?
Fall Phineas Gage → Unfall mit Eisenstange zerstört „moralisches Zentrum“ im Stirnhirn. Nachgewiesen bei späterer Untersuchung des Schädels.
Untersuchungen von Damasio mit modernem Phineas Gage → „Elliot“ (Operation im Kopf nach Tumor) zeigen Distanziertheit gegenüber seinem eigenen Schicksal. Moralisches Urteilen ist möglich; moralisches Handeln nicht. Gefühlslosigkeit.
Hintergrund
# „Somatische Marker“ im Gehirn führen zu emotionaler Bewertung von Handlungen.
# Erfahrungen beeinflussen gefühlsmäßige Entscheidungen. Gefühlsmäßige Aufladung von Handlungen geschieht automatisch.
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Mit welchen Testverfahren lässt sich die Wirkung der somatischen Marker zeigen und wie theoretisch untermauern?
Testverfahren:
# Iowa Gambling Test (vier Kartenstapeln; bei je zwei hohe Gewinne, aber noch höhere Verluste bzw. niedrige Gewinne aber fast gar keine Verluste) → Bei Verletzungen im Stirnhirn wird lange weiter von schlechten Stapeln gezogen.
# Trolley Dilemma: Bei diesem Fall verstärkte Reaktionen im Stirnhirn (≠ mathematische Aufgaben)
→ Verschärfung des Falls (eigenständiges Töten); zumeist Ablehnung: Zustimmung wäre Verhalten wie „Rechenaufgabe“

Theorie:
# David Hume: Um etwas zu tun, benötigen wir ein Handlungsmotiv, das aus einem Gefühl besteht. Nachdenken erfolgt nur, wenn Handlung gerechtfertigt werden muss. (Vernunft ist Sklave der Gefühle, Primat des Gefühls)
→ Kein Widerspruch zwischen Urteil und Handeln wie bei Kohlberg möglich. 
# __Gefühle (Definition): Gefühl als Oberbegriff für viele Gefühlsausdrücke, die in zwei konzentrischen Kreisen angeordnet sind. Innen: Leidenschaften, Emotionen, Stimmungen und Empfindungen. Außen (regen auch in andere Bereiche menschlicher Fähigkeiten: sinnlichen Wahrnehmungen, Wünsche, erkennenden Gefühle, Gefühlstugenden. Gefühle sind gleichzeitig allgemein (alle haben sie) und besonders (konkretes Erleben; ermöglicht Wichtigkeitsbesetzungen) (Hastedt)

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Beschreibe das sozial-intuitive Modell nach Haidt im Gegensatz zum rationalistischen Modell
# Haidt: („Der emotionale Hund und sein rationaler Schwanz“): Einfluss von Gefühl und Verstand muss umgekehrt gesehen werden. Die zeigt z.B. Reaktion auf kreativ konstruierte Geschichten (Hund aufessen, Sex mit Schwester etc.): „Ich weiß, dass es falsch ist; aber ich weiß nicht warum“ → Begründungen erfolgen nachträglich. (Ich bin nicht gegen Abtreibung, weil ich denke, dass menschliches Leben bei Zeugung beginnt; sondern ich bin gegen Abtreibung und dazu passt, das Leben bei Zeugung beginnt)
# Modellunterscheidung
a) Rationalistisches Modell: Auslösende Situation → Überlegen → Moralisches Urteil (Gefühle beeinflussen wenn dann nur zwischengelagert über Denkprozesse)
b) Sozial-Intuitives Modell: In sozialen Situationen handeln wir nach unserer Intuition; entscheiden also gefühlsmäßig.
Auslösende Situation → Intuition → Moralisches Urteil → Überlegen (Zusätzlich ist zweite Person dargestellt, da immer Interaktion vorhanden; rationales Modell kann integriert werden, indem Umkehrung stattfindet: Beim Überlegen fällt mir auf, dass mein Urteil doch falsch war → Revision. Aber sehr selten!)

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Wie entsteht moralische Intuition?
Moralische Intuition basiert auf fünf Gefühle und drei Kategorien (Bezeichnung von Gigerenzer)
(1) Schaden und Reziprozität → Ethik der Autonomie (des Individuums)
(2) Hierarchie und Bezugsgruppe → Ethik der Gemeinschaft (der Familie)
(3) Reinheit → Ethik des Göttlichen (der Gemeinschaft)

# Bei uns Fokus auf (1)
# Internalisierungen der Ethiken hauptsächlich in der Pubertät. Vor Pubertät: Vermehrung neuronaler Verschachtelungen in der Gehirnrinde. Möglicherweise Erklärung für die von Kohlberg festgestellte Regression im Jugendalter!
# Sozial-Intuitives Modell entspricht „Zwei Prozess-Modellen“ wie z.B. „Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit“ oder „heuristisch-systematische Modell der Einstellungsänderung“.
Einstellungsänderungen laufen über zwei Prozesse. a) aktive, kognitive Verarbeitung von Informationen b) unbewusst schnell ablaufende Prozesse
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Kann man von einem "angeborenen Moralsinn" sprechen?
→ Kein angeborener Moralsinn im strengen Sinn, aber moralische Entwicklung ist nicht voraussetzungslos (Fähigkeit Lebendiges von Nicht-Lebendigem zu unterscheiden; Blickwinkel anderer zu folgen; Erwartungen über Verhalten anderer zu entwickeln; mit anderen gemeinsame Absicht entwickeln) Zudem: Tendenz zur Kooperation.

Beobachtungen:
# Regeln werden von Kindern (und auch Erwachsenen) zum Teil unbewusst angewandt
# Es gibt bestimmte angeborene Strukturen;  z.B. Universalgrammatik (Chomsky). Auch „Universalgrammatik der Moral“? (Mahlmann)
# Hauser: fünf Prinzipen über die Säuglinge schon früh verfügen: wenn sich was von allein bewegt, ist es ein Lebewesen oder Teil davon; wenn es sich zu etwas hinbewegt, ist das sein Ziel; rational ist es, wenn es sich in seiner Bewegung je nach der Umgebungsstruktur flexibel verhält, wenn sich eine Reaktion von einem anderen Objekt ergibt, dann kann dies als soziale Antwort angesehen werden; wenn etwas eigenbewegend, zielorientiert ist und Reaktion auf andere zeigt, dann kann es Zufriedenheit oder Schaden bringen.
# Zusammenhang mit „Spiegelneuronen“ (Rizolatti) -> wenn ich ein Gefühl bei meinem Gegenüber beobachte, empfinde ich es intuitiv nach.
# Soziale Perspektivenübernahme erst später (z.B. Untersuchung „falscher Glauben“ → Können wir antizipieren, dass ein Junge im „falschen Schrank“ nach der Schokolade sucht?)

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Wie lassen sich die drei Perspektiven integrieren?
Grundlegender Unterschied: Was ist Moral?
Kognitiv: moralisches Denken im Zentrum
Emotional: moralisches Handeln im Zentrum

Gemeinsamkeiten bzw. Verbindungen
→ über Piaget: Moralische Intuition = Assimilation
→ Methodik über künstliche Dilemmata
→ Erklärung von interindividuellen Unterschieden zwischen Urteil und Handeln bei beiden problematisch → Neurowissenschaft
→ Erklärung wird in gesellschaftlichen, kulturellen, familiären Bedingungen bzw. in unterschiedlichen Moralstufen gesucht (Blick nach außen und Blick nach innen)

Beispiele:
# Zusammenarbeit Kooperationsforschung und Neurowissenschaft
→ erfolgreiche Gehirnmanipulationen
# Zusammenhang zwischen Bindungsstil und moralischer Entwicklung
→ Welche Funktion hat vermeidend und ängstlich-ambivalent?
Varianz wirkt unter Umständen als evolutionäre Triebfeder
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Was untersuchte Prehn und was sind zentrale Ergebnisse?
Moralisches Denken unter dem Gehirnscanner (fMRT)
Zumeist gruppenorientierte Untersuchungen.
Prehn: interindividuelle Unterschiede
Versuch: Liegt Regelverletzung vor (bei sozialer Normverletzung und Grammatikfehler)? Zudem Einstufung bei MUT
Ergebnisse
# Bei grammatischen Problemen, wenig Gehirnaktivität; bei Normverletzung höher
# Immer wenig emotionale Betroffenheit (evtl. weil nie Fragen um Leben und Tod)
# Personen mit höherer moralischer Urteilskompetenz, geringere Gehirnaktivität (evtl. Kompensationsbemühungen der anderen)

Untersuchung macht Versuch zur Überwindung der Dichotomie von Emotion/ Kognition → Parallelität beider Aspekte
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Ist Moral lehr- und lernbar?
# Behavioristische Modelle: Lernen durch kontingente Verstärkungen. Aber: Umwelt kann nicht voll kontrolliert werden + Unterscheidung zwischen Verhalten und moralischem Handeln/ Urteilen 
# Kohlberg: Akkomodation auf nächsthöhere Ebene setzt Störung des GG auf der bisherigen Stufe voraus
Voraussetzung: keine Abwehrmechanismen (→ es bleibt bei Assimilation), kognitive Kompetezenz, soziale Perspektive
# Praktische Anwendung Stimulierung der moralischen Urteilsentwicklung mittels +1-Konvention: Konfrontation mit Argumentation der nächsthöheren Stufe
Blatt-Effekt: bei gelenkten Gruppendiskussionen ergab sich signifikant höherer Anstieg der moralischen Urteilsfähigkeit
(Variante: da Lehrer-Interventionen störend sind, Stimulation durch Stufenmischungen in der Gruppe)
+ Besonders effektiv, wenn moralische Entwicklung nicht der kognitiven entspricht (Nachhol- bzw. Ceiling-Effekt)
+ Aber auch Auffassung über „sensible Entwicklungsphase“ in der Pubertät
+ Unterstützt wird Akkomodation durch Einübung von Transaktivität in der Diskussionskultur (Gegenseitiges Zuhören lernen)
+ Kohlberg unterstützte zahlreiche Schulversuche, um sein Ideal der „Gerechten Gesellschaft“ (Demokratie, Fairness und Fürsorge füreinander) zu verwirklichen.
Kritik: Problem der Segmentierung der Moral (Erlernen von Schulmoral analog zu Schulwissen)
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Wie gestaltet sich Moral im Alltagshandeln und wie lässt sich Moral bewerten?
Moral im Alltagshandeln:
# In der Kommunikation: Problem der fünf apokalyptischen Reiter; Stopp durch „Rettungsversuche“
# Verfahrensversuch Kohlbergs „Reise nach Jerusalem“ (Nacheinander in verschiedene beteiligte Rollen hinein versetzen)
In schwierigen Situationen (Konflikt zwischen unterschiedlichen Werten und widerstreitenden Gefühlen) → Austausch mit vertrauenswürdigen Personen
# Moreno: Psychodrama (Situation wird in der Gruppe nachgespielt)
# Weitere Verfahrensmöglichkeiten: Mediation, Themenzentrierte Interaktion (TZI) → dynamische Balance von Ich, Wir, Thema

Bewertung der Kohlbergschen Stufen:
Handelt es sich um moralische Qualitätsunterschiede? Höhere Stufen sind besser?
Ja → aber es hat nichts mit der Wertigkeit des jeweiligen Menschen zu tun. 
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Welchen Einfluss hatte John Bowlby auf die Entwicklung der Bindungstheorie?
# John Bowlby gilt als Vater der Bindungstheorie
# Ausgangsfrage: Welche Folgen resultieren für Kinder (und ihre weitere Entwicklung) aus einer Trennung von ihren Hauptbezugspersonen?
# Biographischer Hintergrund: Er war tätig in der Kinderpsychatrie, vielfältige Praxiserfahrungen (Bekanntschaft u.a. mit James Robertson). Entscheidend war sein Schwenk von der Psychoanalyse hin zu Interesse an aktuellen und realen Entwicklungsbedingungen von Kindern (≠ kleiner Hans mit Pferdephobie → Phobie als Ausdruck verborgener Konflikte mit seinem Vater, nicht als Ergebnis eines Sturzes vom Pferd)
# Zentrale Arbeiten:
+ A two-year-old goes to hospital: Film, der einen Krankenhausaufenthalt der zweijährigen Laura beschreibt (protest, despsir, denial) und für anderen Umgang in Kliniken plädiert (Kinder brauchen ihre Bezugspersonen!)
+ WHO Studie über den Zusammenhang mütterlicher Pflege und psychischer Gesundheit des Kindes
+ The nature of the child's tie to his mother: ethnologisch geprägtes Postulat eines biologisch angelegten Systems der Bindung.
+ → „Bindung – Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung“ (1969): Begründung der Bindungstheorie!
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Nenne die Grundlagen der Bindungstheorie und die Phasen der Bindungsentwicklung
# Bindungstheorie → soziogenetische Theorie: Psychische Funktionen wie das Selbst sind sozialen Ursprungs (Wir sehen uns so, wie andere sich gegenüber uns verhalten)
# Bindung → emotionales Band zwischen Kind und spezifischen Bezugspersonen, das sich in früher Kindheit entwickelt
# Bindungssystem → überwacht die Verfügbarkeit der Bindungsperson und reguliert/ aktiviert Bindungsverhalten
(Regelkreis-Prinzip: Unter Stress wird Explorationsverhalten unterbrochen und Bindungsverhalten aktiviert; Explorations- und Bindungssystem sind komplementär)
# Fürsorgesystem → Korrespondierendes Verhaltenssystem auf elterlicher Seite; genau wie Bindungssystem aus Evolution entstanden.
Bindungssystem → umweltstabil (in den Genen angelegt)
Bindungsqualität → umweltlabil (abhängig von den Interaktionen zwischen Mutter und Kind; erfahrungsabhängig)

Phasen der Bindungsentwicklung:
bis 3 Monate → einfache, sofort aktivierbare Verhaltenssysteme
bis 6 Monate → langsam auf bestimmte Personen gerichtet
bis 3 Jahre → zielorientiert auf Nähe zur Bezugsperson
später: „korrigierte Partnerschaft“ zwischen den Bindungspartnern durch wachsende kognitive Fähigkeiten.
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Beschreibe den Versuchsablauf und die Ergebnisse in Mary Ainsworth "Fremde Situation Test" (Strange Situation Test). Welche Kritik und welche Folgefragen ergeben sich daraus?
Versuchsablauf:
Kind in Spielzimmer wird zweimal von Mutter getrennt; beobachtet wird sein Verhalten gegenüber der Mutter.
→ Alle Kinder fingen an zu weinen; unterschiedliche Ergebnisse nur in „Wiedervereinigungsphasen“

Ergebnisse
Unterschieden werden können drei Bindungsmuster:
Sichere Bindung: 67% → Kinder lassen sich trösten und spielen dann weiter! (Interaktionsstil der Mütter: feinfühlig → Wahrnehmung der Befindlichkeit; richtige Interpretation; prompte Reaktion; angemessene Reaktion)
Unsicher-vermeidende Bindung: 21% → vermeiden Kontakt zur Mutter! (Interaktionsstil der Mütter: Vermeidung von Körperkontakt außerhalb von Pflegesituationen)
Unsicher-ambivalente Bindung: 12% → gleichzeitiges Suchen und Abwehren (Interaktionsstil der Mütter: unzuverlässig)

Ähnliche Verteilung der Bindungsmuster in vielen Studien und Ländern
Kritik aus interkultureller Perspektive → zu ethnozentrisch (z.B. Notwendigkeit des Testabbruchs in Japan)

Folgefragen:
# Hat sichere Bindung im Kleinkindalter Auswirkungen auf später erhobene Entwicklungsdimensionen? (z.B. Persönlichkeit, Verhalten)
→ Widersprüchliche Befinde, was sich aus der Starrheit des Konzepts erklären lässt, das den weiteren Erziehungskontext nicht berücksichtigt)
# Wie stabil ist die Beziehungsklassifikation?
→ Stabilität von 12 Monate bis 6 Jahre (Berkeley)
→ Uneindeutige Ergebnisse bei 10jährigen; keine Stabilität bei 16jährigen
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Was versteht man unter "Internal Working Models of Self an Other"?
# Zentrales Konzept in der Bindungstheorie: (internale Arbeitsmodelle; bewusst gewählter Begriff wegen Dynamik)
# Entwickelt von Kenneth Craik
# Self (Fühlt sich wertgeschätzt und kompetent) und Other (Emotional verfügbar; unterstützt Exploration) sind komplementär
# Inge Bretherton verfasste zentrale Forschungsarbeiten zu den Konzepten
+ Was sind die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für die Entwicklung der Arbeitsmodelle?
+ Wie verhalten sich die Arbeitsmodelle Veränderungen gegenüber (Assimilation; Akkomodation)?
u.a. „Abwehrmechanismen“ bzw. unbewusste Prozesse
(Meine Mutter liebt mich. Meine Mutter schlägt mich. → Meine Mutter schlägt mich, weil sie mich liebt)
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Welche Erfassungsmöglichkeiten gibt es zu den "Internal Working Models"?
a) im Vorschulalter: Geschichtenergänzungsaufgaben
z.B. Monster (Umgang mit Angst); verletztes Knie (Umgang mit Schmerz). (bei sicherer Bindung gab es klare Vorstellung, was passiert.) Problem: zum Teil sehr viel Phantasie!
b) Adult Attachment Interview zur Diagnose des Bindungsstils bei Jugendlichen und Erwachsenen; halbstrukturiertes Interview über Beziehung zu Vater und Mutter; entscheidend ist Form der Erzählung, nicht Inhalt
Ergebnisse: (vier verschiedene Bindungsstile)
sicher-autonom → kohärente und objektive Darstellung
unsicher-distanziert → abstreiten, abwerten oder beschönigen
unsicher-verwickelt → Verstrickung wird deutlich; oft langatmige irrelevante Schilderung
unverarbeitet-traumatisiert → Gedankenfehler, plötzlicher Wechsel im Sprachstil
→ Klassifikation im Erwachsenenalter ist entscheidend für Bindungsverhalten zum eigenen Kind
(Sicher-autonome Mütter ↔ sicher gebundene Kinder; unsicher-distanzierte Mütter ↔ vermeidende Kinder; unsicher-verwickelte Mütter ↔ ambivalente Kinder)

Offene Frage: Organisation und Wirkungsweise bei Multiple Working Models? (Einfluss von Vater, Geschwistern, Freunden etc.)
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Aus welchen Gründen legt die Entwicklungspsychologie zunehmend einen Schwerpunkt auf das Erwachsenenalter?
Antwort auf neue gesellschaftliche Herausforderungen:
# Zunahme der Institutionalisierung des Lebenslaufs; Vorstellung einer Normalbiografie mit Dreiteilung - und Pluralisierung
# Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen
-> Individualisierungsprozess (Beck)
a) Herauslösung aus traditionellen Zusammenhängen; insbesondere soziale Klassen, Geschlechtsrollen, Familie
b) Verlust von traditionellen Sicherheiten dieser Strukturen
c) neue Art der sozialen Einbindung in Form der totalen Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt
d.h. Bild des Erwachsenen als "fertige Person" gehört der Vergangenheit an; Bedarf an Nachsozialisation.

Entwicklungspsychologie nahm sich dieser Frage an. War sowohl von Seiten der Kinder- und Jugendentwicklungspsychologie als auch von Seiten der Gerontologie in Zugzwang geraten.
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Welche Befunde sprechen gegen die Hypothese vom allgemeinen Altersabbau der Intelligenz?
Haupteinwände
# Untersuchung orientiert an jungen Menschen; Veränderung von Intelligenz im Lebenslauf wird nicht in den Blick genommen.
# Unterscheidung zwischen Leistung (bei älteren Menschen oft eingeschränkt) und Fähigkeiten
# Kohortenunterschiede in Querschnittdesigns

Längs- und Querschnittuntersuchungen von Schaie
* Intelligenz verändert sich im Alter als Muster unterschiedlicher Fähigkeiten
* vor 60. LJ kein genereller Abbau
* Generationentrend: Kohortenunterschiede sind größer als Altersunterschiede
* große individuelle Unterschiede (use ist or loose it)
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Welche vier Entwicklungsmodelle können unterschieden werden?

(1) organismisches Modell; z.B. Reifungstheorien
aktive Person und passive Umwelt
(qualitative Strukturveränderung)

(2) mechanistisches Modell z.B. Lerntheorien
passive Person; aktive Umwelt
(quantitative Verhaltensänderung)

(3) Interaktionistisches Modell; z.B. Coping-Ansätze
Person und Umwelt sind aktiv, aber statisch
(eher quantitativ)

(4) dialektisches Modell; z.B. Krisenansätze
Person und Umwelt sind aktiv und dynamisch
(eher qualitativ)
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Was sind die sechs zentralen Themen und leitenden Konzepte bei der Entwicklung im Erwachsenenalter?
(1) Identität
Umfasst kognitive (Selbstkonzept), emotionale (Selbstwertgefühl) und motivationale (Kontrollüberzeugung) Komponente mit biographisch-vertikaler (gestern war ich die gleiche wie heute) und sozial-horizontale (bei Arbeit und Zuhause bin ich die Gleiche) Dimension. Theoretische Ansätze von Erikson (Zentral ist Jugendphase und psychosoziales Moratorium), Marcia (Weiterentwicklung zu Exploration/ Committment -> erarbeitet, vorweggenommen, Moratorium, Diffusion) und Withbourne/Weinstock (Möglichkeit einer ständigen Differenzierung der Identität durch induktive (Akkomodation -> von Erfahrungen auf Identität) und deduktive (Assimilation) Differenzierung
(2) Soziale Beziehungen
Insbesondere Gilligan: Mensch nicht als automomes Wesen, sondern in Hinblick auf andere
(3) Sozialisation: Auflösung von Normalbiografien
(4) Übergänge, Lebensereignisse, Krisen: Welches Potential hat kritisches Lebensereignis für Entwicklung? Meist nicht-normativ; dazu gehören Coping Ansatz und Konzept der Krise.
(5) Subjektive Ziele / Entwicklungsbezogenes Handeln
Whitbourne unterscheidet im Konstrukt der Lebensspanne Szenario (zukunftssorientiert) und Lebensgeschichte (vergangenheitsorientiert). Notwendig sind Erhebungsmethoden (z.B. narrative Interviews), die ermöglichen, subjektive Sicht zu erheben.
(6) Gesundheit: Gesundheit kann positiv/negativ sein. Theoretische Modelle zur Genese der Gesundheit mit großer Ähnlichkeit zur Entwicklungspsychologie. z.B. Salutogenese (Antonovsky), d.h. Meisterung von Gesundheitsrisiken kann Gesundheit fördern und nicht nur Krankheit verhindern) mit Kohärenzgefühl (sein Leben verstehen, es bewältigen können, es als sinnvoll erleben -> Ähnlichkeit zur Identität). Gesundheitsereignisse als kritische Lebensereignisse + als subjektive Auseinandersetzung

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Wie verläuft der Übergang ins frühe Erwachsenenalter, was sind zentrale Kennzeichen und in der Theorie definierte Entwicklungsaufgaben?
Übergang ins Erwachsenenalter ist stark individualisiert und ungleichzeitig; gesellschaftlich bestimmt. Levinson: Adoleszenz zu Ende führen + erste Schritte in Erwachsenenwelt wagen.

Kennzeichen nach Bocknek: (psychisch, interpersonal, gesellschaftlich-kulturell) Gefühl der eigenen Stärke und Fähigkeiten, Welt-Bewusstsein, aktivistische, aber geplante statt impulsiver Orientierung, neue Perspektive auf eigene Person, großes Reservoir an Selbstvertrauen, kompromissloser Idealismus, innovatives Potenzial.

Entwicklungsaufgaben im frühen Erwachsenenalter:
Erikson: intime Bindung eingehen
Havighurst: Lebenspartner suchen, Zusammenleben lernen, Familie grünbden, Kinder erziehen, Hausstand führen, Einstieg in den Beruf, öffentliche Verantwortung übernehmen, soziale Bezugsgruppe finden.
Levinson: Lehrzeit = Lebenstraum entwickeln (Bühler: Lebensbestimmung), Beziehung zu Mentor, berufliche Tätigkeit, Liebesbeziehung und Familie
Giligan: Frauenperspektive; d.h. verstärkte Fortsetzung Identitätssuche, da Frauen Identität über soziale Beziehung definieren.
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Wie wird Arbeitslosigkeit im frühen Erwachsenenalter erlebt und welche Wege des Umgangs damit werden unterschieden?
# Längsschnittuntersuchung von Kohn/ Schooler: Arbeitsbedingungen und Persönlichkeitsentwicklung als reziproker Prozess
# Arbeitserfahrung wirkt sich stärker auf andere Lebensbereiche aus, als umgekehrt; z.B. Arbeitsbedingungen und Erziehungsverhalten.
# Arbeitslosigkeit als Prozess: Einstieg und Angst vor Verlust, Beginn, andauernde Arbeitslosigkeit, Ende, Situation im neuen Beruf
# Strehmel/ Halsig: Bewältigungsstrategien aktionaler (zahlreiche Bemühungen, die alle scheitern), emotionaler (Versuch der Selbstbeschwichtigung, was Gefühl verschlimmert), kognitiver (self fullfilling prophecy), motivationaler (nur noch Jobmentalität) und sozialer (Isolation) Teufelskreis.
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Wodurch ist das mittlere Erwachsenenalter charakterisiert und was lässt sich daraus für das Phänomen der midlife crisis schlussfolgern?
# 7 Erklärungsansätze von Prim: Abnahme der Geschlechtshormonproduktion, langfristige Lebensziele werden oft als unrealistisch erkannt, lange vernachlässigte Lebensziele tauchen wieder auf, typische Entwicklungsaufgaben wie z.B. Generativität/ Produktivität sind zu bewältigen, Auseinandersetzung mit Endlichkeit des Daseins beginnt, kritische Veränderungen in Familienverhältnis z.B. Auszug der Kinder, häufig sind einschneidende Lebensereignisse.
# Gould: Ilussionen als Dämonen der Kindheit überwinden: Sicherheit durch die Eltern, Unsterblichkeit, männlicher Beschützer, Familienwelt, Unschuld,
# Levinson: Stufenmodell Übergang zur Lebensmitte, Eintritt ins mittlere Erwachsenenalter, Übergang in die 50er Jahre, Höhepunkt des mittleren Erwachsenenalters

Es gibt keine universelle Krise im Erwachsenenalter. Bisherige Forschung war eher Kohorteneffekt!
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Womit beginnt der Eintritt in das späte Erwachsenenalter, wie kann Altern als Entwicklungsprozess verstanden werden und wie lassen sich ältere Menschen unterscheiden? Was sind kritische Lebensereignisse?
Altern als Entwicklungsprozess: intraindividuelle Veränderungen (allerdings nicht in allen Bereichen), multidimensionaler Prozess, multidirektional, multikausal

Eintritt kann weder von Sozial- und erhaltenswissenschaften noch durch Biologie eindeutig bestimmt werden; stattdessen: sozialadministrative Regelungen (Ruhestand)

Unterscheidungen: kalendarisches Alter, Gesundheitszustand, Familien-, Haushalt- und Wohnsituation.

Kritische Lebensereignisse: Eintritt in den beruflichen Ruhestand, Verwitwung, Übersiedlung ins Altenheim und ins betreute Wohnen, Krankheit und Pflegebedürftigkeit
 

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Welche theoretischen Perspektiven über das Altern können unterschieden werden?
Theoretische Perspektiven über das Altern
# Soziologischer Ansatz des disengagement von Cumming/ Henry
# Sektion, Optimierung, Kompensation nach Baltes
# Kognitive Persönlichkeitstheorie von Thomae als Alterskonzept des subjektiven Lebensraumes: entscheidend ist Gleichgewichtszustand zwischen kognitiver Struktur und Bedürfnissystem des Individuums
# Havighurst Entwicklungsaufgaben (Anpassung an abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit, Anpassung an den beruflichen Ruhestand, Anpassung an Partnerverlust, Bejahung zur Zugehörigkeit zur älteren Personengruppe, Veränderung des Rollenrepertoires; Barett unterscheidet regressive und kompensatorische Entwicklungsaufgaben.
# Krisen: Erikson; Ich-Integrität versus Verzweiflung; Peck; Liebermann: prozesshafter Ansatz: Verlustereignisse + grundlegende Veränderung der Lebensumstände
# Entwicklungspsychologisch: Saup -> konstruktives Altern; es ergeben sich Entwicklungsgelegenheiten.
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Was sind die zentralen Entwicklungsaufgaben im mittleren Erwachsenenalter und die kritischen Lebensereignisse? Wie entwickelt sich nach Withbourne der Identitätsstil?
Entwicklungsaufgaben
# Erikson: Generativität versus Stagnation
# Havighurst: Kindern zu reifen Erwachsenen verhelfen, soziale und politische Verantwortung entwickeln, befriedigende berufliche Entwicklung, Freizeitinteressen entwickeln, physiologische Veränderungen akzeptieren.
# Peck: Weisheit höher schätzen als körperliche Kräfte, Sozialisierung statt Sexualisierung in den menschlichen Beziehungen, Flexibilität in emotionalen Bindungen statt emotionaler Verarmung; geistige Beweglichkeit statt Starre.

Kritische Lebensereignisse:
Schulabschluss der Kinder, Menopause, empty nest, Großelternschaft, Pensionierung des Partners; zudem: non-normative Ereignisse. Zur Bewältigung nehmen nach Vaillant reife Bewältigungsstile (Humor, Antizipation, Sublimierung, Altruismus, Unterdrückung) gegenüber unreifen (Ausagieren, Phantasie, passive Aggression, Hypochondrie, Projektion) zu.

Identitätsstile nach Whitbourne verfestigen sich: entweder Offenheit für neue Erfahrungen (akkomodativer Identitätsstil) oder Festhalten an bisherigen Maßstäben (assimilativer Identitätsstil)

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Wie verändert sich Intelligenz im späten Erwachsenenalter?
Entscheidend ist erstens von was für einem Intelligenzbegriff man ausgeht: z.B. Unterscheidung zwischen fluider (auf unterschiedlichste Situationen anwendbar) Intelligenz und kristallisierter Intelligenz (Kulturwissen) (nach Catell/ Horn)

Schaie stellt empirische Befunde zur Intelligenzentwicklung dar: Intelligenzreduzierung frühestens ab 80, Verminderung am deutlichsten in geschwindigkeitsgebunden/ wahrnehmungsabhängigen Bereichen, unabhängig vom Alter sind Herz- Kreislauferkrankungen + ungünstige Umwelt entscheidend, Längsschnittuntersuchungen zeigen positiveres Bild zu Intelligenz im Alter, unterschiedliche Umweltbedingungen spielen bis 60 große Rolle, Alterskohortenunterschiede sind bedeutsamer als Altersunterschiede.

Bedingungsfaktoren sind Gesundheitszustand, stimulierende Umweltbedingungen, sozioökonomischer Status, Bildungsstand


Flashcard set info:
Author: youka
Main topic: Bildungswissenschaften
Topic: Modul 1D
School / Univ.: Fernuniversität
City: Hagen
Published: 05.04.2010
 
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